Bild Zitate (Seite 8)
Wunschgedanken
Dein Bild betrachte ich mir täglich,
würd gern auch deine Stimme hören,
es ist trotz Sehnsuchtsweh unmöglich,
dich ganz persönlich zu betören.
Gern würd ich deine Hände halten,
die zarte Haut dir sinnlich streicheln,
beim Küssen den Verstand abschalten,
mich eng an deine Seite schmeicheln.
Ich möchte auch das Kribbeln spüren,
wenn meine Augen dich erspähen,
möchte das Liebesfeuer schüren,
und tausend Glücksgefühle sähen.
Doch das sind alles Wunschgedanken,
die ständig meinen...
Horst Rehmann
Es ist ein eigen Ding,
Zu sitzen und zu lauschen,
Wenn draußen vor der Tür
Die schwarzen Tannen rauschen,
Wenn Tropf' auf Tropfen klingt
Hernieder von dem Dach,
Und jeder leise Klang
Ein altes Bild ruft wach;
Wenn von dem Bergeshang
Den Schnee die Windbraut fegt,
Und auf dein träumend Herz
Die Hand die Liebe legt.
Das Feuer schilt und murrt,
Im Winkel pickt die Uhr,
Träumend der Jagdhund knurrt,
Verweht wird jede Spur
Von deinem Fuß da drauß',
Da draußen in dem Schnee,
Nun ist die Welt dein...
Wilhelm Raabe
Vergessen
Du mußt vergessen lernen,
Mußt aus der Seele Grund
Das süße Bild entfernen,
Von dem das Herz dir wund!
Sieh, vor dir grüne Auen,
Mailust und Sonnenlicht:
Und du willst rückwärts schauen,
Mit Thränen im Gesicht?
Es sei! ich will's verschmerzen,
Doch nur vergessen nie,
Was dem gepreßten Herzen
Einst Himmelswonne lieh.
Willst du die Frommen schmähen,
die betend, sehnsuchtkrank,
Noch starr gen Westen sehen,
Wenn längst die Sonne sank?
Und willst du Ähren flechten
Zu Garben, hoch...
Robert Eduard Prutz
Verschiedenes Maß
"Sieh dort", so sprach der Optimist,
"In goldner Frühlingssonne Blitzen
Auf einem Häufchen Pferdemist
In Eintracht sieben Spatzen sitzen.
Wie reich ist doch der Schöpfungsplan,
Und alles muß zum Besten taugen;
Was hier ein Großer abgetan,
Das können sieben Kleine brauchen!"
"Sieh dort hin", sprach der Pessimist,
"Und faß solch Bild dir in Gedanken:
Wie sich um dreckigen Pferdemist
Die sieben ruppigen Vögel zanken.
Das ist des Lebens großer Zug,
Von einem bis zum andern...
Rudolf Presber
Ich sah dich an
Ich sah dich an. Von fernen Sommertagen
Will sich dem Blick ein deutlich Bild entwirr'n.
Du hast dein Sehnen schwer mit dir getragen –
Nun ward es still um deine müde Stirn.
Du hast begraben Hoffen viel und Glauben,
Baust fern den Märkten dir dein einsam Haus;
Und deine Wünsche ruhn, wie weiße Tauben,
Nach Flug und Sturm in schatt'gen Wipfeln aus.
In deinen schmalen Fingern seltsam Leben,
In ihrem Wirken ein verborgner Sinn,
Als ob aus der Vergangenheit Geweben
Die Fäden...
Rudolf Presber
Neben dir allein
Ich hab im Schmerz
nach dir gerufen
dein Herz gebeten
mich zu sehn
ich bin viele tausend Stufen
gefallen tief beim Suchen
und konnte mich nicht mehr verstehn
Ich hab ein Wort
gebeten mich zu tragen
dein Bild gestreichelt
mein zu sein
ich bin an graubedeckten Tagen
versunken unter Fragen
und fand mich neben dir allein
Ich hab die Nacht
gebeten, dich zu spüren
den Traum befragt
um dein Gesicht
ich stand vor verschloßnen Türen
und niemand mich zu führen
aus der...
