Baum Zitate (Seite 2)
Die frühe Liebe
Schon im bunten Knabenkleide
Pflegten hübsche Mägdelein
Meine liebste Augenweide,
Mehr als Pupp' und Ball zu sein.
Ich vergaß der Vogelnester,
Warf mein Steckenpferd ins Gras,
Wenn am Baum bei meiner Schwester
Eine schöne Dirne saß.
Freute mich der muntern Dirne,
Ihres roten Wangenpaars,
Ihres Mundes, ihrer Stirne,
Ihres blonden Lockenhaars.
Blickt auf Busentuch und Mieder,
Hinterwärts gelehnt am Baum;
Streckte dann ins Gras mich nieder,
Dicht an ihres Kleides Saum.
Was ich...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Frühlingswünsche
Im Frühling, wenn sich Baum und Strauch
Hat bräutlich angezogen,
Da kommen mir die Wünsche auch
Gleich Lerchen angeflogen.
Ich möchte sein ein stolzer Baum,
Hoch in den Himmel ragen,
Ich möcht' des Waldes grünen Raum
Als flinkes Reh durchjagen.
Ein starker Adler möcht' ich sein,
Aufwärts zur Sonne streben,
Ich möcht' der Blumen bunte Reih'n
Als Schmetterling durchschweben.
Ich möcht' als Sturm durch Meere hin
Wild tanzen meinen Reigen –
Doch – nein – ich bliebe, wer ich...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Zweifel
Lohnt es sich noch, den Baum zu pflanzen?
Werd ich sein Wachsen und sein Blühen seh'n?
Denn Tag für Tag verkürzt er sich, mein Lebensfaden,
und irgendwann wird er zu Ende geh'n.
Drum sorg ich mich: Wann wird mein Baum
zum ersten Male Früchte tragen,
und wer holt dann die Ernte ein?
Ich wünsche mir, es ist ein Mensch,
der diese Äpfel liebt wie ich –
dann würd' ich glücklich sein!
Egal was wird, ich pflanze ihn,
vielleicht hol ich ja selbst die Ernte ein.
Regina Hesse
Im Gefängnis
(nach Paul Verlaine)
Der Himmel ist über dem Dach
So blau, so stille.
Ein Baum wiegt über dem Dach
Seines Wipfels Fülle.
Die Glocke im Himmelsraum,
Sie läutet leise.
Ein Vöglein singt auf dem Baum
Seine traurige Weise.
Mein Gott, welche Ruhe hat
Hier das schlichte Leben!
Friedlich dringt aus der Stadt
Ein raunend Weben.
– Sage, was hast denn du,
Weinend in Bann und Acht,
Mit deiner Jugend du,
Ärmster, gemacht?
Karl Henckell
Spätherbstnebel, kalte Träume,
Überfloren Berg und Tal,
Sturm entblättert schon die Bäume,
Und sie schaun gespenstisch kahl.
Nur ein einzger, traurig schweigsam
Einzger Baum steht unentlaubt,
Feucht von Wehmutstränen gleichsam,
Schüttelt er sein grünes Haupt.
Ach, mein Herz gleicht dieser Wildnis,
Und der Baum, den ich dort schau
Sommergrün, das ist dein Bildnis,
Vielgeliebte, schöne Frau!
Heinrich Heine
Der Baum in der Wüste
Es steht ein Baum im Wüstensand,
Der einzige, der dort gedieh;
Die Sonne hat ihn fast verbrannt,
Der Regen tränkt den durst'gen nie.
In seiner falben Krone hängt
Gewürzig eine Frucht voll Saft,
Er hat sein Mark hinein gedrängt,
Sein Leben, seine höchste Kraft.
Die Stunde, wo sie, überschwer,
Zu Boden fallen muß, ist nah',
...
Christian Friedrich Hebbel
Vorbei
Das ist der alte Baum nicht mehr,
Der damals hier gestanden,
Auf dem ich gesessen im Blütenmeer
Über den sonnigen Landen.
Das ist der Wald nicht mehr, der sacht
Vom Berge rauschte nieder,
Wenn ich vom Liebchen ritt bei Nacht,
Das Herz voll neuer Lieder.
Das ist nicht mehr das tiefe Tal
Mit den grasenden Rehen,
In das wir Nachts viel tausendmal
Zusammen hinausgesehen. –
Es ist der Baum noch, Tal und Wald,
Die Welt ist jung geblieben,
Du aber wurdest seitdem alt,
Vorbei ist das schöne...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Winternacht
Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst sein Laub verstreuet.
Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seine Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.
Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Noch ist kein Blatt am Baum,
Noch keine weiße Blüte hingestellt,
Kein Halm sein Spiel im Wind noch hat.
Gelb, wie ein irdener Krug, liegt jeder Acker in dem Raum.
Die Lerche aber steigt und fällt,
Ein kleiner Fink im Schlehdorn geigt,
Und eine Amsel in dem finstern kahlen Baum
Aufschluchzend Zwiesprach mit der Leere hält.
Das ewig ungeduldige Herz ist längst vor jeder Blüte wach,
Erzählt und ruft den Abendnebeln nach,
Und seine Sehnsucht laut der Liebe Nest aus nichts aufbaut.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Die Wirkung ist nie von der Ursache verschieden, sondern ist nur ein Wiedererstehen der Ursache in veränderter Form, und alle Formen, die wir Pflanzen, Tiere oder Menschen nennen, wiederholen sich ad infinitum, im Aufsteigen und Verfallen. Der Baum bringt den Samen hervor, und dieser wird zum Baume.
Swami Vivekânanda