Wenn Ich Zitate (Seite 68)
Ja, Du bist allgegenwärtig in meinem Zimmer. Du bist da wie die Luft, die ich atme. Und das ist der Grund, weshalb ich eigentlich nur lebe, wenn ich in meinem Zimmer bin. Dann fühle ich, daß Dein Platz hier ist, hier bei mir. Leb wohl, Geliebte, ich kann immer nur wiederholen: ich liebe Dich, weil ich keinen anderen Gedanken habe.
Charles de Coster
Eintauchen in das Gefühl Deiner Nähe
ich bin nur noch am Träumen
von Deiner warmen, weichen Haut
von Deinen Küssen
von Deinen Liebkosungen
ich darf Dich berühren,
schmecken, liebkosen
wenn ich eintauche
in das Gefühl Deiner Nähe
ist es fast, als würde ich mich auflösen
eine Leichtigkeit beflügelt mich
kein Druck lastet auf mir
keine Angst läßt mich erstarren
ich fühle Dich
fühle, daß Du zu mir gehörst
und ich zu Dir.
Beate Prager
Blinde Liebe
Vor dir zerbricht mein ganzer Wagemut,
All meine Keckheit schmiegt sich vor dich hin
Und birgt, wie ein gezähmter Löwe tut,
Ihr starkes Haupt an deinen weichen Knien.
Wodurch bezwingst du mich? Ist es dein Blick?
Dein Lächeln? Ach, ich weiß nicht, was es ist!
Vielleicht ist, dir zu folgen, mein Geschick,
Weil du die Stärkere an Liebe bist!
Vielleicht ist meine Schwäche deine Kraft!
Vielleicht sogar bist du dir scheu bewußt
Nur deiner eignen tiefen Leidenschaft,
Und, daß du...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Heimkehr
Das war ein Tag der Schmerzen,
Als ich einst Abschied nahm;
Noch bänger war's dem Herzen,
Als ich nun wieder kam.
Der ganzen Wandrung Hoffen
Vernichtet mit einem Schlag!
O, unglücksel'ge Stunde!
O, unheilvoller Tag!
Ich habe viel geweinet
Auf meines Vaters Grab,
Und manche bittre Träne
Fiel auf die Gruft herab.
Mir ward so öd' und traurig
Im teuren Vaterhaus,
So daß ich oft bin gangen
Zum düstern Wald hinaus.
In seinen Schattenräumen
Vergaß ich allen Schmerz;
Es kam in stillen...
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Nachklang
(An L.)
Wenn ich dich, du schöne Schwester, sehe
Und betrachte deinen Ernst so gerne,
In den Augen diese klaren Sterne,
Ist's, als wollte weichen all mein Wehe.
Denn da kann ich mir so plötzlich denken,
Dürft' ich wohl in ihre reine Seele
Das Geheimnis, das ich stets verhehle,
Dieses unverdienten Kummers senken?
Daß er wie ein Leichnam sei im Grabe,
Drin sie ihn zurechte würde legen,
Und sie spräche über ihn den Segen,
Ach! auf daß ich fortan Ruhe habe.
Denn so lang ich mag die...
Eduard Mörike
Abschied
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort,
kenn nicht das Ziel, kenn weder Zeit noch Ort.
Das Auge weint; es tut das Herz mir weh,
doch zag ich nicht. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und nehm den Glauben mit als meinen Hort.
Er kündet mir, indem ich von dir geh,
ein Wiedersehn. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und sage dir ein liebes, schönes Wort:
Wenn ich auch nicht an deiner Seite steh,
es schützt dich Gott. Ade, ade, ade!
Karl May
Küß mich noch einmal, küß mich wieder, küsse
Mich ohne Ende. Diesen will ich schmecken,
In dem will ich an deiner Glut erschrecken,
Und vier für einen will ich, Überflüsse
Will ich dir wiedergeben. Warte, zehn
Noch glühendere, bist du nun zufrieden?
O daß wir also, kaum mehr unterschieden,
Glückströmend ineinander übergehn.
In jedem wird das Leben doppelt sein.
Im Freunde und in sich ist einem jeden
Jetzt Raum bereitet. Laß mich Unsinn reden:
Ich halt mich ja so mühsam in mir ein
Und...
