Meer Zitate (Seite 7)
Das Leben
Das Leben kann wie ein Bach sein,
in dem man mit Steinen einen Damm baut.
Und auf der ganzen Linie ist Stillstand!
Das Leben kann wie ein kalter Winter sein,
der die Landschaft mit Schnee bedeckt.
Und alles erstarrt zu Eis!
Das Leben kann wie ein Kamin sein,
in dem ein Feuer brennt.
Und es bleibt nur Asche zurück!
Das Leben kann aber auch wie ein Regenguss sein,
der das Land fruchtbar macht.
Und im Tal blühen die Bäume!
Das Leben kann auch wie ein Vogel sein,
der am Himmel seine...
Jutta Schulte
Der Kajütenjunge
Die Nacht hängt schwarz im Hafen;
die Schiffe haben kaum Gesicht.
Maat und Kapitän, sie schlafen.
nur der Kajütenjunge nicht.
Ihn treiben die Gedanken;
Das Schiff, es schauckelt sacht.
Er würd' dem Himmel danken;
Ein Mädchen für die Nacht.
Die Nacht hängt schwarz im Hafen;
Dem Jungen sind die Augen schwer.
Bald ist er eingeschlafen.
Es weht ein kalter Wind vom Meer.
Manfred Schröder
Adler sind meine Gedanken!
Adler sind meine Gedanken!
Flattern hoch in der Lüfte blaulichem Meer.
Adler der Lüfte sind meine Gedanken.
Fassen die Beute so hoch und hehr.
Aber das Opfer, so grausam zerrissen,
Fliehendes Leben verkündend im Schmerz –
Mußt' es verhehlend am Ende doch wissen:
Daß es das eigne verblutende Herz.
Schwäne sind meine Gefühle!
Theilen still jener Tiefe wogende Nacht!
Singende Schwäne sind meine Gefühle,
Singen der Sonne verheerende Pracht.
Aber die Gluthen, die sie...
Luise Adelaide Lavinia, genannt Adele Schopenhauer
Der Sänger breitet es glänzend aus,
Das zusammengefaltete Leben;
Zum Himmel schmückt er das irdische Haus,
Ihm hat es die Muse gegeben;
Kein Dach ist so niedrig, keine Hütte so klein,
Er führt einen Himmel voll Götter hinein.
Und wie der erfindende Sohn des Zeus
Auf des Schildes einfachem Runde
Die Erde, das Meer und den Sternenkreis
Gebildet mit göttlicher Kunde,
So drückt er ein Bild des unendlichen All
In des Augenblicks flüchtig verrauschenden Schall.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Es führt dich meilenweit von dannen
Und bleibt doch stets an seinem Ort,
Es hat nicht Flügel auszuspannen
Und trägt dich durch die Lüfte fort.
Es ist die allerschnellste Fähre,
Die jemals einen Wandrer trug,
Und durch das größte aller Meere
Trägt es dich mit Gedankenflug,
Ihm ist ein Augenblick genug!
Dies leichte Schiff, das mit Gedankenschnelle
Mich durch die Lüfte ruhig trägt,
Sich selbst nicht von dem Ort bewegt,
Das Sehrohr ists, das in die Ferne
Den Blick beflügelt bis ins Land der Sterne.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Hymne an den Unendlichen
Zwischen Himmel und Erd, hoch in der Lüfte Meer,
In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zackenfels,
Wolken türmen
Unter mir sich zu Stürmen,
Schwindelnd gaukelt der Blick umher,
Und ich denke dich, Ewiger.
Deinen schauernden Pomp borge dem Endlichen,
Ungeheure Natur! Du, der Unendlichkeit
Riesentochter,
Sei mir Spiegel Jehovas!
Seinen Gott dem vernünftgen Wurm
Orgle prächtig, Gewittersturm!
Horch! er orgelt – Den Fels, wie er herunterdröhnt!
Brüllend spricht der Orkan...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Des Menschen Taten und Gedanken, wißt,
sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.
Die innre Welt, sein Mikrokosmos, ist
der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.
Sie sind notwenig wie des Baumes Frucht,
sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.
Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,
so weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Ein Samariter
Ist noch ein Rest von Lieb' in dir,
So geize nicht und gieb ihn her;
Die reiche, menschenvolle Welt
Ist ja an Liebe gar so leer.
Auf Märkten biete sie nicht feil,
Auch zu Palästen trag' sie nicht;
Doch tritt dereinst an deinen Weg
Ein still verhärmtes Angesicht –
Dem sprich: Bedarfst du wohl des Oels?
Zeig' deine Wunde, hier mein Krug! –
Und in der Herberg pfleg' ich dein,
Wenn diese Gabe nicht genug.
Ob Dank, ob Undank dir vergilt
Du ziehe stillen Gang's davon,
Daß du ein...
Georg Scheurlin
Laß die breitgetretnen Plätze,
Steig nach unten, klimm nach oben;
Reiche Nibelungen-Schätze
Liegen rings noch ungehoben.
Und du schaust vom Grat der Berge
Fernes Meer und Ufer dämmern,
Hörst tief unten der Gezwerge
Erzgewaltig dumpfes Hämmern.
Mannagleich wird dich erquicken
Süße, starke Geistesnahrung,
Hell vor den gestählten Blicken
Glänzt die alte Offenbarung:
Wie der gröbste und der feinste
Faden sich zu einem Netz schlingt,
Wie durchs Größte und das Kleinste
Stets das...
Joseph Victor von Scheffel
Menschenloos
Fürwahr, wir sind ein glückliches Geschlecht!
Denn wahrlich, wahrlich, deut' ich's recht,
Sind wir nicht mehr als die Tiere auch,
Die der Mensch gezähmt zu seinem Gebrauch:
Ich möcht mit dem Sturm durch die Erde jagen,
Eichen entwurzelnd, Meere zerwühlend,
Und zuletzt an zackigem Felsengeklüfte
Die nackte Gespensterstirn zerschlagen,
Daß es von Kluft zu Kluft
Widerhalle in Ewigkeit ...
Ludwig Scharf
Frühlings-Hymne
Dieser blaue Frühlingsmorgen-Himmel
Und dies junge frische Blattgewimmel,
Drin der Wind von Ast zu Aste springt –
Bis sich Blatt mit Blatt im Tanze schwingt –
Diese Flitterwochenzeit der Bäume,
Ihre ersten Sonnen-Blütenträume
Unterm blauen Hochzeitsbaldachin –
Dieses golddurchwirkte Farbenglühn …
O, dies unaussprechlich zarte Beben,
Leib-inLeib- und Seel-in-Seel-Verweben,
Dies Beseeltsein stummster Kreatur,
Offenbarend ihre Gottnatur! …
Bad dich nun, mein Herz, von Staub und...
Ludwig Scharf