Vater Zitate (Seite 11)
Alt und jung
Der Alte sieht die junge Maid,
Und fällt, versucht vom alten Triebe,
Mit höchster Alters-Zierlichkeit
Aufs Knie und stottert schamhaft: Liebe!
Sie lacht ihm nicht ins Angesicht,
Sie kniet nur hin, wo er gelegen,
Drückt seine Hand aufs Haupt und spricht:
"Mein Vater, gebt mir euren Segen!"
Christian Friedrich Hebbel
Plaudertäschchen
Und sag' mal, liebe Liese,
Das ein mir bloß,
Der Storch auf der Wiese,
Mit dem ist was los!
Er klappert und klappert,
Daß weithin es dringt,
Ob er mir am Ende
Ein Brüderle bringt?
Und denk' mal, liebe Liese,
Ich hab' was gesehn,
Mein alter Wagen
Geht wieder zu drehn.
Der Vater hat Räder,
Ganz neue gemacht
Und ihn heut zur Mutter
Ins Stüble gebracht!
Und glaub' man, liebe Liese,
Das ist sicher wahr,
Erst kommen die Küken
Zu uns jedes Jahr,
Und dann erst die Kinder,
Wenn's...
E. von Hauff
Dennoch
"Dennoch" ist ein schönes Wort,
"Dennoch" heißt mein Glaube;
"Dennoch" sag' ich fort und fort,
Ob ich lieg' im Staube,
Ob ich steh'
Auf der Höh'
In des Glückes Schimmer,
"Dennoch" sag' ich immer.
Ob ich bleib' ein armer Mann
Und die Andern prangen,
Da ich weder will noch kann,
Wie sie es verlangen;
Ob der Welt
Es gefällt,
Mich darum zu plagen:
"Dennoch" will ich sagen.
"Dennoch" will ich stille sein
Und an Gott mich halten;
Dennoch laß ich ihn allein,
Meinen Vater, walten;
"Dennoch"...
Klaus (Claus) Harms
Ja, der Wille ist der meine,
Doch die Tat ist dem Geschick,
Wie ich ringe, wie ich weine,
Seinen Arm haelt nichts zurueck.
Wo ist der, der sagen duerfe:
So will ich's, so sei's gemacht!
Unsre Taten sind nur Wuerfe
In des Zufalls blinde Nacht.
Ob sie frommen, ob sie toeten?
Wer weiss das in seinem Schlaf!
Meinen Wurf will ich vertreten,
Aber das nicht was er traf!
Dunkle Macht, und du kannst's wagen
Rufst mir Vatermoerder zu?
Ich schlug den, der mich geschlagen,
Meinen Vater schlugest du!--
Franz Grillparzer
Um Mitternacht
Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne,
Klein, kleiner Knabe, jenen Kirchhof hin
Zu Vaters Haus, des Pfarrers; Stern am Sterne,
Sie leuchteten doch alle gar zu schön;
Um Mitternacht.
Wenn ich dann ferner in des Lebens Weite
Zur Liebsten mußte, mußte, weil sie zog,
Gestirn und Nordschein über mir im Streite,
Ich gehend, kommend Seligkeiten sog;
Um Mitternacht.
Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle
So klar und deutlich mir ins Finstre drang,
Auch der Gedanke willig, sinnig,...
Johann Wolfgang von Goethe
Der Vater ewig in Ruhe verbleibt,
Er hat der Welt sich einverleibt.
Der Sohn hat Großes unternommen,
Die Welt zu erlösen ist er gekommen;
Hat gut gelehrt und viel ertragen,
Wunder noch heut in unsern Tagen.
Nun aber kommt der heilige Geist,
Er wirkt am Pfingsten allermeist.
Woher er kommt, wohin er weht,
Das hat noch niemand ausgespäht.
Sie geben ihm nur eine kurze Frist,
Da er doch Erst- und Letzter ist.
Johann Wolfgang von Goethe
Vom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Vom Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
Das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
Das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
Aus dem Komplex zu trennen,
Was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?
