Wald Zitate (Seite 12)
Frühling
Tage der Wonne,
Kommt ihr so bald?
Schenkt mir die Sonne
Hügel und Wald?
Reichlicher fließen
Bächlein zumal.
Sind es die Wiesen?
Ist es das Tal?
Blauliche Frische!
Himmel und Höh!
Goldene Fische
Wimmeln im See.
Buntes Gefieder
Rauschet im Hain;
Himmlische Lieder
Schallen darein.
Unter des Grünen
Blühender Kraft
Naschen die Bienen
Summend am Saft.
Leise Bewegung
Bebt in der Luft,
Reizende Regung,
Schläfernder Duft.
Mächtiger rühret
Bald sich ein Hauch,
Doch er verlieret
Gleich sich im...
Johann Wolfgang von Goethe
Ist um mich her ein wildes Brausen,
als wogte Wald und Felsengrund,
und doch stürzt, liebevoll im Sausen,
die Wasserfülle sich zum Schlund,
berufen, gleich das Tal zu wässern;
der Blitz, der flammend niederschlug,
die Atmosphäre zu verbessern,
die Gift und Dunst im Busen trug:
Sind Liebesboten! Sie verkünden,
was ewig schaffend uns umwallt.
Johann Wolfgang von Goethe
Mit dem Vogel sind geflogen
seine Kinder über's Meer.
Droben ward der Himmel trüber,
drunten brausten Sturmeswogen,
und die Kinder klagten sehr:
Ach, wie kommen wir hinüber?
Nirgends will ein Land uns winken,
und die müden Schwingen sinken.-
Aber ihre Mutter sagt:
Kinder, bleibet unverzagt!
Fühlt ihr nicht im tiefsten Innen
unaufhaltsam einen Zug,
neuen Frühling zu gewinnen?
Auf, in jenem ist kein Trug!
Der die Sehnsucht hat gegeben,
er wird euch hinüberheben,
und euch trösten, balde,...
Johann Wolfgang von Goethe
Ich ging im Walde so für mich hin,
und nichts zu suchen, das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich ein Blümlein stehn,
wie Sterne leuchtend, wie Äuglein schön.
Ich wollt' es brechen, da sagt es fein:
Soll ich zum Welken gebrochen sein?
Ich grub's mit allen den Würzlein aus,
zum Garten trug ich's, am schönen Haus.
Und pflanzt es wieder am stillen Ort:
Nun zweigt es immer und blüht so fort.
Johann Wolfgang von Goethe
Mein Gebet
Herr Gott, deß Werde
Rief diese Erde!
Vater im Himmel;
In jeder Menschenbrust,
Im blumigen Gewimmel
Der Frühlingslust,
Auf der Berge Gipfel,
In der Bäume Wipfel,
Droben im Sternenheer,
Unten im Weltenmeer,
Überall lebst du,
Überall webst du!
Im Waldes Rauschen,
Beim Liebetauschen,
Aus des Donners Schall,
Aus dem Liede der Nachtigall,
Am stillen Grabe dort,
Aus freien Mannes Wort,
In der stummen Nacht
Und wo man herzt und lacht
Sprichst Du mich an und tröstest mich!
Herr Gott, ich...
Adolf Glaßbrenner
Die Nacht
Aus dem Walde tritt die Nacht,
Aus den Bäumen schleicht sie leise,
Schaut sich um in weitem Kreise,
Nun gib acht.
Alle Lichter dieser Welt,
Alle Blumen, alle Farben
Löscht sie aus und stiehlt die Garben
Weg vom Feld.
Alles nimmt sie, was nur hold,
Nimmt das Silber weg des Stroms,
Nimmt vom Kupferdach des Doms
Weg das Gold.
Ausgeplündert steht der Strauch,
Rücke näher, Seel an Seele;
O die Nacht, mir bangt, sie stehle
Dich mir auch.
Hermann von Gilm, Ritter zu Rosenegg
Himmel oder Frühling?
Habt ihr mich hinausgetragen,
in den Wald, den morgenfrischen,
wo die Nachtigallen schlagen
in den jungen Rosenbüschen?
Mutter, hilf mir aus dem Bette!
Auf den Rasen möcht ich springen
wie das Reh, und um die Wette
möcht ich mit der Lerche singen.
Und von Blumen welch Gewimmel!
Ach, so schön war's nie auf Erden!
Mutter, sag, ist das der Himmel,
oder will es Frühling werden.
Hermann von Gilm, Ritter zu Rosenegg
Im Frühling
Ach wer hat es nicht erfahren,
Daß ein Ton, ein Blick, ein Duft,
Was vergessen war seit Jahren
Plötzlich vor die Seele ruft.
Also kommt in dieser süßen
Frühlingszeit von Wald und Fluß
solch Erinnern oft und Grüßen,
Daß ich tief erschrecken muß.
Weisen, die gelockt den Knaben,
Dämmern auf in meinem Ohr;
Dunkle Sehnsucht längst begraben,
Zuckt wie Blitz in mir empor.
Und wenn hoch die Sterne scheinen,
Geht im Traum durch meinen Sinn
Wirkend, mit verhaltnem Weinen,
Die verlorne Liebe...
Emanuel Geibel
Mein Herz ist wie die dunkle Nacht,
Wenn alle Wipfel rauschen,
Da steigt der Mond mit voller Pracht
aus Wolken sacht –
Und sieh, der Wald verstummt in tiefem Lauschen.
Der Mond, der helle Mond bist du,
Aus deiner Liebesfülle
Wirf einen, einen Blick mir zu
Voll Himmelsruh –
Und sieh, das ungestüme Herz wird stille.
Emanuel Geibel
Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wußt es kaum, warum.
Durchs Feld von Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht' ich: Deine Freude
Ward so des Windes Raub!
Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.
Da plötzlich flog ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.
Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt'...
Emanuel Geibel
Auferstehung
Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
So trag' hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
Daß ernst und still es sich mit dir ergehe
Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.
Da fühlst du bald, daß jener, der geschieden,
Lebendig dir im Herze auferstehe,
In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
Und aus den Thränen blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muß der Tote dich begleiten,
Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
Und treuer -- denn du hast ihn alle Zeiten.
Das...
Emanuel Geibel