Welt Zitate (Seite 52)
Pause
Nun nach sonndurchglühten Tagen
Liegt die Welt so still und ruht;
Graue Wolkenhügel ragen,
Bergend vor der Sonne Glut.
Keine Luft geht in den Zweigen:
Schweigend ruhen, ruhend Schweigen.
Du von Leidenschaft durchglühtes
Wildes Herz, so schweig auch du!
Traure nicht um längst Verblühtes –
Im Vergessen suche Ruh –
Neue Kraft zu neuem Scheiden,
Denn noch oftmals sollst du leiden!
Heinrich Seidel
Im Sommer
O komm mit mir aus dem Gewühl der Menge,
Aus Rauch und Qualm und tobendem Gedränge,
Zum stillen Wald,
Dort wo die Wipfel sanfte Grüße tauschen,
Und aus der Zweige sanft bewegtem Rauschen
Ein Liedchen schallt.
Dort zu dem Quell, der durch die Felsen gleitet
Und dann zum Teich die klaren Wasser breitet,
Führ ich dich hin.
In seinem Spiegel schau die stolzen Bäume
Und weiße Wolken, die wie sanfte Träume
Vorüberziehn.
Dort laß uns lauschen auf der Quelle Tropfen
Und auf der...
Heinrich Seidel
Ein schöner Traum
Wenn draußen die Blumen blühen, dann muß ich an dich denken.
Ich bin in dich verliebt und kann meine Gedanken nicht mehr lenken.
Ich denke an dich und fange an zu träumen.
Dein Anblick bringt mich dazu, vor Liebe zu schäumen.
Wenn du mich anlächelst, dann steht die Welt einfach still.
Ich seh dich an und weiß, du bist der, den ich will.
Deinen Augen sind feurig und deine Lippen zum Küssen.
Ich hab mal wieder geschlafen und mein Chef hat mich aufwecken müssen.
Jeremy Seaver
Dämon der Gewalt
Die Welt ist grau
an jedem Tag
Ruheloses Hetzen durch Tag
und Nacht
das Schiff wird untergehen.
Das Grauen erschüttert
bei jedem Schlag
Die Religion verliert den
Hoffnungsschein
die Rotte Korah geht umher.
Die Reserve heraus
ins Feld geschickt
den Angriff vertagt und wieder
abgelenkt
der Frust allein
beherrscht das Geschehen.
Was versteht Ihr schon.
Ladore de Schygall
Wo ist die Werkstatt, drin die sichere Waffe,
Das Wort, zum Pfeil, zum Schwert, zum Helm und Schild
Geschaffen wird? Nicht wenig liegt daran,
Zu Schutz und Trutz es tüchtig zu besitzen.
Es recht zu schmieden, ist die große Kunst,
Ist unsrer Zeit fast einziges Bestreben;
Denn nicht mehr auf des Degens Spitze nur –
Auch auf der Lippen Schneide ruht die Welt.
Gustav Schwab
Memories
Zur Welt gebracht
Zum Narren gemacht
Zum Leben bereit
Ein Zuhause auf Zeit
Die Wurzeln erfragt
Die Antwort versagt
Das ´Heute´geliebt
Die Chancen versiebt
Mißrauen gelehrt
Den Schrei überhört
Die Hunde gehetzt
Die Würde verletzt
Die Fehler gehaßt
Die Freude verpaßt
Zum Zweifel geneigt
Die Zukunft vergeigt
Durch Schläge gequält
Den Willen gezähmt
Die Bildung vermißt
Von der Muse geküßt
Der Freude beraubt
An Wunder geglaubt
Die Nächte durchwacht
An Morgen gedacht
Das Gesagte gemeint
Um...
Jutta Schulte
Freu dich
Freu dich der Bäume im Garten.
Zähl nicht die Schnecken am Kohl.
Zähl nicht die Sorgen, die warten.
Freu dich an anderer Wohl.
Zähl nicht die Stunden der Leiden.
Freu dich des Kindes, das lacht.
Zähl nicht vergangene Zeiten.
Freu dich an Schöpfers Macht.
Zähl nicht die Tage der Schmerzen.
Zähl nicht die schwere Fracht.
Freu dich der liebenden Herzen.
Freu dich der Sonne, die lacht.
Zähl nicht die Kinder, die leiden.
Freu dich der Rose, die blüht.
Zähl nicht die Menschen, die...
Jutta Schulte
Es ist wohl schwer, zu ziehen
Von denen, die uns lieb,
Und die ein heftig Fühlen
In uns're Seele schrieb;
Doch ist ob allen Häuptern
Ein gleiches Blau gespannt,
Und eine gleiche Sonne
Wärmt auch das fernste Land.
Es ist wohl schwer zu scheiden
Auf immer von der Welt,
Von allem was sie Theures
Für unser Herz enthält;
Doch öffnet einst ein Himmel
Sein golden strahlend Thor,
Und ruft verwandte Seelen
Vereinigend empor.
Doch bitt'rer noch und schwerer,
Als selbst des Todes Pein,
Ist lieben und...
Hyacinth von Schulheim
Bleib du, wie du es immer warst, der Scholle
Getreuer Sohn – wie auch die rasche Welt,
Die wandelbare, ewig unruhvolle,
Ihr Schwert und ihre Siegesfahnen stellt.
Pflüg deine Erde, säe deine Saaten
Und tu das Rechte, grad und ohne Scheu,
Wie es in schwerster Zeit die Väter taten,
Nur ihrem Herrgott und sich selber treu.
Gustav Schüler
Ich sah Dir nach in Deinen blauen Himmel,
Im blauen Himmel dort verschwand Dein Flug.
Ich blieb allein zurück in dem Gewimmel,
Zum Troste mir Dein Wort, zum Trost Dein Buch. –
Da such' ich mir die Öde zu beleben
Durch Deiner Worte geisterfüllten Klang:
Sie sind mir alle fremd, die mich umgeben,
Die Welt ist öde und das Leben lang.
Arthur Schopenhauer
Nebeltag
Vorbei nun ist es mit den blauen Tagen,
es senkt der Herbst die graue Schlußgardine;
vom Garten, der einst Rosenpracht getragen,
dringt Grabesduft verblühter Balsamine.
Ein letztes Ideal ward mir zerschlagen,
Brief zuckt auf Brief verflammend im Kamine;
indessen Schauer überm Parke jagen,
pfeift hell der Sturm die Abschiedskavatine.
Mir ahnt es trüb: wer um das Glück der Erden
sein Herzblut gab, den trösten nur hinferne
noch Arbeitslämpchen und Kamingefunkel.
Denn alle Wonnen, die...
Prinz Emil von Schoenaich-Carolath-Schilden