Louise Labé
Nachtgefühl
Wenn ich mich abends entkleide,
Gemachsam, Stück für Stück,
So tragen die müden Gedanken
Mich vorwärts oder zurück.
Ich denke der alten Tage,
Da zog die Mutter mich aus;
Sie legte mich still in die Wiege,
Die Winde brausten ums Haus.
Ich denke der letzten Stunde,
Da werdens die Nachbarn tun;
Sie senken mich still in die Erde,
Dann werd ich lange ruhn.
Schließt nun der Schlaf mein Auge,
Wie träum ich so oftmals das:
Es wär eins von beidem,
Nur wüßt ich selber nicht, was.
Christian Friedrich Hebbel
Heimat – meine Liebe
Heimat
wo ich aufwuchs, wo ich lebte
wo mein Herz das erste Mal erbebte
woran ich denke als ich Kind
wo meine Eltern heut noch sind
wo immer eine helfende Hand
bei ihnen in der Not ich fand
Heimat
möchte dich nicht missen
gebettet in meinem Herzen wissen
wenn ich auch meilenweit entfernt
und was Neues kennengelernt
bleibt meine Liebe doch ein Stück
gepaart mit dir und fernes Glück
Volkmar Frank
Aus banger Brust
Die Rosen leuchten immer noch,
die dunklen Blätter zittern sacht,
ich bin im Grase aufgewacht,
o kämst du doch,
es ist so tiefe Mitternacht.
Den Mond verdeckt das Gartenthor,
sein Licht fließt über in den See,
die Weiden stehn so still empor,
mein Nacken wühlt im feuchten Klee,
so liebt' ich dich noch nie zuvor!
So hab' ich es noch nie gewußt,
so oft ich deinen Hals umschloß
und blind dein Innerstes genoß,
warum du so aus banger Brust
aufstöhntest, wenn ich überfloß.
O jetzt,...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Als Priester mußte ich meine Amtspflichten verrichten, aber wie viele habe ich an mir selbst gelitten, wenn ich gezwungen war, euch fromme Lügen zu predigen, die ich im Herzen verabscheute. Wie sehr habe ich mein Amt gehaßt und welche Gewissensbisse hat mir eure Leichtgläubigkeit verursacht. Tausendmal hatte ich die Absicht, euch die Augen zu öffnen, aber ein Furcht, die meine Kraft überwog, hielt mich zurück, bis zu meinem Tod zu schweigen.
Jean Meslier
Eines geht mich an und eines weiß ich, das ich das meine tun und eher untergehen soll, als mich einer fremden Macht blind ergeben. Die Vorsehung geht mit dem All der Dinge und mit dem Menschengeschlechte ihren ewig dunklen Weg, den ich nimmer verstehen werde. Aber auch in meine Hand ist eine Vorsehung gegeben: wenn ich für das Allgemeine empfinde, handle, strebe, so fühle ich auch in mir – wie klein oder groß ich sei – eine Kraft, welche das Weltschicksal ändern kann.
Ernst Moritz Arndt
Seltsam! Wenn ich der Dei von Tunis wäre, / schlüg' ich bei so zweideut'gem Vorfall Lärm; / die seidne Schnur legt' ich auf meinen Tisch, / und vor das Tor, verrammt mit Palissaden, / führt' ich Kanonen und Haubitzen auf. / Doch weil's Hans Kottwitz aus der Priegnitz ist, / der sich mir naht, willkürlich, eigenmächtig, / so will ich mich auf märk'sche Weise fassen: / Von den drei Locken, die man silberglänzig / auf seinem Schädel sieht, fass' ich die eine / und führ' ihn still mit seinen...
Ewald Christian von Kleist
Es vergeht bei mir kaum ein Tag, wo ich nicht von durchreisenden Fremden besucht werde. Wenn ich aber sagen sollte, daß ich an den persönlichen Erscheinungen, besonders junger deutscher Gelehrter aus einer gewissen nordöstlichen Richtung, große Freude hätte, so müßte ich lügen. Kurzsichtig, blaß, mit eingefallener Brust, jung ohne Jugend, das ist das Bild der meisten, wie sie sich mir darstellen. Und wie ich mit ihnen mich in ein Gespräch einlasse, habe ich sogleich zu bemerken, daß ihnen...
Johann Wolfgang von Goethe