Spiel Zitate (Seite 8)
Er rauscht und rauscht ...
Unaufhaltsam strömt er vorbei,
Der schimmernde Strom unsres Lebens,
Wir aber jauchzen ihm zu.
Wir stehen am Ufer
Törichte Kinder,
Wir schauen hinein in die tanzenden Wogen
Und werfen Blumen hinab,
Blumen und Kränze.
Die Welle erfaßt sie mit gierigen Händen,
Sie trägt sie davon in wirbelndem Spiel.
Weit ... weit ...
Dann schrecken wir auf,
Sehn unsre leeren, zitternden Hände,
Rufen den Blumen
Und weinen.
Anna Ritter
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil's wohltut, weil's frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
Und laß deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.
Joachim Ringelnatz
Schallplatten
Schallplatten, ihr runden,
Verschönt uns die Stunden
Laut oder leise,
Tief oder hell,
Wie wir euch bestellt.
Dreht euch im Kreise.
Das Karussell
Der geistigen Welt.
Erwähltes schwinge,
Ein Spiel erklinge,
Ein Sänger singe,
Ein Dichter spricht;
Aus fernen Landen,
Aus Nichtmehrvorhanden.
Wir sehen sie nicht.
Was sie uns gegeben,
Wird Künftigen bleiben,
Wird weiter leben,
Wie ihr es banntet,
Ihr kreisenden Scheiben,
Wie ihr erkanntet,
Was ewig gefällt.
Die Kunst erhält.
Joachim Ringelnatz
Liebe auch läßt sich den Wellen vergleichen,
Sehnsucht wälzt ihre Wogen zum Ziele,
flüchtendes Nahen, nahendes Weichen,
heiligster Ernst und doch schönstes der Spiele.
Dieses Erkämpfen mit Raunen und Rosen
schon mit der Venus den Wellen entstiegs,
süß vom verstohlenen Augenkosen
bis zu dem Kusse, dem Siegel des Siegs.
Joachim Ringelnatz
Letzter Abend
Und Nacht und fernes Fahren; denn der Train
Des ganzen Heeres zog am Park vorüber.
Er aber hob den Blick vom Clavecin
Und spielte noch und sah zu ihr hinüber
Beinah, wie man in einen Spiegel schaut:
So sehr erfüllt von seinen jungen Zügen
Und wissend, wie sie seine Trauer trügen,
Schön und verführender bei jedem Laut.
Doch plötzlich wars, als ob sich das verwische:
Sie stand wie mühsam in der Fensternische
Und hielt des Herzens drängendes Geklopf.
Sein Spiel gab nach. Von...
Rainer Maria Rilke
Frühling ist wiedergekommen. Die Erde
ist wie ein Kind, das Gedichte weiß;
viel, o viele ... Für die Beschwerde
langen Lernens bekommt sie den Preis.
Streng war ihr Lehrer. Wir mochten das Weiße
an dem Barte des alten Manns.
Nun, wie das Grüne, das Blaue heiße,
dürfen wir fragen: sie kanns, sie kanns!
Erde, die frei hat, du glückliche, spiele!
nun mit den Kindern. Wir wollen dich fangen,
fröhliche Erde. Dem Frohsten gelingts.
O, was der Lehrer sie lehrte, das Viele,
und was gedruckt steht in...
Rainer Maria Rilke
Ich fürchte mich so vor der
Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich
aus:
Und dieses heißt Hund und
jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das
Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn,
ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und
war;
kein Berg ist ihnen mehr
wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade
an Gott.
Ich will immer warnen und
wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so
gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr
und stumm.
Ihr bringt mir alle...
Rainer Maria Rilke
Ich finde dich in allen diesen Dingen,
denen ich gut und wie ein Bruder bin;
als Samen sonnst du dich in dem Geringen
und in dem Großen gibst du groß dich hin...
Das ist das wundersame Spiel der Kräfte,
daß sie so dienend durch die Dinge gehn:
in Wurzeln wachsend, schwindend in die Schäfte
und in den Wipfeln wie ein Auferstehn.
