Bild Zitate (Seite 6)
Ein Gutachten
Bedenke wohl, eh du sie taufst!
Bedeutsam sind die Namen;
Und fasse mir dein liebes Bild
Nun in den rechten Rahmen.
Denn ob der Nam den Menschen macht,
Ob sich der Mensch den Namen,
Das ist, weshalb mir oft, mein Freund,
Bescheidne Zweifel kamen;
Eins aber weiß ich ganz gewiß:
Bedeutsam sind die Namen!
So schickt für Mädchen Lisbeth sich,
Elisabeth für Damen;
Auch fing sich oft ein Freier schon,
Dem Fischlein gleich am Hamen,
An einem ambraduftigen,
Klanghaften Mädchennamen.
Theodor Storm
Letztes Lied
Liebte dich, liebte dich
Innig und treu;
Röslein im Tod verblich;
Hin ist der Mai.
Hin ist Hin!
Tot ist tot!
Lebe wohl, lebe wohl!
Mein Mädchen mild.
In meinem Busen soll
Nie verglühn dein Bild.
Hin ist Hin!
Tot ist tot!
Schlummre still, schlummre still,
Ewig hinfür.
Ich auch bald ruhen will,
Ruhen bei dir.
Hin ist Hin!
Tot ist tot!
Adalbert Stifter
Lebens-Banner
Wohl drängen nach den schönem Räumen
Die Menschen all in edlem Streit,
Indem ihr Streben, Tun und Träumen
Sich glühend um ein Banner reiht.
Zwar lassen diese Pilgerschwärme
Das Banner fallen oft im Lauf
Und raffen mit vertauschter Wärme
Ein neues zeitentsprechend auf.
Erkennst du gleich, daß jede Fahne
Ein Bild erhabnen Wähnens sei,
Geselle dich dem schönen Wahne
Als liebevoller Denker bei.
Er wird zum Genius sich klären,
Der sich zu dir mit Liebe senkt
Und deine...
Johann Fercher von Steinwand
Die Zeit
Ich saß allein, so ganz allein
Und dacht' mit krankem Sinnen,
Was, wenn die Zeit nicht anders würd',
Ich denn wol sollt' beginnen?
Das ist des Deutschen traurig Loos
Die Zeit nur anzuklagen,
Sie ist ein leibhaft jammernd Bild
von tödtlichem Versagen.
Die Lieb' wird blass, die Freundschaft matt,
Es bleichen alle Farben –
Das Vaterland, der Heimat Herd,
Sie allesamt verdarben!
Aurora Stechern
Anrede
Ich bin nur Flamme, Durst und Schrei und Brand.
Durch meiner Seele enge Mulden schießt die Zeit
Wie dunkles Wasser, heftig, rasch und unerkannt.
Auf meinem Leibe brennt das Mal: Vergänglichkeit.
Du aber bist der Spiegel, über dessen Rund
Die großen Bäche alles Lebens geh'n,
Und hinter dessen quellend gold'nem Grund
Die toten Dinge schimmernd aufersteh'n.
Mein Bestes glüht und lischt – ein irrer Stern,
Der in den Abgrund blauer Sommernächte fällt –
Doch deiner Tage Bild ist hoch und...
Ernst Maria Richard Stadler
Wenn alles da war, wenn nichts Neues lebt,
So ist der Geist in seiner Hoffnung blind,
Der in den Wehen neuen Schaffens bebt
Und nur nochmals trägt ein vorhandnes Kind.
O, könnten rückwärts meine Augen spähen
Fünfhundert Jahre mit der Sonne Lauf,
Dein Bild in einem alten Buch zu sehen,
Da Schrift zuerst nahm den Gedanken auf;
Gern sähe ich, wie man in alten Tagen
So stolz gefügtes Wunderwerk besang,
Ob jene uns, ob wir sie überragen,
Ob alles gleich blieb in der Zeiten Gang;
Doch sicher weiß...
William Shakespeare
Sonett 24
Mein Auge hat als Malerin dem Schrein
Des Herzens deinem Bild den Platz gegeben,
Mein Busen schließt es gleich dem Rahmen ein,
Um kunstgerecht des Malers Werk zu heben.
Und durch den Künstler kannst du nur die Stelle
Erspähen, der dein Bildnis ward vertraut;
Es hängt noch stets in meines Herzens Zelle,
Das Fenster sich aus deinen Augen baut.
Sieh wie die Augen freundlich sich vereinen;
Meins malte dich, und deines ward dafür
Zu meines Busens Fenster, durch das scheinen
Die...
William Shakespeare
Der Sänger breitet es glänzend aus,
Das zusammengefaltete Leben;
Zum Himmel schmückt er das irdische Haus,
Ihm hat es die Muse gegeben;
Kein Dach ist so niedrig, keine Hütte so klein,
Er führt einen Himmel voll Götter hinein.
Und wie der erfindende Sohn des Zeus
Auf des Schildes einfachem Runde
Die Erde, das Meer und den Sternenkreis
Gebildet mit göttlicher Kunde,
So drückt er ein Bild des unendlichen All
In des Augenblicks flüchtig verrauschenden Schall.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Die Wolke
An der Birke Stamm gelehnt,
Sah ich ihn sich biegen,
Und die Wolke weißgedehnt
Über ihm sich wiegen;
Hin mit ihr zu fliegen
Hab ich mich empor gesehnt.
Lieblich steuerst du dein Boot,
Wolke, Götterbote,
Angehaucht von Morgenrot,
Und vom Abendrote;
Stände zu Gebote
Mir dein Zaubermachtgebot!
Dich verwandelnd wie ein Traum,
Füllest du die Leere
Mit Gestalt, den Himmelsraum
Bald mit Schlacht und Heere,
Bald im blauen Meere
Ragst du Fels, und stiebst du Schaum.
Was die Seele wünschen...
Friedrich Rückert
Herbst Lebensabend
Du, dieses Jahres Abend, Herbst,
Sei meines Lebensabends Bild!
Wie langsam du den Hain entfärbst,
Und deine Sonn' ist frühlingsmild:
Es lacht das grünende Gefild'
Tief im Oktober ohne Frost,
Und in der Traube schwillt der Most,
Wie in der Brust Begeist'rung schwillt.
Friedrich Rückert
Weißt du noch?
Weißt du noch, wie ich am Felsen
Bei den Veilchen dich belauschte,
Weißt du noch den Fliederstrauch,
Wo der Strom vorüberrauschte?
Weißt du noch den Bergespfad,
Wo ich um den Strauß dich bat,
Weißt du noch?
Ach, es war ein süßes Bild,
Als du da errötend standest,
Und zur Erde all' die Blumen
Fielen, die zum Strauß du wandest,
Deine kleine, liebe Hand
Spielte mit dem blauen Band,
Weißt du noch?
Und es sahen Fels und Strom
Dein Erröten und dein Beben,
Sahen auch den ersten...
Otto Roquette
Zu deinen Füßen will ich ruhn
Und dir ins Auge schaun,
Die blaue Nacht mag leise nun
Auf uns herniedertaun.
Schon tauchet aus dem stillen See
Des Mondes Bild empor,
Und kühner schweift das scheue Reh
Durch Wald und Wiesenmoor.
Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schoß,
Da ruht es sanft und weich.
Wie ist der Himmel weit und groß,
Wie ist die Erde reich!
Der schönste Stern in blauer Nacht,
Der schönste Stern bist du,
In deines Lichtes sanfter Pracht,
O gönne mir die Ruh!
An deinem Herzen laß mich...
Otto Roquette