Worte Zitate (Seite 47)
Rätsel
Ring dich nieder; ring dich nieder!
Welch ein Wort und wie so wahr.
Sag dir's täglich, stündlich wieder;
werde dir darüber klar!
Ring dich nieder, um zu zeigen,
daß du deine Psyche kennst.
Du kannst dich nur dann erreichen,
wenn du von dir selbst dich trennst.
Ring dich nieder, bis zerronnen
ist dein ganzes, ganzes Ich;
dann hast Alles du gewonnen,
was verloren ist für dich.
Ring dich nieder; gehe unter,
bis du gänzlich dir entschwebst;
dann geschieht das große Wunder,
daß du...
Karl May
Rat für Mucker
Sprich Wahrheit nicht frei in's Gesicht, –
Du wirst vehöhnt;
Verkleid' es hold mit Flittergold, –
Man wird versöhnt.
Es sei Dein Wort an jedem Ort
Demütiglich;
mach' dir zur Pflicht: Schweig! – muckse nicht;
Stets bücke Dich!
Bist Du nur klug, hast Witz genug, –
Dann steigst Du flugs;
Um groß zu sein, trag' frommen Schein;
Doch – bleib ein Fuchs!
Heinrich Martin
Ein Morgen im Walde.
Dunkle Waldesbäume,
Wie sind sie so hold,
Weht durch grüne Bäume
Morgensonnengold.
Efeuzweige ranken
Sich durch's weiche Gras,
Glockenblumen schwanken
Ohne Unterlaß.
Schlanke Stämme breiten
Ihre Wipfel aus,
Heil'ge Schauer gleiten
Durch dies Gotteshaus.
Waldeslust und -leben,
Drüber Himmelsblau!
All dies Blüh'n und Weben
Spiegelt sich im Tau.
Will dein Herz ergrimmen
Ob dem Tun der Welt
Hör des Waldes Stimmen,
Such sein grünes Zelt!
Dort wirst du erhalten...
Eugenie Marlitt
Du und Deine Reisen
Worte, die ich eben sprach,
liegen im Raum,
unbrauchbar und erfroren.
Haben Dich mal wieder nicht erreicht,
hast sie mal wieder nicht verstanden.
Ich lasse meinen Schleier schweben,
Dein verträumtes Gesicht berühren.
Du nimmst es nicht wahr,
bist anwesend und doch nicht hier.
Ich kann Dir auf Deinen weiten Reisen
nicht folgen.
Claudia Malzahn
Du weißt es besser
Von Deinen Augen geträumt,
jedes Deiner Worte
eingeprägt.
Nächte durchgeheult
wegen Dir.
Wie verrückt Gedichte geschrieben,
die völlig absurde Hoffnung,
Du könntest sie mal lesen.
In Gedanken
Deine Hand,
Deine Lippen berührt
und
schließlich gedacht,
ohne Dich nicht leben zu können.
Aber Du stehst vor mir
und behauptest allen Ernstes:
"Du liebst mich nicht."
Claudia Malzahn
Weihnachten eben
die Kerze die brennt
das Lied das erklingt
die Karte
die ich schreibe
und:
"ich umarm dich ganz fest"
ein Lächeln da hinein
wo kein Lächeln
mehr ist
eine Hand
die hält
die Hand die verspricht
ich bin da
für dich
ein Gedicht
zwischen all diesen
längst vergessenen Sachen
und ich lese die Worte
und dann weine ich
ein bißchen
vielleicht
der Schnee
der in meine Erinnerungen fällt …
Gedanke an dich…
Weihnachten eben
Anke Maggauer-Kirsche
Du grollest dem Freunde und wendest
Das Antlitz trüb von ihm fort.
Was trat doch wohl zwischen euch beide?
Ein Nichts – ein harmloses Wort,
Das arglos den Lippen entfallen!
Er ahnet nicht einmal den Grund,
Und darum droht zu zerreißen
Ein alter, heiliger Bund!
So schaffst du immer dir Sorge und Schmerz,
Du stolzes, du eitles Menschenherz! –
Johann Dietrich Lüttringhaus