Schweigen Zitate (Seite 18)
Die Sterne sind erblichen
Mit ihrem Goldnen Schein;
Bald ist die Nacht entwichen,
Der Morgen tritt herein.
Noch waltet tiefes Schweigen
Im Tal und überall;
Auf frisch getauten Zweigen
Singt nur die Nachtigall.
Sie singet Lob und Ehre
Dem hohen Herrn der Welt.
Der überm Land und Meere
Die Hand des Segens hält.
Er hat de Nächt' vertrieben,
Ihr Kindlein fürchtet nichts;
Stets kommt zu seinen Lieben
Der Vater allen Lichts.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Morgenlied
Die Sterne sind erblichen
mit ihrem güldnen Schein;
bald ist die Nacht entwichen,
der Morgen dringt herein.
Noch waltet tiefes Schweigen
im Tal und überall;
auf frisch betauten Zweigen
singt nur die Nachtigall.
Sie singet Lob und Ehre
dem hohen Herrn der Welt,
der überm Land der Meere
die Hand des Segens hält.
Es hat die Nacht vertrieben;
ihr Kindlein fürchtet nichts!
Stets kommt zu seinem Leben
der Vater allen Lichts.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Abend
Lehnst an meine Schulter du
Sanft dein Haupt mit Schweigen,
Spiel ich dir ein altes Lied
Auf der alten Geigen.
Und die Seele, mild gerührt
Ob dem süßen Klingen,
Fliegt zum hellen Abendrot
Auf der Hoffnung Schwingen.
Und im Auge dir und mir
Glänzt die stille Frage:
Bleiben Lieb’ und Seligkeit
Bei uns alle Tage?
Wenn die Rosen sind verblüht,
Wenn die Saiten sprangen,
Wird ob unserm Haupte dann
So der Himmel prangen? –
Stumm noch lauschst du meinem Lied,
Ob ich schon geendet;
In die Weite...
Otto Ernst
Treue
Wenn schon alle Vögel schweigen
In des Sommers schwülem Drang,
Sieht man, Lerche, dich noch steigen
Himmelwärts mit frischem Klang.
Wenn die Bäume all' verzagen
Und die Farben rings verblühn,
Tannbaum, deine Kronen ragen
Aus der Öde ewig grün.
Darum halt nur fest die Treue,
Wird die Welt auch alt und bang,
Brich den Frühling an aufs neue,
Wunder tut ein rechter Klang!
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Frühlingsdämmerung
In der stillen Pracht,
in allen frischen Büschen und Bäumen
flüstert's wie Träumen
die ganze Nacht.
Denn über den mondbeglänzten Ländern
mit langen weißen Gewändern
ziehen die schlanken
Wolkenfrau'n wie geheime Gedanken,
senden von den Felsenwänden
hinab die behenden
Frühlingsgesellen, die hellen Waldquellen,
die's unten bestellen
an die duftgen Tiefen,
die gerne noch schliefen.
Nun wiegen und neigen in ahnendem Schweigen
sich alle so eigen
mit Ähren und Zweigen,
erzählens'...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Mahnung
Genug gemeistert nun die Weltgeschichte!
Die Sterne, die durch alle Zeiten tagen,
ihr wollet sie mit frecher Hand zerschlagen
und jeder leuchten mit dem eignen Lichte.
Doch unaufhaltsam rucken die Gewichte,
von selbst die Glocken von den Türmen schlagen,
der alte Zeiger, ohne euch zu fragen,
weist flammend auf die Stunde der Gerichte.
O stiller Schauer, wunderbares Schweigen,
wenn heimlich flüsternd sich die Wälder neigen,
die Täler alle geisterbleich versanken
und in Gewittern von...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Morgengebet
O wunderbares, tiefes Schweigen,
Wie einsam ist's noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
Als ging der Herr durch's stille Feld.
Ich fühl' mich recht wie neu geschaffen,
Wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt' erschlaffen,
Ich schäm' mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
Will, ein Pilger, frohbereit
Betreten nur wie eine Brücke
Zu dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,
um schnöden...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Der Unweise wacht alle Nächte,
denkt an dies und das,
müde ist er, wenn der Morgen kommt,
die Sorge aber dieselbe ist.
Der Unweise,
wenn zu eigen er Gut oder Liebe erlangt,
der Stolz wächst ihm, der Verstand aber nicht;
er steigt höher im Hochmut nur.
Viel schwatzt der Mann
der nicht schweigen kann, unverantwortlich aus;
rasche Zunge, die man im Zaun nicht hält,
spricht sich oft Unglück an.
Edda
November
Grau verwirrt der leere Wald.
Mit tausend blauglühenden Ätheraugen,
Hoch durch schwarzen Fichtenbehang,
Irren Heere blauer gigantischer Blüten.
Von fremden Dolden,
Niemand hat je sie belauscht,
Blüht jeder Morgen im Grase
Eisiger Samen.
Graue Frauen,
Die lautlos im Reigen kamen,
Sind lautlos gegangen.
Der Bleichen Juwelen
Strahlende Fäden
Irisgrün, irisgolden,
Hangen an allen Zweigen.
In nackten Kronen singen
Wachszarte Ströme der Sonne.
Um bloße Säulen,
Auf weißen Schwingen...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Keine Wolke stille hält,
Wolken fliehn wie weiße Reiher;
Keinen Weg kennt ihre Welt,
Und der Wind, das ist ihr Freier.
Wind der singt von fernen Meilen,
Springt und kann die Luft nicht lassen
Einer Landstraß nachzueilen,
Menschen um den Hals zu fassen.
Und das Herz singt auf zum Reigen,
Schweigen kann nicht mehr die Brust;
Menschen werden wie die Geigen,
Geigen singen unbewußt.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Erster Schnee
Fern, irgendwo im Himmelblau,
Ein sonderzartes Land.
Die Heiden weiß,
Besprossen lilaklare Primelblüten.
Blüten groß, offen erschlossen,
Augen, weite Augen, die an Tränen saugen,
Sanfte Augen, die ein Paradies behüten.
Mit weißen Fingern
Ein stilles Kind
Spielt mit den Primeln,
Lacht mit dem Wind.
Zaudernd auf schleichenden Zehen,
Über die Blüten,
Weiße Rudel
...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey