Zitate
Abschied
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort,
kenn nicht das Ziel, kenn weder Zeit noch Ort.
Das Auge weint; es tut das Herz mir weh,
doch zag ich nicht. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und nehm den Glauben mit als meinen Hort.
Er kündet mir, indem ich von dir geh,
ein Wiedersehn. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und sage dir ein liebes, schönes Wort:
Wenn ich auch nicht an deiner Seite steh,
es schützt dich Gott. Ade, ade, ade!
Karl May
Klage
Mich jammert dein, du armer, armer Stern,
geschaffen einst wie alle andern Welten,
daß dein Geschlecht dies möge Gott, dem Herrn,
durch Liebessinn und Liebestat vergelten.
Nun wartet er von Anbeginn der Zeit
bis heutgen Tags, doch wartet er vergebens.
Es scheint, als sei ununterbrochner Streit
der erste und der letzte Zweck des Lebens.
Die Sonne sendet Fluten dir des Lichts,
daß dir das Herz erwärmt, geöffnet werde;
von Liebe aber, Liebe, sieht sie nichts;
wo hast du deinen Dank,...
Karl May
Dein eigener Richterspruch
Hast du geliebt? Weißt du wohl, was das heißt?
Denk nach, denk nach, wenn du es noch nicht weißt.
Die Frage wird dir jeden Tag gegeben;
die Antwort hast du jeden Tag zu leben.
Hast du geliebt? Es wird ein Ja verlangt,
Weil jeder, so wie du, nach Liebe bangt.
Was du ihm gibst, sein Engel trägt's nach oben,
und dort, dort wird es für dich aufgehoben.
Hast du geliebt? So wirst du einst gefragt,
Wenn das Gericht des Allerforschers tagt.
Das Urteil hast du dir dann...
Karl May
Verständige Liebe
O Liebe, die ich endlich nun erfaßt
und die du mich so ganz ergriffen hast,
daß ich nur dir, nur dir zu eigen bin,
nimm mich; nimm mich; ich gebe mich dir hin.
Wer sich mit seinem Sein in dich versenkt,
dem wird von dir ein besseres geschenkt,
denn was du von ihm nimmst, gibst du als Glück,
als Seligkeit ihm tausendfach zurück.
So will ich durch dich und in dir allein
nur im Beglücken selbst auch glücklich sein,
will nimmer rasten und will nimmer ruhn,
nur was du...
Karl May
Trost
Siehst du ein Menschenkind in Tränen,
verhaltnes Schluchzen in der Brust,
so wolle ja nicht, ja nicht wähnen,
daß du mit Worten trösten mußt.
Vermeide es, ihn zu beraten;
geh weiter, aber sende dann
die Liebe, die in stillen Taten
ihm heimlich, heimlich helfen kann.
Berührt ein kalter Schall die Wunde,
so schmerzt er nur und heilt sie nicht;
der Trost wohnt nicht im leeren Munde,
er ist des Herzens tiefste Pflicht.
Vor einem Wort am rechten Orte
kehrt wohl der Harm beruhigt um,...
Karl May
Ernste Weisung
Laßt euch ein ernstes Wort der Liebe sagen,
und grabt es tief in eure Herzen ein:
Der Starke hat den Schwachen hier zu tragen,
und dieser soll ihm dafür dankbar sein.
Es ist das Beider Pflicht, vom Herrn geboten,
und wer sie nicht erfüllt, hat einst und dann
als seelisch Toter bei den seelisch Toten
weit mehr zu tragen, als er tragen kann.
Und wer sich weigert, hier den Dank zu zollen,
wenn ihn die Hülfe liebevoll umarmt,
der wird einst gerne, gerne danken wollen,
doch...
Karl May
Klarheit
Schließ ab, schließ ab an jedem Tag des Lebens,
und frage dich, zu welchem Zweck du lebst.
Stets mußt du wissen, ob du wohl vergebens,
ob mit Erfolg nach diesem Ziele strebst.
Ein kluger Mann will keine einz'ge Stunde
im Zweifel über seine Lage sein;
er fordert von ihr klare, sichre Kunde
und prägt sich, was sie sagt, für immer ein.
Wer das nicht tut, der gleicht den armen Frauen,
die ohne Öl und nie gerüstet sind.
Sie schlafen fort im blinden Selbstvertrauen
und sind, wie dies...
Karl May