Sonnen Zitate
Sonnenuntergang
(übers. von Franz Evers)
Ein Nebel verschleiert
die Felder und winkt,
voll Wehmut feiert
die Sonne und sinkt.
Voll Wehmut feiert
mein Herz mit und klingt
vergessenumschleiert,
nun die Sonne sinkt.
Von seltsamen Träumen,
wie Sonnen glühn
in den himmlischen Räumen,
flammend und kühn,
siehst du noch schäumen
die Lüfte und sprühn,
wie Sonnen verglühn
in den himmlischen Räumen.
Paul Verlaine
Schwalben
Eine tote Schwalbe
Liegt auf meinem Pfad.
Allzu spät dem Nest entronnen
Hat sie nicht die Kraft gewonnen,
Mit den andern fortzufliegen
Nach den schönen bessern Sonnen,
Und blieb liegen,
Als der Frost genaht.
Arme tote Schwalbe,
Viele sind wie du,
Denen allzu spät das Leben
Allzu karg Erfolg gegeben,
Ach, und müssen dann erliegen,
Während andre weiterfliegen
Ihren Siegen,
Ihren Sonnen zu …
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Fragst du…
Fragst du, wie Gott, das Wort, in einer Seele wohne,
so wisse: wie das Licht der Sonnen in der Welt
und wie ein Bräut'gam sich in seiner Kammer hält
und wie ein König sitzt in seinem Reich und Throne,
ein Lehrer in der Schul, ein Vater bei dem Sohne,
und wie ein teurer Schatz in einem Ackerfeld
und wie ein lieber Gast in einem schönen Zelt
und wie ein Kleinod ist in einer guldnen Krone,
wie eine Lilie in einem Blumental
und wie ein Saitenspiel bei einem Abendmahl
und wie ein...
Angelus Silesius
Wie soll ich dich denn nennen
Wie soll ich dich denn nennen,
Da allem Namen ward?
Das sel'ge Wort zu kennen,
Blieb mir noch aufgespart.
Ich denk' an Himmel und Sterne,
An Meer und Blumen der Flur –
Das sel'ge Wort bleibt ferne,
Wie nenne, nenn' ich dich nur?
Ei Himmel, Sonnen und Sterne,
Und Flur und Perlen gesellt! –
Du bist mir mehr als alles,
Du bist mir eine Welt!
August Karl Silberstein
Menschliches Wissen
Weil du liesest in ihr, was du selber in sie geschrieben,
Weil du in Gruppen fürs Aug ihre Erscheinungen reihst,
Deine Schnüre gezogen auf ihrem unendlichen Felde,
Wähnst du, es fasse dein Geist ahnend die große Natur.
So beschreibt mit Figuren der Astronome den Himmel,
Daß in dem ewigen Raum leichter sich finde der Blick,
Knüpft entlegene Sonnen, durch Siriusfernen geschieden,
Aneinander im Schwan und in den Hörnern des Stiers.
Aber versteht er darum der Sphären mystische...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Geisterflug
Kronos: Ruhe im Weltall!
Jehova: Alle Sonnen schlafen.
Astaroth: Ein schwüler Atemzug geht durch den Raum.
Athene: Wie lange noch, bis wir hinüber sind?
Jehova: Drei Ewigkeiten. –
Wodan: Seht ihr den Kohlenkloß?
Astaroth: Er züngelt in purpurroten Flammen.
Luzifer: Hat ausgeleuchtet!
Jehova: Dort sein Planetenchor!
Astaroth: Die sieben schwarzen Klumpen?
Wodan: Dort stand die Erde. –
Athene: Seht ihr die Flammenschlinge, die um die Sonne ringt?
Astaroth: Und dort in schräger Kurve...
Ludwig Scharf
Es lockt und säuselt um den Baum:
Wach auf aus deinem Schlaf und Traum,
der Winter ist zerronnen.
Da schlägt er frisch den Blick empor,
die Augen sehen hell hervor
ans goldne Licht der Sonnen.
Es zieht ein Wehen sanft und lau,
geschaukelt in dem Wolkenbau,
wie Himmelsduft hernieder.
Da werden alle Blumen wach,
da tönt der Vögel schmelzend Ach,
da kehrt der Frühling wieder.
Jean-Jacques Rousseau
Willst du das höchste Ziel, so lern' entsagen!
Die Alpenhöh' kann keine Reben tragen.
Willst du empor auf Adlerflügeln steigen,
Verzicht' aufs Nestlein in den Blütenzweigen.
Willst du der Sterne Spielgeselle werden,
Verzichte auf die Blumen dieser Erden!
Such' in dir selbst dann deines Glückes Bronnen!
Einsam gehn durch den Weltenraum die Sonnen. –
Emil Rittershaus
Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz,
an dem wir reiften, da wir mit ihm rangen;
du großes Heimweh, das wir nicht bezwangen,
du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen,
du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen,
du dunkles Netz,
darin sich flüchtend die Gefühle fangen.
Du hast dich so unendlich groß begonnen
an jenem Tage, da du uns begannst, –
und wir sind so gereift in deinen Sonnen,
so breit geworden und so tief gepflanzt,
daß du in Menschen, Engeln und Madonnen
dich ruhend...
Rainer Maria Rilke
Lieben
I.
Und wie mag die Liebe dir kommen sein?
Kam sie wie ein Sonnen-, ein Blütenschein,
kam sie wie ein Beten? – Erzähle:
Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich los
und hing mit gefalteten Schwingen groß
an meiner blühenden Seele....
II.
Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, –
mir bangte fast vor seiner schweren Pracht...
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen
tief in der Nacht.
Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, –
ich hatte grad im Traum an dich gedacht.
Du...
Rainer Maria Rilke
In jenen düsteren Formen
Waltet keine blinde Macht,
Über Sonnen, über Sternen
Ist ein Vateraug, das wacht.
Keine finstem Mächte raten
Blutig über unsre Taten,
Sie sind keines Zufalls Spiel.
Nein, ein Gott, ob wir's gleich leugnen,
Führt sie, wenn auch nicht zum eignen,
Immer doch zum guten Ziel.
Ferdinand Raimund
Ich bin ein Pilger ...
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;
der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;
vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt.
Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt;
der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt;
der das Erwachen flieht, auf das er harrt.
Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt;
der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt;
der einst in fahle Ewigkeiten fällt.
Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt;
das tauentströmt in Wolken sich...
Erich Mühsam
Wie heimlicher Weise
Ein Engelein leise
Mit rosigen Füßen
Die Erde betritt,
So nahet der Morgen.
Jauchzt ihm, ihr Frommen,
Ein heilig Willkommen,
Herz, jauchze du mit!
In ihm sei's begonnen,
Der Monde und Sonnen
Am blauen Gezelte
Du Vater, du rate,
Du lenke und Wende!
Herr, die in die Hände
Sei Anfang und Ende,
Sei alles gelegt.
Eduard Mörike