So Ist Leben Zitate (Seite 30)
Ich will von dir, was keine Zeit zerstöret
Ich will von dir, was keine Zeit zerstöret,
Nur Schönheit, die das Herz verleiht;
Ich will von dir, was nie der Welt gehöret,
Die engelreine Kindlichkeit.
Das sind des Herzens allerbeste Gaben,
Das ist des Lebens schönste Zier.
Hat dich die Welt, so kann ich dich nicht haben,
Lebst du der Welt, so stirbst du mir.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Das Faß
Ein großes Faß aus hartem Holz,
es hat sein Werk vollbracht,
es hat den letzten Tropfen stolz,
zum Überlauf gebracht.
So steht es nun, im nassen Sand,
der Boden weicht schnell auf,
und was das Faß einst herrlich fand,
das nimmt jetzt seinen Lauf.
Der erste Tropfen war der Start,
zum großen Wasserschwall,
und was zur großen Hoffnung ward,
das wird zum großen Fall.
Das Faß verliert die Fassung,
dann kippt es gänzlich um,
so zeigt sich's wie im Leben,
wer übertreibt ist dumm.
Klaus Ender
Sieh', in dies dein theures Bildnis
Möcht ich mich so ganz versenken;
Könnt' ich, ach! dem Bilde doch
Athem, Leben, Sprache schenken!
Könnt' ich in die kalten Formen
Gluth und Blut und Liebe gießen,
Könnt ich diese lieben Hände
Heiß zu heißem Drucke küssen! –
Ach, ich kann es nicht. Es bleibet
Kalt und stumm in stolzer Ruh'!
Aber du bist gut getroffen:
Denn es ist so ganz wie du!
Ada Christen
Mein Tagebuch soll sein wie eine Reisetasche, in die ich ungeprüft allen Krimskrams hineinwerfe. Wenn ich später nachsehe, ist das Durcheinander wie von Geisterhand geordnet, gesintert zu einem Ganzen, so fest und unnahbar wie ein Kunstwerk – aber so transparent, daß das Licht des Lebens durchscheint.
Virginia Woolf
Bei heißer Hitze heißt es ab in den Schatten. Überhitzte Seelen und Körper schreien so oft nach Abkühlung, bekommen sie aber nicht! Der Mensch erkennt diese Alarmzeichen vielmals zu spät. Und schon ist in der Hitze des Wortes etwas gesagt, das man eigentlich gar nicht sagen wollte. Nichts wird aber so heiß gesagt wie es eigentlich gemeint sein sollte. Und doch wünsche ich mir bei vielen Menschen, daß sie endlich etwas heißer werden würden. Heißer auf Leben, heißer auf Gerechtigkeit und noch...
Stefan Wittlin
Wenn man jedem die entsetzlichen Qualen und Schmerzen, denen sein Leben beständig offen steht, vor die Augen bringen wollte, so würde ihn Grausen ergreifen: und wenn man den verstocktesten Optimisten durch die Krankenhospitäler, Lazarethe, und chirurgischen Marterkammern, durch die Gefängnisse, Folterkammern und Sklavenställe, über Schlachtfelder und Gerichtsstätten führen, dann alle die finstern Behausungen des Elends, wo es sich vor den Blicken kalter Neugier verkriecht, ihm öffnen und zum...
Arthur Schopenhauer
Es ist traurig, daß selbst unter Zeitgenossen, unter Menschen, die in dem Jahrhundert, worin sie leben, eine eigene Familie formieren sollten und könnten, eine so enorme Differenz und ein so unauflöslicher Streit obwaltet, daß das Eigentümliche immer isoliert bleibt und dgl.
Johann Christoph Friedrich von Schiller