Süßes Zitate (Seite 3)
Schön ist der Friede! Ein lieblicher Knabe
Liegt er gelagert am ruhigen Bach,
Und die hüpfenden Lämmer grasen
Lustig um ihn auf dem sonnigen Rasen,
Süßes Tönen entlockt er der Flöte,
Und das Echo des Berges wird wach,
Oder im Schimmer der Abendröte
Wiegt ihn in Schlummer der murmelnde Bach.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Vorbei!
Sie hielt mich fest an ihren gelben Haaren
ein ganzes schmachvoll süßes Sklavenjahr,
bis sie des schönen Spielzeugs müde war
und schnöd mich hieß zum alten Eisen fahren.
Und traurig träumend, was sie einst besessen,
lag meine Seele irgendwo versteckt
unter dem alten Eisen ausgestreckt
und ließ vom Rost sich wollüstig zerfressen.
Da sah sie deine jungenhafte Schlankheit
und flog aus ihrem Winkel unversehrt
und, leuchtend wie ein blank...
Gustav Sack
Liebeslied
Wie soll ich meine Seele halten,
daß sie nicht an deine rührt?
Wie soll ich sie hinheben
über dich
zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie
bei irgendwas Verlorenem
im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle,
die nicht weiterschwingt,
wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles,
was uns anrührt,
dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hält uns...
Rainer Maria Rilke
Tag eines Marienkäfers
Auf Stengel geklettert
in Pfütze gefallen
auf Blatt gerettet
Ausschau gehalten
Laus gefressen
auf Krümel gesonnt
mit Tupfen gereizt
Männchen gelockt
Flügel gespreizt
Tropfen getrunken
im Gras verirrt
abgeschwirrt
der Maria gesungen
Vor Schuh geflüchtet
in Ritze versteckt
an Kinderhand
Süßes geschleckt
Ufos gesichtet
Auf Rose Hochzeit gefeiert
mit Pünktchen ins Blütenbett
Grille hat Ständchen geleiert
Jetzt sind sie auf Reisen
für kurze Zeit weg
Manfred Poisel
Bitte
O wende dich nicht ab von mir,
O schau mich wieder freundlich an!
Nur einen solchen Blick von dir,
Wie er mir sonst so wohlgetan!
Ich will ja folgen wie ein Kind,
Ich will ja schweigen wie das Grab,
Mit keinem Wörtlein, noch so lind,
Gestehn, daß ich so lieb dich hab.
Gern will ich tragen jede Pein,
Nur sei mir wieder gut und mild!
Ach! Ohne Hoffnung kann ich sein,
Nicht ohne dich, du süßes Bild!
Ludwig Pfau
Wenn ich betrachte meines Lebens Dauer,
der Jahre Flucht und wie ich mich verlor,
das Feuer sank, in dem ich glühend fror,
die Ruhe schwand der regungslosen Trauer,
wie Liebeswahn und Hoffen mir erstorben,
wie in zwei Teile uns der Tod geteilt
- auf Erden dieser, der im Himmel weilt -,
wie ich verlor, was ich so schwer erworben,
dann schreck ich hoch und berge mein Gesicht
und neide noch dem Ärmsten seine Not,
so bin von Angst und Schmerz ich übermannt.
Mein Stern, mein Los, o ihr, Geschick...
Francesco Petrarca
Glimmende Glut
In den wissenden Augen schöner Frauen,
Die der Liebe Wunder und Winden kennen,
Wohnt ein rätselhaftes und süßes Grauen,
Wie von Gluten, die unter dem Boden brennen.
Ahnend fühlst du tief verborgene Brände
Lauernd schlummern unter den Aschedecken,
Bis befreiende, luftgewährende Hände
Sie zu rotlebendigen Flammen wecken.
Schaust du in die Augen von solchen Frauen,
Dann erfaßt dein Herz das tolle Begehren,
Zu entfesseln die Loh'n und zu erschauen,
Wie sie flammen – und sich und...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Wie die Nelken duftig atmen!
Wie die Sterne, ein Gewimmel
Goldner Bienen, ängstlich schimmern
An dem veilchenblauen Himmel!
Aus dem Dunkel der Kastanien
Glänzt das Landhaus, weiß und lüstern,
Und ich hör die Glastür klirren
Und die liebe Stimme flüstern.
Holdes Zittern, süßes Beben,
Furchtsam zärtliches Umschlingen -
Und die jungen Rosen lauschen,
Und die Nachtigallen singen.
Heinrich Heine
Die Heimführung
Ich geh nicht allein, mein feines Lieb,
Du mußt mit mir wandern
Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,
In dem trüben, kalten, traurigen Hause,
Wo meine Mutter am Eingang kaurt
Und auf des Sohnes Heimkehr laurt.
»Laß ab von mir, du finstrer Mann!
Wer hat dich gerufen?
Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,
Dein Auge sprüht, deine Wang ist weiß; -
Ich aber will mich lustig freun
An Rosenduft und Sonnenschein.«
Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn,
Mein süßes...
Heinrich Heine
An Alrune
Wenn du die letzten Gedanken denkst,
Sollst du darein mich schließen,
Wenn du die Seele von hinnen lenkst,
Will ich dich sterbend grüßen.
Und schliefst du ein Jahrtausend lang
Wohl unter Staub und Steine,
Mein süßes Lieb, sei mir nicht bang,
Du schlummerst nicht alleine.
Und flögst du durch die Himmel weit
Mit leicht beschwingten Füßen,
Ich komme, um in seliger Zeit
Dich immer wieder zu grüßen.
Ich vergesse dich nicht, ich lasse dich nicht,
Mein bist du im Engen und Weiten!
Dein...
Max Haushofer
Abendstimmung
Von der Sonne letzten Strahlen
Dringt noch Wärme in mein Herz
Ich schaue zu ihr himmelwärts
Viele Bilder könnt ich malen
Bald bist Du dem Blick entrissen
Roter Ball am Firmament
Keiner Dich sein eigen nennt
Doch auch niemand will Dich missen
Purpur Schleier – friedlich Zeichen
Endlich ist Dein Werk vollbracht
Dunkel wird's – es naht die Nacht
Und die letzten Schatten weichen
Volkmar Frank
Nun um mich her die Schatten steigen,
Stellst du dich ein, willkommnes Schweigen,
Du, aller tiefsten Sehnsucht wert.
Sehr hab ich unter Lärm und Last
Des Tags nach dir, du scheuer Gast,
Wie einem lieben Freund begehrt.
Das wirre Leben ist verklungen,
In Höhen ging und Niederungen
Längst jeder laute Schall zur Ruh.
Urstimmen, die der Tag verschlang,
Erklingen, mystischer Gesang –
Ja, süßes Schweigen, rede du.
Was über deinen stillen Mund
Aus einem rätseltiefen Grund
Mit leisem Murmeln quillt...
Gustav Falke
Das ists, was mich ganz verstöret:
daß die Nacht nicht Ruhe hält,
wenn zu atmen aufgehöret
lange schon die müde Welt.
Daß die Glocken, die da schlagen,
und im Wald der leise Wind
jede Nacht von neuem klagen
um mein liebes, süßes Kind.
Daß mein Herz nicht konnte brechen
bei dem letzten Todeskuß,
daß ich wie im Wahnsinn sprechen
nun in irren Liedern muß.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff