So Ist Leben Zitate (Seite 12)
Oh Gott, so frage ich dich,
auch wenn ich weiß, ganz innerlich,
Dich gab es wohl nie, und wird es nie geben.
Mit dieser Erkenntnis ist es schwer zu leben.
Und dennoch frag' ich, denn ich weiß ja nicht.
Welch Gott bist du? Ein blinder vielleicht?
Wenn ich doch nur könnte sehen in dein Gesicht.
Siehst du denn nicht, all dieses Leid?
Wie kann es sein, so frag' ich erneut,
dass die halbe Menschheit geprägt ist von Leid,
während sich die andere über zu viel Nahrung freut.
Und auf der anderen Seite...
Nargis Ahadi
Zeit-Ernte
Das Leben hat so seine Tücken,
und Lücken hat es leider auch:
Im Sommer gibt es viele Mücken
Der Frühling ist so schön verblümelt,
am Ende hat er sich verkrümelt –
der schönste Sommer ist vergänglich.
Die Zeit verrinnt, und wir verrinnen,
wir leben trotzig, trotz der Tücken,
die Zeit ist reif – ihr könnt sie pflücken...
Klaus Klages
Will er sauer, so will ich süß,
Will er Mehl, so will ich Grieß,
Schreit er Hu, so schrei ich Ha,
Ist er dort, so bin ich da,
Will er essen, so will ich fasten,
Will er gehn, so will ich rasten,
Will er recht, so will ich link,
Sagt er Spatz, so sag ich Fink,
Ißt er Suppen, so eß ich Brocken,
Will er Strümpf, so will ich Socken,
Sagt er ja, so sag ich nein,
Sauft er Bier, so trink ich Wein,
Will er dies, so will ich das,
Singt er den Alt, so sing ich den Baß,
Steht er auf, so sitz ich...
Abraham a Santa Clara
Immer wieder komme ich darauf zurück, daß einfach das glückliche Leben gut, das unglückliche schlecht ist. Und wenn ich mich jetzt frage: aber warum soll ich gerade glücklich leben, so erscheint mir das von selbst als eine tautologische Fragestellung: es scheint, daß sich das glückliche Leben von selbst rechtfertigt, daß es das einzig richtige Leben ist.
Ludwig Wittgenstein
An einen berühmten Mann
Dir ist so vieles gelungen,
Wonach ich im Leben gestrebt;
Du hat das Schicksal bezwungen,
Vor dem so mancher erbebt.
Mein Name ist lange verklungen,
Wenn deiner in Ehren noch lebt. –
Und doch hab' ich Bessres errungen:
Ich habe ein Leben gelebt.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Ohne äußere Ehre ist ein sittlich würdiges Leben überhaupt nicht möglich, so daß, wer seine Ehre wegwirft, mit Recht in sittlicher Hinsicht des Vertrauens der Menschen völlig verlustig geht. Die äußere Ehre hat also einen unbedingten sittlichen Wert, so entschieden, daß es unzweideutige Pflicht ist, für sie auch, das sittliche Leben selbst einzusetzen.
Richard Rothe
Auf meinen eigenen Beinen zu stehen, das Leben so zu sehen, wie es ist, nichts zu fürchten und den Tod so kühl zu anderen kommen zu sehen wie zu mir … die Feigheit zu verachten, aber dem tapferen Manne meine Achtung zu bezeugen … so habe ich gelebt, vielleicht primitiv, aber frei und offen. Ich schäme mich nicht; so wie mein Leben war, war es meins.
Jack London
Ein so genannter Charakter ist eine sehr einfache, mechanische Vorrichtung; er besitzt nur eine Betrachtungsweise für die so äußert verwickelten Umstände des Lebens; er hat sich entschieden, sein Leben lang von einer bestimmten Sache ein und dieselbe Meinung zu haben; und um sich nicht der Charakterlosigkeit schuldig zu machen, ändert er seine Meinung nie, wie einfältig und unvernünftig sie auch ist.
August "Johan" Strindberg
Zwischen dem Leben, wie es ist, und dem Leben, wie es sein sollte, ist ein so gewaltiger Unterschied, daß derjenige, der nur darauf sieht, was geschehen sollte, und nicht darauf, was in Wirklichkeit geschieht, seine Existenz viel eher ruiniert als erhält. Ein Mensch, der immer nur das Gute möchte, wird zwangsläufig zugrunde gehen inmitten von so vielen Menschen, die nicht gut sind.
Niccolò Machiavelli
Später
Viele leben so dahin,
als wären sie unsterblich.
Und wenn sie in ein paar Jahren
zu alt und zu schwach sind,
noch das zu leben, was sie hofften,
dann schweigen sie
mit leeren Augen und zerknitterter Haut
den Träumen nach,
die sie hätten leben können,
wenn sie nicht auf ein
Später
vertraut hätten.
Es erschreckt mich,
so viele junge Menschen zu kennen,
deren Haut noch glatt ist wie Samt,
deren Augen aber schon geleert sind
fast bis zur Neige.
Kristiane Allert-Wybranietz