Zeit Leben Zitate (Seite 14)
Wie wird doch Alles enden noch?
Wie wird sich Alles wenden doch?
O frage nicht, es gibt die Zeit,
Wer weiß, dir nur zu bald Bescheid!
Schon manchen Sehnens bist du bar,
Das deiner Jungend theuer war,
Und jedes Jahr, das dir verstrich,
Betrog um eine Hoffnung dich.
Wie trügest du noch mit festem Mut
Du dieses Lebens mißlich Gut,
Blieb nicht für jeden nächsten Tag
Der Ungewißheit Reiz dir wach?
O frage nicht, was werden wird;
Geh' deine Straße unbeirrt,
Und spende Dank dem Weltengeist,
Daß du,...
Robert Waldmüller
Lerne hoffen, ohne zu hoffen!
Leider ein allzu schweres Stück;
Wer's könnte, der hätte das Ziel getroffen:
Glücklich zu sein auch ohne Glück.
Dennoch ist's wahr und guter Rat,
Wird er auch niemals ganz zur Tat.
Leben ist Schuld,
Da will's Geduld;
Im Genuß entsagen,
Leidend nicht klagen,
Verzichtend wagen,
Dem Schein nicht trauen,
Doch freudig schauen,
Schaffen und bauen!
Versuch es, und kann es nicht ganz gelingen:
Soviel du vermagst, es doch zu zwingen,
Soviel ragst du aus Zeit und...
Friedrich Theodor von Vischer
Am Wegesrand
Auf der Terrasse sitze ich,
mit Blick in unseren Garten.
Sehr darauf gefreut habe ich mich
und konnte es kaum erwarten.
Ich will sie spüren, die warme Luft;
weit öffne ich Fenster und Tür.
Der Garten hängt voll mit blumigem Duft,
und ich bin dankbar dafür.
Bin dankbar für Blumen, Wiesen und Bäume,
für Tiere aller Arten,
für die Erfüllung mancher Träume.
Was darf ich vom Leben mehr erwarten?
Wir sollten öfter ruhig stehen,
um links und rechts zu schauen.
Zeit haben, aufeinander...
Edith Tries
Über die Heide
Über die Heide hallet mein Schritt;
dumpf aus der Erde wandert es mit.
Herbst ist gekommen, Frühling ist weit –
gab es denn einmal selige Zeit?
Brauende Nebel geistern umher;
schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.
Wär' ich hier nur nicht gegangen im Mai!
Leben und Liebe – wie flog es vorbei!
Theodor Storm
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußt
Und leise mehr und mehr von meiner Brust;
Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,
Doch fühl' ich wohl, ich muß dich gehen lassen.
So laß mich denn, bevor du weit von mir
Ins Leben gehst, noch einmal danken dir;
Und magst du nie, was rettungslos vergangen,
In schlummerlosen Nächten heimverlangen.
Hier steh' ich nun und schaue bang zurück;
Vorüberrinnt auch dieser Augenblick,
Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,
Wir werden keine mehr...
Theodor Storm
Anrede
Ich bin nur Flamme, Durst und Schrei und Brand.
Durch meiner Seele enge Mulden schießt die Zeit
Wie dunkles Wasser, heftig, rasch und unerkannt.
Auf meinem Leibe brennt das Mal: Vergänglichkeit.
Du aber bist der Spiegel, über dessen Rund
Die großen Bäche alles Lebens geh'n,
Und hinter dessen quellend gold'nem Grund
Die toten Dinge schimmernd aufersteh'n.
Mein Bestes glüht und lischt – ein irrer Stern,
Der in den Abgrund blauer Sommernächte fällt –
Doch deiner Tage Bild ist hoch und...
Ernst Maria Richard Stadler
O hätt' ich dich gekannt, ein wildes Ding,
Ein trotzig Mägdelein von sechzehn Jahren,
Eh' noch des Lebens Jammer du erfahren,
Eh' noch geschlossen deines Schicksals Ring!
Als wirr das Haar dir um die Stirne hing,
Die kindlich reine; holde Engelscharen
Die keuschen Bilder deiner Träume waren,
Wenn dich der leichte, ros'ge Schlaf umfing!
O, hätt' ich dich gekannt in jener Zeit!
Ich hätte dich erfaßt mit starken Armen,
Dich mir geraubt für alle Ewigkeit.
Mit meiner Brust, der mut'gen,...
Friedrich Spielhagen
Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte,
Das Würd'ge scheidet, andere Zeiten kommen,
Es lebt ein anders denkendes Geschlecht!
Was tu ich hier? Sie sind begraben alle,
Mit denen ich gewaltet und gelebt.
Unter der Erde schon liegt meine Zeit;
Wohl dem, der mit der neuen nicht mehr braucht zu leben!
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Auch ein ernstes gottesfürchtig
Leben nicht vor Alter schützet,
Mit Entrüstung seh' ich, wie schon
Graues Haar im Pelz mir sitzet.
Ja die Zeit tilgt unbarmherzig,
Was der einz'le keck geschaffen –
Gegen diesen scharfgezahnten
Feind gebricht es uns an Waffen.
Und wir fallen ihm zum Opfer,
Unbewundert und vergessen;
– O ich möchte wütend an der
Turmuhr beide Zeiger fressen!
Joseph Victor von Scheffel
Böse Jahre
In meinem Leben gab es böse Jahre –
Wie jene aus der Bibel waren's sieben –
Da hat mich ein Verhängniß umgetrieben,
Ich wandelte – und lag doch auf der Bahre.
Nicht ein Erinnern, das ich voll bewahre
Aus jener Zeit, wo, ohne Frucht geblieben,
Mein Geist in ödem Denken sich zerrieben,
Und Gram und Sorge bleichten meine Haare!
Gleich schwerem Traum zerfloß ihr dunkles Walten,
Und auf vernarbte Wunden kann ich zeigen,
Kaum wissend mehr, von wem ich sie erhalten.
Nur manchmal, einzeln...
Ferdinand von Saar
Wie mit ungehemmtem Schritt
Wechseln Tag und Leben,
Nimmt der Wechsel dich auch mit,
Wandelt sich dein Streben.
Holde Züge, Melodie'n
Zaubrisch einst ergreifend,
Läßt du kühl vorüber ziehn,
Kaum die Seele streifend.
Was dein Wesen einst berückt,
Was dein Herz bereute,
Blüthen sind's, im Lenz gepflückt,
Die der Wind zerstreute.
Wenn zu lächeln dir...
Otto Roquette