Manfred Poisel
Draußen vor der Tür
Tiefgarage in der Nacht
atemlos in Beton
Statusschlaf von
tausend Pferdestärken
Zwei Gestalten
huschen schemenhaft
öffnen
walten
am Kofferraum innehalten
In Decken eingehüllt
wird etwas weggetragen
schaurig Bild
bange Fragen
Aus sicherem Versteck
kann ich dann sehn
wie Deck um Decke
sie enthüllen
leis vor einer Wohnungstür
So werd ich Zeuge wider Willen
wie da plötzlich steht
so ganz im Stillen
lustig Tier
geschmückt auf allen vier
Schaukelpferd
...
Manfred Poisel
Und seh ich die Morgensonne erwachen,
Wenn der Frühling kommt, die Gärten lachen,
Die Herde weidet, die Schwalben bauen,
Und ich wandle dahin auf blumigen Auen:
Dann zeigt mir der Teppich des reichen Gefildes
Das Symbol des unendlichen Bildes.
Und ist das Abendrot spät entschwunden,
Und es nahen die stillen, die traulichen Stunden,
Und ich schaue hinaus wie der Himmel glüht,
Wenn die Saat der Welten dem Auge blüht:
Dann fühl ich noch mächtiger deine Spur,
Erhabener Geist, in der großen Natur.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Erscheinung
Nächtlich oft in wachen Träumen
Steiget vor mir auf dein Bild,
Schaut mich an so tief und innig
Mit den Augen braun und mild.
Mit den großen Kinderaugen,
Die ich oft dir zugeküßt;
Und mir ist, als ob ich wieder
Sie mit Küssen schließen müßt'.
Als sie langsam untergingen
In der Flut der Todesnacht,
Hast du wohl, nach Osten schauend,
Noch einmal an mich gedacht.
Ach! nicht ich hab', als du starbest,
Weinend mich herabgebückt
Und die treuen Augen dir zum
Ew'gen...
Ludwig Pfau
Bitte
O wende dich nicht ab von mir,
O schau mich wieder freundlich an!
Nur einen solchen Blick von dir,
Wie er mir sonst so wohlgetan!
Ich will ja folgen wie ein Kind,
Ich will ja schweigen wie das Grab,
Mit keinem Wörtlein, noch so lind,
Gestehn, daß ich so lieb dich hab.
Gern will ich tragen jede Pein,
Nur sei mir wieder gut und mild!
Ach! Ohne Hoffnung kann ich sein,
Nicht ohne dich, du süßes Bild!
Ludwig Pfau
Reichtum
Im Banne deiner Augen
verweilte ich manche Stunde,
doch hast du nie geschauet
in meiner Seele Grund.
Nie hast du dich gebeuget
über meines Herzens Weh,
Dein Bild darin zu sehen
wie in tiefer dunkler See.
Nie hat an meinem Busen
Dein liebes Haupt gelauscht,
wie heimlich in der Tiefe
die Liebe klingt und rauscht.
Die Perle ruht im Meere,
der Edelstein im Schacht -
kehr ein, du heißgeliebte,
in meines Busens Nacht!
Ihm ist von allen tiefen
an Reichtum keine gleich -
in meinem Herzen,...
Ludwig Pfau
Sonnenblume
Und eine Sonnenblume
sprach mir heut von Dir.
Ich brach sie mir
und sprach mit ihr
und trug sie dankbar heim.
Nun füllt ihr heller Schein
mein kleines Zimmer.
An meiner Sonnenblume
sieht still mein Herz sich satt.
Du strahlst aus jedem Blatt.
Den goldbraundunklen Früchteschoß
kränzt mildes Feuer.
Kein Spiegel zeigt
dein Bild getreuer.
Elisabeth Paulsen
Das Stoppelfeld
Ein kahles Feld vor meinem Fenster liegt.
Jüngst haben dort sich schwere Weizenähren
im Sommerwinde hin und her gewiegt;
vom Ausfall heute sich die Spatzen nähren.
Welch trübes Bild! Doch leiht ihm Sonnenschein
ein Kinderpaar, das auf den Stoppeln schreitet,
die letzte Lese sorgsam sammelt ein
und jeden Fund mit frohem Ruf begleitet.
Schon faßt den Ährenstrauß ihr Tüchlein kaum.
Am Bahndamm beide rastend niederhocken;
der Knabe schießt im Grase Purzelbaum,
das Mägdlein windet...
Theobald Nöthig