Buch Zitate
Man muß beym Lesen die Seele des Buches suchen, und der Idee nachspüren, welche der Autor gehabt hat, alsdann hat man das Buch ganz. Zuweilen ist freilich die Seele schwer zu finden, wie bey manchem Menschen sie auch schwer zu finden ist. Der Verfaßer selbst würde Mühe haben, die Seel aus seinem Buch herauszurechnen - indessen hat jedes Buch eine Seel! Etwas Hervorstehendes wenigstens, und gemeinhin pflegt sich hiernach das Uebrige zu bequemen.
Theodor Gottlieb von Hippel
Bemerkungen zu einem schlechten Buch
Nicht sollte man den Autor schelten,
der Zorn muß mehr dem Lektor gelten,
dem Setzer, Drucker, dem Vertrieb.
Ein armer Mensch ist, der es schrieb.
Auch dem Verlag man nicht erspare
den Vorwurf ob der schlechten Ware.
Kritik am Autor doch laßt bleiben,
er konnte wohl nicht besser schreiben.
Da steht das Buch nun in Regalen,
und keiner möchte dafür zahlen.
Als Buche</em> würde es hingegen
im Wald Bewunderung erregen.
Gerd W. Heyse
Als siehst Du in ein Buch hinein
Als siehst Du in ein Buch hinein,
Und des blassen Papieres heller Schein
Liegt Dir im Gesicht, und bleich wie Stein
Wird Deine Stirn von des Buches Licht.
So gehst Du im Herbst den Weg, den hellen.
Die Bäume stehen wie wächserne Zellen,
Durchsichtig wie Körbe, lose geflochten,
Vom Licht durchflackert an allen Stellen;
Sie sind gleich Kerzen mit langen Dochten.
Und bleich beschienen von fremden Schmerzen,
Geht jeder unter den Bäumen hin,
Bleich, als trägt er...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Wir haben, für zwei Weltsekunden, / Mühselig Schrift und Druck erfunden: / 5000 Jahre sah'n wir verstreichen / Seit jenen ersten Bilderzeichen; / 500 seit die Schrift, der Zwerg, / Zum Riesen ward durch Gutenberg; / Und 50, seit die ersten Wellen / Allmacht des Drucks in Frage stellen. / Kein Mensch weiß, wie es künftig werden wird; / Und doch glaub' ich, daß der nicht irrt, / Der, was auch an Gefahren lauer', / Den Sieg des Buchs hofft, auf die Dauer. / Der eignen Bildung hohen Hort: / Das...
Eugen Roth
An eine Nein-Sagerin
Noch leben wir, noch ist die große Nacht
Nicht über uns gekommen,
Noch, liebes Herz, ist's nicht vollbracht:
Der Augenblick – er wird vielleicht nicht wieder kommen.
O pflück die Rose, pflück die reife Frucht:
Das ist der Reife Loos.
Im Buch der Welt steht jede Tat gebucht,
Die frei und groß.
Im Buch des Lebens, glaub mir, liebes Weib,
Wird Bürgertugend nicht gebucht.
Hier gilt nur eins: Wag deinen Menschenleib!
Weit besser als ein Lob ist ein – "Verflucht!"
Ludwig Scharf
Ein Buch ist jedes Mädchenherz…
Ein Buch ist jedes Mädchenherz
Mit gar geweihten Lettern
Die meisten Männer lesen's nicht,
Sie wollen bloß drin blättern.
Sie schlagen wie der Wirbelwind
Die Blätter um in Reihe,
Verstehen nicht ein Sprüchlein drin,
Nicht einen Vers voll Weihe.
Ich aber hab ihr Herzensbuch
Mit Andacht ganz durchlesen
Und bin nach jedem neuen Blatt
Noch zärtlicher gewesen.
Gottlieb Moritz Saphir
Vergessen sah im Buch ich liegen
Ein Blümchen, das den Duft verlor;
Und seltsame Gedanken stiegen
In meiner Seele da empor:
Wo blühte es? in welchem Jahre?
Wie lange? und wer pflückt' es ab?
Stak einem Mädchen es im Haare?
Warum fand es im Buch sein Grab?
Erinnerung an ein Wiedersehen,
An eines Abschieds Schmerzgewalt,
An einsames Spaziergehen
Im stillen Feld, im dunklen Wald?
Ist sie noch seines Lebens Freude?
Wo sind sie nun, an welchem Ort?
Sind Glück und Leben schon für beide,
Wie diese...
Alexander Sergejewitsch Puschkin
Die Welt ein Buch
Die Welt, die ist ein Buch, ein jeder eine Letter;
Die Länder sind der Bund; die Zeiten sind die Blätter.
In diesem find't man mehr betört als kluge Sachen;
In diesem find't man mehr zum Klagen als zum Lachen;
In diesem find't man mehr zu meiden als zu üben;
In diesem find't man mehr zu hassen als zu lieben.
Friedrich Freiherr von Logau
Das Buch des Lebens
Ein Mensch verkleidet sich als Clown
Wird so zum wundersamen Wesen,
Nur deshalb läßt es sich so gut
In seinem Buch des Lebens lesen.
Und darin steht, auch wenn er weint,
daß dennoch stets die Sonne scheint.
Auch wenn er lacht ist's sonnenklar,
dann weint er nicht, so ist's nun mal.
Drum die Moral von der Geschichte
Mal weint der Mensch und mal mitnichten.
So ist es auch im richt'gen Leben.
Nach Regen wird's stets Sonne geben.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Das Bilderbuch
Von der Poesie sucht Kunde
Mancher im gelehrten Buch,
Nur des Lebens schöne Runde
Lehret dich den Zauberspruch;
Doch in stillgeweihter Stunde
Will das Buch erschlossen sein,
Und so blick ich heut hinein,
Wie ein Kind im Frühlingswetter
Fröhlich Bilderbücher blättert,
Und es schweift der Sonnenschein
Auf den buntgemalten Lettern,
Und gelinde weht der Wind
Durch die Blumen, durch das Herz
Alte Freuden, alten Schmerz -
Weinen möcht ich, wie ein Kind!
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Ich versteckte meine Liebe
Auf ein Blättchen dieses Buches,
Daß des flüchtigen Besuches
Dauerndes Gedenken bliebe.
Tage gehen, Monde gehen,
Jahre gar, Du wirst indessen
Ganz des kleines Buchs vergessen,
Kaum mit einem Blick es sehen.
Aber einst in stillen Tagen
Locken Dich die Goldschnittrände,
Nimmst es wieder in die Hände,
Seine Blätter umzuschlagen.
Und dann wirst Du lächelnd lesen
Das bekannte, neu entdeckte,
Laut gesungne, fein versteckte
Lied, wie gut ich Dir gewesen.
Peter Carl August Cornelius