Bild Zitate (Seite 5)
O du lebst! Das arme Zimmer
Ist von deinem Schritt erfüllt.
Leicht und lächelnd, lächelnd immer,
Bleibt, dem Raum vertraut, dein Bild.
Samt und Feuer deiner Worte
Schwingen noch, verhallen nicht.
Gold der Töne! Alle Orte
Unserer Stunden sind Gedicht.
Kehre wieder! Ach mein Leben
Mit dem deinen ist verkettet.
Grenzenlos verströmt Vergeben.
So vereint sind wir gerettet.
Trunken sind die Himmel, fühle!
Stern entbrennt! Dich rauscht der Hag!
Niemals treibe uns einst Kühle
In den schattenlosen Tag.
Georg Joachim Zollikofer
Letzte Bitte
Du sagst mir kalt, ich soll dich meiden,
Weil ich zu hoffen nichts mehr habe –
Ich fühl' es längst und will auch scheiden,
Doch bitt' ich noch um eine Gabe.
Gib mir dein Bild! In seine Züge
Will dichten ich ein Herz hinein,
Und durch der Dichtung holde Lüge
Doch in der Ferne glücklich sein.
Karl Zettel
Einsam bin ich und alleine
denn es schwebt so süß und mild
um mich her im Mondenscheine
dein geliebtes treues Bild.
Was ich denke was ich treibe
zwischen Freude, Lust und Schmerz,
wo ich wandle, wo ich bleibe,
ewig ist bei dir mein Herz.
Unerreichbar wie die Sterne,
wonneblinkend wie ihr Glanz
bist du nah, doch, auch, so ferne,
füllest mir die Seele ganz.
Johann Wilhelm Wolf
Nenn ich dich Glück?
Nenn ich dich Glück? Entsetzen?
nenn ich dich Heil oder Folter?
Ich weiß keinen Namen
Zu fassen dich; ich fügte keinen Rahmen
Um dich, daraus dein Bild nicht löste sich
Und schritt davon.
Ich habe dich zu halten
Vermocht in keiner einzigen Gestalt.
Ich griff mit einer innigen Gewalt
Und was ich griff, lächelte schon gespalten…
Du bist so weise dich stets zu entwinden
Aus meinen Worten, meinem Blick, der Hand,
Daß ich schon oft vermeinte dich zu finden,
Wenn ich...
Maria Luise Weissmann
Vincent
Krähen flogen auf
und fort
Zurück bliebst Du
und der Wind
Es hat mir nicht gefallen
Du, der Du so sorgsam wähltest
Nahmst nicht Farben
Für Dein letztes Bild
Wäre Dein Tod von Dir gemalt
Er wäre noch erhalten
Irgendwann
den Sinn vielleicht
könnt’ ich lernen
wenn ich lernen könnt’
So muß ich rätseln
was geschah mit Dir
Im Herbst
werden sich schon Krähen fnden
und Wind bläst sicher vor der Stadt
Götz vor dem Gentschenfelde
Der Schlaf
Man hat schon oft gesagt,
Du seiest des Todes Bild,
O Knabe, still und mild,
Süßer Schlaf!
Ich aber versteh' es:
Weil die wilden Gedanken,
Die umgetriebenen, todeskranken,
Nicht mehr sind.
Morden kann ich sie nicht,
Aber sie nicken und schlummern ein
In deinem Dämmerschein
Ganz sachte.
Bringst du denn nicht auch bald,
Wenn ich ruf' und stehe zu dir,
Deinen bleichen Bruder mir
An der Hand?
Bringst du ihn immer nicht?
Er hat, was das Herz vermißt,
Hat, was das Beste ist,
Kein...
Friedrich Theodor von Vischer
Stille
Still, still, still!
Es schweiget Feld und See und Wald,
Kein Vogel singt, kein Fußtritt hallt;
Bald, bald
Kommt weiß und kalt
Der todte Winter
Über dich, Erde,
Und deine Kinder.
Auch du wirst still,
Mein Herz; der Sturm, der sonst so wild
Dich rüttelt, schweigt. Ein jedes Bild
Verhüllt.
Ganz, ganz gestillt
Liegst du im Schlummer.
Es schweigt die Freude,
Es schläft der Kummer.
Still, still, still!
Er kommt, er kommt, der stille Traum
Von einen. stillen kleinen Raum.
Kaum, kaum,
Du...
Friedrich Theodor von Vischer
Ihr
Namen nennen dich nicht.
Dich bilden Griffel und Pinsel sterblicher Künstler nicht nach.
Lieder singen dich nicht.
Sie alle reden wie Nachhall fernester Zeiten von dir.
Wie du lebest und bist, so trag ich einzig im Herzen,
teuerstes Mädchen, dein Bild.
Wäre Herzens Empfindung hörbar,
jeder Gedanke würde dann Hymnus sein von dir.
Lieben kann ich dich nur. Die Lieder,
wie ich dich liebe, spar ich der Ewigkeit auf.
Hermann Wilhelm Franz Ueltzen
Nähr dich, o Mensch, verständig
Fettbildner sind, das merke:
Fett, Zuckerstoff und Stärke;
Blutbildner sind im ganzen
Die Proteinsubstanzen…
Daß Knochen sich erneuern,
Bedarfst du Alk und Säuren;
D'rum mische klug und weise
Dergleichen in die Speise.
Und also iß und lebe,
Ersetzend dein Gewebe,
Und denk in allen Fällen:
Wie bild ich neue Zellen?
Johannes Trojan
Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise
Es ist der Liebe milde Zeit
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl
Mysterium
Wie aus einer Wunde heraus
des düsteren Abendhimmels
bricht das Blut
der sterbenden Sonne –
ein Bild der Schönheit
im lodernden Untergang.
Erinnerung an Leben
und Farbe
und Kraft …
oder die Ahnung
von Jenseits?
Wo ist
das Göttliche daheim?
Mit Urgewalt
zieht uns ein Sehnen hin
in die Unendlichkeit.
Ingrid Streicher