Schönsten Zitate
Die schönsten Farben
Die schönsten Farben sind die späten:
ganz friedensselig, reif und rein.
Gewoben sind in ihre Ruhe
die Jahressegnungen hinein.
So schaut die reife Menschenseele
die Helle höchster Farbenpracht
und das Geheimnis letzten Leuchtens
just an der Pforte letzter Nacht.
Karl Ernst Knodt
Hochsommer
O Frühling, holder fahrender Schüler,
Wo zogst du hin? Die Linden blühn,
Die Nächte werden stiller, schwüler,
Und dichter schwillt das dunkle Grün.
Doch ach! die schönen Stunden fehlen,
Wo jedes Leben überquoll,
Wo trunken alle Schöpfungsseelen
Ins Blaue schwärmten wollustvoll.
Nicht singt mehr, wie am Maienfeste,
Die Nachtigall, die Rosenbraut;
Sie fliegt zum tiefverborgnen Neste
Mit mütterlich besorgtem Laut.
Der goldne längste Tag ist nieder,
Der Himmel voll Gewitter...
Hermann Ritter von Lingg
Drei gute Dinge sind: strenge Erziehung, heilsame Stöße des Schicksals und Durst nach Wahrheit. Man darf wohl fröhlich sein; drei Dinge sind schön: ein wohlgeratener Mann, eine wohlgetan hold Weib und der blaue lichte Himmel. Drei Dinge sind schöner: Gesang, edle Sitten und gutes Gespräch. Drei Dinge sind die schönsten: Erkenntnis, Tätigkeit und selbstlose Liebe. Drei Dinge sind klein: ein Floh, ein Zwerg und ein Mensch, der nicht sterben will den Tod des Ich. Drei Dinge sind häßlich: eine...
Friedrich Theodor von Vischer
Die alte Geige
Es ruht meine alte Geige
In ihrer schwarzen Truh'
Und wimmert in den Nächten
Mir ihre Klage zu.
Und wenn die Glocken schwingen
Von ferne ins Gemach,
Ist mir, als müßt' ich singen
Den dunklen Seufzern nach.
»Ich ruhe tief und schweige
Für immer wie ein Grab,
Die ich so heiß gerungen
Und schön geklungen hab'.
Mein Meister! heiß mich reden
Von diesem langen Leid!
Jetzt weiß ich die schönsten Lieder
Auf Erden weit und breit!«
Schweig' still, du alte Geige!
Meinst, ich erfuhr es...
Carl Ludwig Schleich
Lebe rein, mein Herz, dies schöne Leben,
Rein von allem Fehl und bösem Wissen,
Wie die Lilie lebt in stiller Unschuld,
Wie die Taube in des Haines Wipfeln;
Daß du, wenn der Vater niederblicket,
Seist sein liebstes Augenmerk auf Erden,
Wie des Wandrers Auge unwillkürlich
An den schönsten Abendstern sich heftet;
Daß du, wenn die Sonne dich einst löset,
Eine reine Perl' ihr mögest zeigen,
Daß dein Denken sei wie Duft der Rose,
Daß dein Lieben sei wie Licht und Sonne,
Wie des Hirten Nachtgesang...
Leopold Schefer
Wonnemonat Mai
Das Schönste von dem langen Jahr,
ist doch der Wonnemonat Mai,
es werden tausend Träume wahr,
der Mensch fühlt sich so richtig frei.
Vergessen ist die Winterzeit,
die Kälte und der tiefe Schnee,
im Land macht sich die Sonne breit,
man tummelt sich am Badesee.
Es sprießt und wächst das zarte Grün,
der Himmel strahlt im schönsten Blau,
so manches Herz beginnt zu glüh'n,
schon bei der ersten Partnerschau.
Den Namen trägt der Mai zu recht,
das "M" steht da für "Majestätisch",
das...
Horst Rehmann
Der Wunsch
Du holder Gott der süß'sten Lust auf Erden,
der schönsten Göttin schöner Sohn!
Komm, lehre mich die Kunst, geliebt zu werden;
die leichte Kunst zu lieben weiß ich schon.
Komm ebenfalls und bilde Phyllis' Lachen,
Cythere, gib ihr Unterricht,
denn Phyllis weiß die Kunst, verliebt zu machen;
die leichte Kunst zu lieben weiß sie nicht.
Friedrich von Hagedorn
Jede harmonische Bewegung unseres Körpers, jede sanfte Empfindung der Freude, der Liebe, der zärtlichen Sympathie verschönert uns; jede allzu heftige oder unordentliche Bewegung, jede ungestüme Leidenschaft, jede neidische, übeltätige Gesinnung verzerrt unsere Gesichtszüge, vergiftet unseren Blick, würdigt die schöne menschliche Gestalt zur sichtbaren Ähnlichkeit mit irgendeiner Art von Vieh herab. Solange die Güte des Herzens und Fröhlichkeit die Seele eurer Bewegungen bleiben, werdet ihr...
Christoph Martin Wieland