Was Sind Zitate (Seite 57)
Mir träumte einst von wildem Liebesglühn,
Von hübschen Locken, Myrten und Resede,
Von süßen Lippen und von bittrer Rede,
Von düstrer Lieder düstern Melodien.
Verblichen und verweht sind längst die Träume,
Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild'!
Geblieben ist mir nur, was glutenwild
Ich einst gegossen hab in weiche Reime.
Du bliebst, verwaistes Lied! Verweh jetzt auch,
Und such das Traumbild, das mir längst entschwunden,
Und grüß es mir, wenn du es aufgefunden -
Dem luft'gen Schatten send...
Heinrich Heine
Die heilige Liebe
Fern von Gottes Herzen,
Ihrem Heimatland,
Ist die Seele einsam
An die Welt gebannt.
Ein geheimes trauern
Winkt ihr himmelwärts,
Doch ihr fehlt Verständnis
Für den eignen Schmerz.
Bis das Lied des Himmels,
Bis sich niedersenkt
Liebe - und die Sehnsucht
Nach der Heimat lenkt.
Liebe ist die Seele,
Was dem Alpenkind
Der verlornen Berge
Ferne Lieder sind.
Darum ist der Seele,
Einz'ge Ruhefrist,
Wenn sie ruht, wo einzig
Ihre Heimat ist.
Moritz Hartmann
Manchmal erklingen hör' ich's leise
So wild im Sturm die Lebensreise
Hinflutet sonder Ruh' und Rast,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich nie im Ernst gehaßt.
Die Menschen nur so klug und weise,
Sie löschen gern, was heilig brennt.
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Wir sind von Fremden nur getrennt.
Und trägt ein Traum im Strahlengleise
Die Seele hoch, von Gram betrübt,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich dennoch still geliebt.
Julius Waldemar Grosse
So wild im Sturm die Lebensreise
Hinflutet sonder Ruh' und Rast,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich nie im Ernst gehaßt.
Die Menschen nur so klug und weise,
Sie löschen gern, was heilig brennt.
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Wir sind von Fremden nur getrennt.
Und trägt ein Traum im Strahlengleise
Die Seele hoch, vom Gram betrübt,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich dennoch still geliebt.
Ferdinand Groß
Wenn dich Glück und Freunde fliehen,
Sei du nicht so tief besorgt,
Wie besitzen nur geliehen
Ist verloren nur geborgt.
So an trüben Herbstestagen,
Wenn erlosch des Jahres Glanz,
Schau im Wind die Blätter jagen,
Ein entfleischter Totentanz.
Aber kaum der Lenz erschienen,
Zahlt ein Erbe, lusterstarkt,
Er mit barem, blanken Grünen,
Was der Vorfahr abgekargt.
Hold von neuem sind die Götter,
Üb'rall Wonne, Lust und Licht,
Neue Freuden, neue Blätter –
Freilich nur dieselben nicht.
Franz Grillparzer
Ja, der Wille ist der meine,
Doch die Tat ist dem Geschick,
Wie ich ringe, wie ich weine,
Seinen Arm haelt nichts zurueck.
Wo ist der, der sagen duerfe:
So will ich's, so sei's gemacht!
Unsre Taten sind nur Wuerfe
In des Zufalls blinde Nacht.
Ob sie frommen, ob sie toeten?
Wer weiss das in seinem Schlaf!
Meinen Wurf will ich vertreten,
Aber das nicht was er traf!
Dunkle Macht, und du kannst's wagen
Rufst mir Vatermoerder zu?
Ich schlug den, der mich geschlagen,
Meinen Vater schlugest du!--
Franz Grillparzer
Einsame Nacht
Meines Hauses dunkle Giebel
steigen hoch ins Wolkenwehn.
Zauberbrunnen sind die Wände,
drin durch kühle Schattenhände
Eimer auf und niedergehn.
In dem Wechsel alles Schwebens
was bereitet doch die Zeit?
Alle Wandrer jetzt auf Erden
müssen schauernd Zeuge werden
ihrer tiefen Einsamkeit.
Haupt hinauf, wo im Gewölbten
wirkend eins ums andre kreist:
um die Wolken tanzen Sterne,
um die Sterne rollt die Ferne,
um die Ferne fährt der Geist.
In die Wanderschaft der Kreise
blühst du auf...
Leo Greiner
Geschmeidig, aber fest
Geschmeidig sei und zeitig lern' dich fügen
Der Sphäre, die dich als Beruf umgibt!
Der Störrige stößt sich an hundert Ecken
Und prallt zurück, statt daß er vorwärts geht.
Die Menschen liebe! – sie sind deinesgleichen –
Nur Liebe fesselt sie an dich – nicht Starrsinn.
Die Bäume, die sich biegen, bricht der Sturm nicht,
Und schweigt er, steh'n sie aufrecht wie zuvor;
Doch fügst du dich, bleib in der Wurzel fest,
Und halt im Boden, dem du angestammt!
Nachgiebig, aber stark...
Franz Graf Pocci
An die Nachtigall
Allerliebste Nachtigall,
Schweige, denn wir sind alleine.
Kläng dein angenehmer Schall,
Mißgunst nahte diesem Haine,
Sezte sich zum Waßerfall,
Wo ich süß für Wohllust weine,
Und verrieth uns überall. –
Daß ich süß für Wohllust weine,
Würkte mir dann lauter Quaal.
Glücklicher wein' ich alleine,
...
Johann Nikolaus Götz
Ist um mich her ein wildes Brausen,
als wogte Wald und Felsengrund,
und doch stürzt, liebevoll im Sausen,
die Wasserfülle sich zum Schlund,
berufen, gleich das Tal zu wässern;
der Blitz, der flammend niederschlug,
die Atmosphäre zu verbessern,
die Gift und Dunst im Busen trug:
Sind Liebesboten! Sie verkünden,
was ewig schaffend uns umwallt.
Johann Wolfgang von Goethe
Vom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Vom Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
Das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
Das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
Aus dem Komplex zu trennen,
Was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?
Johann Wolfgang von Goethe
Die Verschwiegenen
Ich habe wohl, es sei hier laut
vor aller Welt verkündigt,
gar vielen heimlich anvertraut,
was du an mir gesündigt.
Ich sagt’s dem ganzen Blumenheer,
dem Veilchen sagt’ ich’s stille,
der Rose laut, und lauter der
großäugigen Kamille.
Doch hat’s dabei noch keine Not,
bleib’ munter nur und heiter,
die es gewußt, sind alle tot,
und sagen’s nicht mehr weiter.
Hermann von Gilm, Ritter zu Rosenegg