Johann Wolfgang von Goethe
Rätsel
Ein Bruder ist’s von vielen Brüdern.
in allem ihnen völlig gleich,
ein nötig Glied von vielen Gliedern
in eines großen Vaters Reich;
jedoch erblickt man ihn nur selten,
fast, wie ein eingeschobnes Kind;
die andern lassen ihn nur gelten
da, wo sie unvermögend sind.
(Schalttag)
Johann Wolfgang von Goethe
Mein Gebet
Herr Gott, deß Werde
Rief diese Erde!
Vater im Himmel;
In jeder Menschenbrust,
Im blumigen Gewimmel
Der Frühlingslust,
Auf der Berge Gipfel,
In der Bäume Wipfel,
Droben im Sternenheer,
Unten im Weltenmeer,
Überall lebst du,
Überall webst du!
Im Waldes Rauschen,
Beim Liebetauschen,
Aus des Donners Schall,
Aus dem Liede der Nachtigall,
Am stillen Grabe dort,
Aus freien Mannes Wort,
In der stummen Nacht
Und wo man herzt und lacht
Sprichst Du mich an und tröstest mich!
Herr Gott, ich...
Adolf Glaßbrenner
Das Flämmchen
Der Vater sitzt am Pfühl des einz'gen Kindes,
In dessen Leibe Fiebergluten lodern.
Er zählt die abgehetzten, irren Pulse.
Dann blickt er seufzend durch das offne Fenster.
Wehmütig lauscht der Mond im stillen Garten.
Ein schlanker, blasser Knabe lehnt am Stamm
Der blühnden Linde nah bei dem Springbrunn.
Er hält ein zierlich Lämpchen in der Rechten
Und bläst mit spitzen Lippen nach der Flamme,
Die, waagrecht streichend und vom Dochte fliehend,
Unrettbar zu erlöschen droht. Jetzt...
Adolf Frey
Der Gast
Das Kind ist krank zum Sterben,
die Lampe gibt trägen Schein,
die Mutter spricht: "Mir ist es,
als wären wir nicht allein."
Der Vater sucht zu lächeln,
doch im Herzen pocht's ihm bang,
stiller wird's und stiller, –
die Nacht ist gar zu lang.
Nun scheint der Tag ins Fenster,
die Vögel singen so klar;
die beiden wußten es lange,
wer der Gast gewesen war.
Theodor Fontane
Quell aller Weisheit, Herr und Vater mein,
du siehst mein Herz, dir spricht mein Händefalten,
o laß dein Licht auf meinen Wegen sein;
gibt mir die Kraft – du gibst sie nur allein -,
aus Sünd und Schwachheit mich herauszuschälen,
und lehre mich, an deines Auges Schein
des eignen Auges matten Sinn zu stählen,
auf daß die Lust ihm wird, den rechten Pfad zu wählen.
Theodor Fontane
Die Sterne sind erblichen
Mit ihrem Goldnen Schein;
Bald ist die Nacht entwichen,
Der Morgen tritt herein.
Noch waltet tiefes Schweigen
Im Tal und überall;
Auf frisch getauten Zweigen
Singt nur die Nachtigall.
Sie singet Lob und Ehre
Dem hohen Herrn der Welt.
Der überm Land und Meere
Die Hand des Segens hält.
Er hat de Nächt' vertrieben,
Ihr Kindlein fürchtet nichts;
Stets kommt zu seinen Lieben
Der Vater allen Lichts.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Morgenlied
Die Sterne sind erblichen
mit ihrem güldnen Schein;
bald ist die Nacht entwichen,
der Morgen dringt herein.
Noch waltet tiefes Schweigen
im Tal und überall;
auf frisch betauten Zweigen
singt nur die Nachtigall.
Sie singet Lob und Ehre
dem hohen Herrn der Welt,
der überm Land der Meere
die Hand des Segens hält.
Es hat die Nacht vertrieben;
ihr Kindlein fürchtet nichts!
Stets kommt zu seinem Leben
der Vater allen Lichts.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben