Spiel Zitate (Seite 6)
Jeder wünscht zum neuen Jahr!
Aber würde alles wahr,
Dann wär' es um die Welt,
Glaubt es, jämmerlich bestellt!
Wolltet ihr die Welt verbessern,
(Bloße Wünsche tun es nie,
Spiele sind's der Phantasie!)
Wolltet ihr die Welt verbessern,
Fange jeder an bei sich,
Denn der Mittelpunkt der größern
Welt ist jeglichem sein Ich.
Heinrich Daniel Zschokke
Puzzleteil
Laß mich Dein Puzzleteil sein,
in Deinem Spiel des Lebens,
ich bin dann nur Dein
und all der Schmerz war nicht vergebens.
Laß mich Dein Puzzleteil sein,
Deine fehlende Seite ergänzen,
ich bin dann nur Dein,
aber ich setze Dir keine Grenzen.
Willst Du mein Puzzleteil sein,
mit mir eine neue Welt entdecken,
willst Du mein sein, wie ich Dein,
zwei Leben und doch eins, sich vor uns erstrecken.
Klemens Winterer
Weil ich mein Wesen so mit Härte gürte,
Glaub' nicht darum, daß ich aus Härte bin!
Tief ruht in mir ein mildgewillter Sinn,
Den nur der rechte Zauber nie berührte.
Wirf einem, der die Hand nach heiliger Myrte
Sich auftun hieß, Unkraut und Dornen hin
Und reich dem Durste Wein, wo Galle drin –
Dies ist das Leben, das ich immer führte.
Von Angefaultem ward mir Übermaß
All meine Zeit. Was immer mir verfiel,
War nicht mehr rein und trug in sich den Fraß,
Kaum gut genug für ein betäubtes...
Anton Wildgans
Den einen faßt das Leben lind
Den einen faßt das Leben lind,
Mag hoch die Flut auch schwellen,
Es tragen, wie ein Liebeskind,
Geduldig ihn die Wellen.
Den andern will der Wogen Spiel
Entrücken seinen Wegen,
Und bis zum Tod, nach seinem Ziel
Schwimmt er dem Strom entgegen.
Ein dritter bleibt am Ufer steh'n, –
Des Lebens Glück und Leiden,
Er darf sie nur von ferne seh'n
Und sehnt sich wohl nach beiden!
O Tag um Tag vorbei ihm schwebt,
Heut klarer, morgen trüber,
Er hat das Leben nicht...
Wilhelmine Gräfin von Wickenburg-Almasy
Arm in Arm von hinnen scheiden,
Wie wir Arm in Arm gelebt,
Hat als Ideal uns beiden
Einst im Glücke vorgeschwebt.
Und nun bist du fortgezogen,
Fort ins unbekannte Meer,
Und von allen Lebenswogen
Spült dich keine wieder her.
Über mir zusammenschlagen
Wird derselben Wellen Spiel,
Und dieselben Fluten tragen
Mich wie dich zum selben Ziel.
Irr' ich auch in jenen Weiten
Dann allein mit meinem Harm?
Ziehn wir durch die Ewigkeiten
Wieder selig Arm in Arm?
Albrecht Graf Wickenburg
Sonett
Wie schien die alte Feindschaft nun besiegelt
In gültigem Vertrag: ein Lächeln hing
Geheimnislos von einem Lächelnden; verriegelt
Schloß sich der Mund dem Schweigenden, es fing
Die Rede sich in anmutvollem Spiel
Verschlungen wandelnd, schwesterlich vertraut:
Wie war den Wandernden verwandt das Ziel
Wie sicher schien das (alte) Haus gebaut:
Da traf ein Blick aus alten Feindschaftstagen:
Nachtdunkler Weg erstand ins Unbekannte
Aus sanften Worten strömten wilde Klagen.
Gesprochenes...
Maria Luise Weissmann
Das Klavier
Süßertönendes Klavier,
Welche Freuden schaffst du mir!
In der Einsamkeit gebricht
Mir es an Ergötzen nicht;
Du bist, was ich selber will,
Bald Erweckung und bald Spiel.
Scherz ich, so ertönet mir
Ein scherzhaftes Lied von dir;
Will ich aber traurig sein,
Klagend stimmst du mit mir ein;
Heb ich fromme Lieder an,
Wie erhaben klingst du dann!
Niemals öffne meine Brust
Sich der Lockung falscher Lust!
Meine Freuden müssen rein,
So wie meine Saiten sein,
Und mein ganzes Leben nie
Ohne...
Christian Felix Weiße
Montag erst. – Entsetzlich! Freudelos
Neu beginne, wo die Woche schloß.
Dienstag erst. – Entsetzlich! Ohne Sinn
Spinnen fort des Lebens grau Gespinn.
Mittwoch erst. – Entsetzlich! Ohne Ziel
Neu durchspielen das gespielte Spiel.
Donnerstag. – Entsetzlich! Ohne Gnad
Neu durchmessen den durchmessnen Pfad.
Freitag schon. – Entsetzlich! Wirrer Tand
Neu durchwaten den durchwatnen Sand.
Samstag schon. – Entsetzlich! Ohne Gruß
Ewig wandern um des Hügels Fuß.
Sonntag heut. – Entsetzlich! Wieder...
Christian Wagner
Sie war ein Kind vor wenig Tagen,
Sie ist es nicht mehr, wahrlich nein!
Bald ist die Blume aufgeschlagen,
Bald hüllt sie halb sich wieder ein.
Wen kann ich um das Wunder fragen?
Wie? oder täuscht mich holder Schein?
Sie spricht so ganz mit Kindersinne,
So fromm ist ihrer Augen Spiel;
Doch großer Dinge werd' ich inne,
Ich schau' in Tiefen ohne Ziel.
Ja! Wunder sind's der süßen Minne,
Die Minne hat der Wunder viel.
Ludwig Uhland