Selbst Sein Zitate (Seite 12)
Wer seine Vaterpflicht nicht erfüllt, hat auch kein Recht, Vater zu werden. Weder Armut noch Arbeit noch menschliche Rücksichten können ihn von der Pflicht, seine Kinder zu ernähren und selbst zu erziehen, entbinden. Glaubt es mir, meine Leser, ich sage einem jeden, der ein Herz hat und so heilige Pflichten vernachlässigt, voraus, daß er über seine Fehler lange Zeit bittere Tränen vergießen und niemals Trost finden wird.
Jean-Jacques Rousseau
Jeder sollte wenigstens so viel Philosophie und schöne Wissenschaften studieren als nöthig ist, um sich die Wollust angenehmer zu machen. Merckten sich dies unsere Landjuncker, Hof Cavalier, Grafen und andere, sie würden offt über die Wirkung eines Buches erstaunen. Sie würden kaum glauben wie sehr Wieland den Champagner erhöhet, seine häufige Rosenfarbe, sein Silberflor, seine leinenen Nebel würden ihnen selbst den Genuß eines guten elastischen Dorfmädgens sublimieren.
Georg Christoph Lichtenberg
Der Einzelne wird sein Leben lang die Pflicht haben, anderen zu dienen wo er kann, und diese dienende Liebe ist eins der Mittel, durch welche er sich bildet: aber der Zweck seines Daseins ist lediglich der, dem Gedanken Gottes, welcher in ihm und nur in ihm liegt, zur vollen Darlebung zu verhelfen, ganz er selbst zu sein, frei von aller Sklaverei, so wie Gott ihn wollte
Paul Anton de Lagarde
Nach dem Naturinstinkt wird dem Menschen der Arzt der wichtigste Mann sein, weil dieser ihm sein Leben fristet, darauf allererst der Rechtserfahrene, der ihm das zufällige Seine zu erhalten verspricht und nur zuletzt (fast nur wenn es zum Sterben kommt), ob es zwar um die Seligkeit zu tun ist, der Geistliche gesucht werde, weil auch dieser selbst, so sehr auch die Glückseligkeit der zukünftigen Welt preiset, doch, da er nichts von ihr vor sich sieht, sehnlichst wünscht, von diesem Arzt in...
Immanuel Kant
Wehe dem Arzte, der Ehr- und Gelderwerb zum Ziel seines Strebens macht. Er wird im ewigen Widerspruch mit sich selbst und seinen Pflichten stehen, er wird seine Hoffnung ewig getäuscht und sein Streben nie befriedigt finden und zuletzt seinen Beruf verwünschen, der ihn nicht lohnt, weil er seinen wahren Lohn nicht kennt.
Christoph Wilhelm von Hufeland
Die gewöhnliche Entschuldigung menschlicher Fehler ist die menschliche Schwäche; aber der größte Fehler ist es eben der Schwäche untertan zu sein. – Schwach ist ein Gegensatz von wach; wer immer wach ist, seine Schwäche zu bekämpfen, wird ihr nie unterliegen und in ihr sich selbst bezwingen, auch ohne ein Gott zu sein.
Wilhelm Förster
Du bist nur, wenn du liebst; Sein ist erst Sein, wenn es Sein der Liebe ist, aber zugleich geht in der Liebe dein persönliches Dasein, dein abgesondertes Fürdichsein zu Grunde. Du bist nur noch in dem geliebten Gegenstande, Alles außer ihm, du selbst ohne ihn bist dir Nichts. Die Liebe ist die Quelle aller Freuden, aber auch aller Schmerzen.
Ludwig Feuerbach
Einst fühlte der Mensch dumpf und erkannte an den Folgen seines Handelns, dass dem Profanen mehr als bloß zielführende Mechanik oder "Naturgesetze" innewohnten. Erst dieses Ahnen befähigte ihn, ein solch reflektiertes Verstandeswesen zu werden, dass es heute paradoxer Weise die Loslösung vom "religiös-moralischen Ballast" fordern und seine individuelle Freiheit als verbrämte Geringachtung seiner selbst und seines Nächsten praktizieren kann.
Frank Fehlberg