Rainer Maria Rilke
Harfenklänge
Es säuselt der Wind
wie Harfenklang.
Die Möwe schwebt auf seinen Tönen
und nur die Welle tut sich schwer;
unwillig folgend
seinem Drängen.
Mit dumpfem Schall
fällt sie in sich zusammen.
Im Rücklauf gibt sie
ihre Ohnmacht kund.
Du Wind,
glättest das Meer
mit der Abendsonne Schein.
Ihr seid eins,
wenn sich der Klang der Melodien
im Spiel mit Sand
und Muscheln
zur Symphonie
vereint.
Otto Reinhards
Rollenspiel
Wie ein Clown komm ich mir oft vor,
ziehe im Kreis meine Wege,
nehme alles hin mit Humor,
in meiner Daseinsmanege.
Ich spiele brav meine Rolle,
mit Tränen im fahlen Gesicht,
hab den Leib unter Kontrolle,
obwohl mein Herz langsam zerbricht.
Man sieht mich ständig nur lachen,
erkennt nicht den Funken der Not,
ich mach die tollkühnsten Sachen,
doch innerlich bin ich längst tot.
Selbst wenn ich zu Boden falle,
allein nicht mehr aufstehen kann,
klatschen die Zuschauer alle,
rufen...
Horst Rehmann
Am Fenster
Ich sitze einsam am Fenster,
seh eine Nebelwand,
und Menschen fast wie Gespenster,
hastend am Straßenrand.
Plötzlich erkenn ich Gesichter,
nur einen Augenblick,
sie strahlen heller als Lichter,
erschreckt zuck ich zurück.
Deutlich habe ich dich erkannt,
deine Augen, den Mund,
beides unverkennbar charmant,
so erfrischend, so rund.
Jetzt seh ich nur noch Konturen,
der Nebel spielt sein Spiel,
aus Menschen macht er Figuren,
verwischt deren Profil.
Ich sitze einsam am Fenster,
seh in...
Horst Rehmann
Entdeckt am Wegesrand
Du entdeckst nah am Wegesrand,
ein glänzendes Etwas im Gras,
es steckt zum Teil noch im Sand,
ist aus geschliffenem Glas.
Sehr behutsam legst du es frei,
entfernst den klebrigen Lehm,
dann sagst du so ganz nebenbei:
Diese Farben sind mir genehm.
In deinen zierlichen Händen,
liegt eine Kugel aus Glas,
du bist am Drehen und Wenden,
doch dann vergeht dir der Spaß.
Es ist nichts Wert und auch nicht rein,
was Du am Wegrand findest,
meistens ist es mehr Schein als Sein,
es...
Horst Rehmann
Schleichender Herbst
Langsam schleicht der Herbst ins Land,
schickt Stürme und viel Regen,
Sommerzeit hat er verbannt,
um sein Farbkleid auszulegen.
Gerne mag er Braun und Gelb,
ebenso das fahle Grau,
mit dem Zauberwörtchen "welk"
beendet er die Gartenschau.
Bäume macht er nackt und kahl,
schickt Vögel auf die Reise,
Nebelbänke bis ins Tal
verteilt er still und leise.
Jedes Jahr treibt er dies Spiel,
lässt sich durch nichts vertreiben,
hat vor Augen nur ein Ziel,
bis zum Winter stark zu bleiben.
Horst Rehmann
Plumps
Der Frosch und eine Kröte
still hockten beieinander.
Da sprach der Frosch zur Kröte:
Geh, sei doch nicht so blöde
und spiel mir etwas vor
auf deinem Pfeifenrohr.
Der Frosch auf einem Strunken
war gern dazu bereit
und quakte traumversunken,
von feuchter Liebe trunken,
Quak, quak!
ein rührsam Chansonett:
Mücken summen um mein Bett,
die frechen,
sie sind schon worden sommerfett
und stechen.
Quak, quak!
Nun ist es hohe Zeit,
darin zu ruhn zu zweit,
wir könnten dann die Mucken
vereint...
Heinrich von Reder