Tod Leben Zitate (Seite 18)
Fünf Boote
und eine Handvoll Wind.
Fünf Boote
und ein Strand, der singt.
Fünf Boote
und eine Zeit, die stille steht,
und eine Ferne,
die lockt,
und eine Möwe,
die schreit,
und ein Befehl,
der ergeht.
Fünf Boote
halten sich bereit.
Im ersten steht
die Einsamkeit,
im zweiten hockt
die Traurigkeit,
im dritten sinnt
Vergänglichkeit,
im vierten schwelgt
das Leben,
im fünften schlottert
der Tod.
Fünf Boote
lösen die Taue,
ergreifen die Ruder der Zeit,
ergeben sich der...
Carl Peter Fröhling
Bekenntnis
Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh' rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,
Daß morgen ich's zertrete.
Bald ist's im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt's wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will, –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf' ich, der das Kleinste du
In deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und...
Theodor Fontane
»Wann endlich«, dacht' ich, »sinnlos-blödes Spiel,
Wirst du dich enden? Auf und ab und auf
Wiegt seit Äonen sich die Lebensschaukel;
Auf einer Seite staunend sitzt das Leben,
Und auf der andern grinsend wippt der Tod –
Und auf und ab, stumpfsinnig, wird die Wippe
Durch Ewigkeiten gehn. Wo lebt der Gott,
Den dieses grause Einerlei vergnügt?
Der ärmste Menschengeist, er hätte längst
Voll Überdruß und Ekel dieses Spielzeug
Zertrümmert –!«
Otto Ernst
Es wandelt, was wir schauen
Es wandelt, was wir schauen,
Tag sinkt ins Abendrot,
Die Lust hat eignes Grauen,
Und alles hat den Tod.
Ins Leben schleicht das Leiden
Sich heimlich wie ein Dieb,
Wir alle müssen scheiden
Von allem, was uns lieb.
Was gäb' es doch auf Erden,
Wer hielt' den Jammer aus,
Wer möcht' geboren werden,
Hielt'st Du nicht droben Haus!
Du bist's, der, was wir bauen,
Mild über uns zerbricht,
Daß wir den Himmel schauen –
Darum so klag' ich nicht.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Gebet um Liebe
O ew'ge Liebe, heil'ge mich
Mit deinen sanften Gluten,
In meine Seele senke dich,
Wenn meine Wunden bluten!
Wenn ich aus dieser wüsten Welt
Nach Licht und Rettung spähe,
Ist nichts, was meine Hoffnung hält,
Als deine sel'ge Nähe!
O halte mich in deinem Arm,
Mir graut vor dem Erkalten,
Und mach' das Herz mir hell und warm
Bis in die tiefsten Falten.
Mit deiner Glut verzehre mich,
In dir laß mich vergehen,
Ich will nicht mich, ich will nur dich,
In dir nur auferstehen!
Du wirst...
Ernst Curtius
Buttlers Grabinschrift
Steh, Wandrer, Buttlers Bild zu sehn!
Solang er noch am Leben,
Fand sich kein gütger Mäzen,
Ihm nur ein Mittagsmahl zu geben.
Nun haut man ihn, nach seinem Tod,
In prächt'gen Marmor ein.
Ihr künft'gen Dichter! Buttlers Not
Kann euch ein Vorbild sein.
Der arme Dichter bat um Brot.
Man gab ihm – einen Stein.
Johann Friedrich von Cronegk
Die Unbeliebte
Habt ihr denn wirklich keinen Schimmer
Von Angst, daß ihr noch ruhig schlaft?
Wird denn in dieser Welt nicht immer
Das Leben mit dem Tod bestraft?
Ihr lebt vergnügt, trotz dem Verhängnis,
Das näher stets und näher zieht.
So stiehlt der Dieb, dem das Gefängnis
Und später gar der Galgen blüht.
Hör auf, entgegnet frech die Jugend,
Du altes Jammerinstrument!
Man merkt es gleich: du bist die Tugend,
Die keinem sein Vergnügen gönnt.
Wilhelm Busch
Im Namen Jesu
Ich möchte gern was schreiben,
Das ewig könnte bleiben;
Denn alles andere Treiben
Will nur die Zeit vertreiben.
Ich möchte gern was lieben,
Das ewig ist geblieben;
Denn in den andern Trieben
Wird nur die Lieb vertrieben.
Ich möchte gern mein Leben
Zu Ewigem erheben;
Denn alles andere Streben
Ist in den Tod gegeben.
Drum schreib ich einen Namen,
Drum lieb ich einen Namen
Und leb in einem Namen,
Der Jesus heißt – sprich Amen.
Clemens Brentano
Alles in dir
Du lehrest mich die Lieder singen,
Du hauchest den Gesang mir ein,
Du leihst der Seele höhre Schwingen;
Wer giebt mir Lieder? du allein.
In dir empfind' ich nur das Leben,
Du rufst die Seele aus dem Nichts,
Du giebst mir Glauben, giebst mir Streben,
Trägst mich hinauf in's Reich des Lichts.
O sage mir, mein hoher Meister,
Was ich dir opfernd weihen mag!
Im unermessnen Reich der Geister
Zieht dir, nur dir mein Wesen nach.
Befiehl, ich gehe in's Verderben,
In Nacht und Graus und...
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Das Kornfeld
Vom Sommerhauch berührt schwankt leis das Korn,
Wie Beter, gottergeben, stehn die Ähren.
Ich hör' von ferne Dengelhammerschlag,
Das goldne Wogen wird nicht lange währen.
Hier hat der Tod in jedem Halm gehaust,
Sie selber, die des Lebens Keime bergen,
Die Körner, sind im Sonnenbrand erstarrt
Und gleichen goldumwundnen kleinen Särgen.
Tot bist du, Korn, doch welch ein tröstlich Bild!
Wer möcht' sich nicht wie du zur Ruhe legen:
Als eine wohlgereifte Garbe, schwer
Von Lebensbrot und...
Jakob Boßhart
Volksweise
Was ist es mit dem Leben
Doch für 'ne arge Not,
Muß leiden und muß sterben
Zuletzt den bittern Tod.
Kam ich doch auf die Erden
Ganz ohne Wunsch und Will',
Ich weiß es nicht von wannen
Und kenn' nicht Zweck und Ziel.
Es tritt die bunten Auen
Nur einmal unser Fuß,
Für kurze Zeit nur tauschen
Wir Händedruck und Gruß.
Und was uns auch von Freuden
Und Leiden zugewandt,
Das mehret und das mindert
Sich unter Menschenhand.
Drum lasset uns in Freundschaft
Einander recht verstehn
Die kurze...
Ludwig Anzengruber