Leiden Zitate (Seite 13)
Niemand kann verlornen Harrens Schmerzen
Einem sehnsuchtsvollen Frauenherzen
Je vergelten, niemand ihr vergüten,
Was in solchen unermeßnen Stunden
Still der Wurm genagt von ihren Blüten,
Der auch nicht, um den sie es empfunden.
Wenn er dann auch stürzt zu ihren Füßen,
Leiden und versäumtes Glück beklagt;
Schmerz hat weh getan, der Wurm genagt.
Aber mancher kehret nie mehr wieder,
Drückt er auch ein Herz zum Grabe nieder.
Nikolaus Lenau
Wenn du dir willst ein Lied beleben,
So mußt du stille Pfade gehen,
Des Liedes Seele mußt du finden.
Und sie mit Dichteraugen sehen.
Hast du gefunden die Bedeutung,
So war dein Mühen nicht vergebens,
Es fügen sich die wirren Laute
Für dich zur Harmonie des Lebens.
Und wenn du fühlst der Menschheit Schmerzen,
Die da in tausend Liedern klagen,
So wirst du selbst in schweren Stunden
Dein eignes Leiden stolz ertragen.
Otto von Leixner
Die Zwei
Ein blinder Bettler
Und ein taubstummer Pensionist
Ertasten – der eine sieht es auch –
Was vom Leben zu erfahren ist
Sagen kann der eine
Was der andere nicht hört
Sehen der andere was den einen womöglich stört
Und so steht über diesen beiden
Zeitlos ein gerechter Segen
Sie verschwenden keine Gedanken an ihre Leiden
Weil ja keinerlei Ängste
Ihre Gemüter verstören
Heinz Körber
Ach seht wie im Winde
die Linde
nun zittert,
ihr Laub vor dem Walde
zu Balde
verwittert.
Und klag auf der Heide
mit Leide
man übet
so hat mir die Minne
die Sinne
betrübet.
Ach, sehnende Leiden
bescheiden mit Sorgen
die muß ich ertragen
ohn Klagen
verborgen
Die stets mir verholen
gestohlen
den Schlummer
die läßt mich vergehen
in Wehen
und Kummer
Oh gnädig erscheine
du Reine
mir Armen
und laß Dich die Schmerzen
von Herzen
erbarmen
Den Geist mir entbinde
geschwinde vom...
Konrad von Würzburg
Rückblick
Die Zeit, in der wir heute leben,
unser jetziges Soeben,
das angebrochene Jahrtausend,
hektisch ist es, laut und brausend –
und doch…
Rinderwahn und PISA-Pleiten,
Vogelpest und Sturmgezeiten
begleiten unsere Gegenwart,
die nicht mit saurem Regen spart –
und doch…
Dauer-Staus auf Autoreisen,
Steuerlast bei höchsten Preisen,
Terror-Ängste, Drogen-Dealer,
AIDS-Gefahr, Falschgeldspieler –
und doch…
Am Ende ergibt sich
die Rente mit siebzig,
weil wir alle bescheiden
an kranken Kassen...
Klaus Klages
Schöne Brücke, hast mich oft getragen,
Wenn mein Herz erwartungsvoll geschlagen
Und mit dir den Strom ich überschritt.
Und mich dünkte, deine stolzen Bogen
Sind in kühnerm Schwunge mitgezogen,
Und sie fühlten meine Freude mit.
Weh der Täuschung, da ich jetzo sehe,
Wenn ich schweren Leids hinübergehe,
Daß der Last kein Joch sich fühlend biegt;
Soll ich einsam in die Berge gehen
Und nach einem schwachen Stege spähen,
Der sich meinem Kummer zitternd fügt?
Aber SIE, mit anderm Weh und Leiden
Und...
Gottfried Keller
Halt' aus, und wenn auch Schlag auf Schlag
Das Schicksal dir erteilt,
Vertraue fest, es kommt der Tag,
Der deine Leiden heilt!
Bedenke, wie so manches Herz
Bedrückt von Not Angst;
Verdoppelt fühlest du den Schmerz,
Wenn du in Kleinmut bangst.
So lang' des Menschen flücht'ger Fuß
Den Erdenkreis durcheilt,
Ruft ihm der Schmerz den düstern Gruß,
Wo er auch immer weilt.
Halt' aus und stehe unverzagt,
Wirf kühn den Feind zurück,
Den frischen Mut, der furchtlos wagt,
Ihn krönt allein das Glück.
Agnes Kayser-Langerhanns
Zwei Gräber
Sie liebten sich und mußten, ach, sich meiden!
Im Traum nur durften sie einander sehen,
Im Traume sich ihre Liebe eingestehen,
Denn eine weite Kluft lag zwischen beiden.
Da kam der stille Tod und machte Frieden,
Mit milder Hand versöhnt' er ihre Leiden,
Und während sonst im Tod die Menschen scheiden,
Hat sie der Tod vereinigt noch hienieden.
Sein Grab umklettern blüh'nde Rosenranken
Sie sind vom Hügel sanft hinabgestiegen,
Sich zärtlich an das Immergrün zu schmiegen,
Das ihrem...
Max Kalbeck
Eine Seele
In deinen Liedern lebt mein Leben,
Durch meine Lieder strömt dein Blut.
Ein unerschöpftes Nehmen, Geben
Und eine unerschöpfte Glut.
Ein Lächeln nur und nur ein</em> Leiden,
Du bist in mir und ich in dir.
Und kommt das Glück, es winkt uns beiden,
Und keiner bettelt: Komm zu mir!
Und wenn mein Blick vom letzten Ziele
Ins fremde Land hinüberrinnt,
Du fühlst es mit, wie ich es fühle,
Weil wir so ganz verkettet sind.
Ludwig Jacobowski
Wenn du, um größ'res Weh zu meiden,
von dem, was du geliebt, mußt scheiden –
Geh nicht in Groll! Geh nicht in Zorn!
Die Zeit wird mildern deine Schmerzen;
Doch gehst du mit verhülltem Herzen,
Bleibt in der Wunde dir der Dorn.
Du mußt ihn immerdar empfinden,
Manch größ'res Leiden wird verschwinden,
Indes das kleine dir verblieb;
Es wird vergiften dir das Leben,
Daß du gezürnt und nicht vergeben;
Drum – eh du scheidest, o vergib!
Ludwig Ißleib
Genügsam
Herz, lerne dich bescheiden,
Du allbegehrlich Kind,
Der Liebe ward das Leiden
Zum Wiegenangebind'.
Herz, lerne dich vertragen
Mit deinem kargen Los,
Es trägt auch das Entsagen
Ein Glück in seinem Schoß.
Und ist dir auch zerronnen,
Was dich entzückt einmal.
Herz, lern' dich neidlos sonnen
An fremden Glückes Strahl.
Angelika von Hörmann
Allversöhnend und still mit den armen Sterblichen ging er,
Dieser einzige Mann, göttlich im Geiste, dahin.
Keines der Lebenden war aus seiner Seele geschlossen,
Und das Leiden der Welt trug er an leidender Brust.
Mit dem Tod befreundet er sich, im Namen der andern
Ging er aus Schmerzen und Müh siegend zum Vater zurück.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Die Heimat
Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom
Von fernen Inseln, wo er geerntet hat;
Wohl möchte auch ich zur Heimat wieder;
Aber was hab ich, wie Leid geerntet?
Ihr holden Ufer, die ihr mich auferzogt,
Stillt ihr der Liebe Leiden? ach! gebt ihr mir,
Ihr Wälder meiner Kindheit, wann ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
Johann Christian Friedrich Hölderlin