Schlaf Zitate (Seite 9)
Himmel. Nochmal.
Schön. Er weiss also mehr als ich.
Sein Auge wacht über jeden Griff
zu den Sternen. Über das Paradies
des Erdenklichen. Über Verkleidung
und Masken. Ich kenne das Spiel.
Die Dramaturgie. Trotzig trete ich
in seine nicht nachweisbaren Spuren.
Lege Gedichte aus: Leimruten. Schlingen.
Des Teufels laute Schwester schaut
vorbei. Singt die Schlange in den Schlaf.
Brigitte Fuchs
Herbst
Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf.
Felder gilben, Wälder ächzen überall.
Wie Blätter fallen draußen alle Tage,
Vom Zeitwind weggeweht.
Ob Ebene und Wald in welkes Sterben fallen,
Ob draußen tost Vergänglichkeit,
Im Stadtberg brüllen Straßen, Hämmer hallen:
Die Stadt dampft heiß in Unrast ohne Zeit.
Gerrit Engelke
Frühe
Im Osten graut's, der Nebel fällt,
Wer weiß, wie bald sich's rühret!
Doch schwer im Schlaf ruht noch die Welt,
Von allem nichts verspüret.
Nur eine frühe Lerche steigt,
Es hat ihr was geträumet
Vom Lichte, wenn noch alles schweigt,
Das kaum die Höhen säumet.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Waldandacht
Frühmorgens wenn die Hähne kräh'n,
Eh' noch der Wachtel Ruf erschallt,
Eh' wärmer all' die Lüfte weh'n,
Vom Jagdhornruf das Echo hallt,
Dann gehet leise, nach seiner Weise,
Der liebe Herrgott durch den Wald.
Die Quelle, die ihn kommen hört,
Hält ihr Gemurmel auf sogleich,
Auf daß sie nicht die Andacht stört,
So Groß und Klein im Waldbereich,
Die Bäume denken; »Nun laßt uns senken
Vor'm lieben Herrgott das Gezweig!«
Die Blümlein, wenn sie aufgewacht,
Sie ahnen auch den Herrn...
Lebrecht Dreves
Abend ist's geworden,
Dunkel hüllt uns ein,
Still ist's allerorten,
Still will ich auch sein.
Kindlich und voll Reue
Klag ich meine Schuld,
Hoff auf deine Treue
Und auf deine Huld.
Alles schläft hienieden
In der stillen Nacht.
Ich auch ruh in Frieden,
Denn dein Auge wacht.
Was kann mir denn schaden?
Herr, in deiner Hut
Und in deinen Gnaden
Schlaf ich still und gut.
Schlafe ohne Sorgen,
Denn ich bin ja dein.
Bis mich weckt am Morgen
Deiner Sonne Schein.
Dann will ich auf's...
Georg-Christoph Dieffenbach
Da die Nacht mit Laternen noch draußen stand,
Der Schlaf und der Träume glitzernder Fächer
Um Haus und Himmel ausgespannt,
Da sang an mein Bett weit über die Dächer,
Da sang vor der Stund', eh' mit bläulicher Hand
Der Morgen sich unter den Sternen durchfand,
Eine Amsel aus Finster und Fernen.
Eh' noch den Laternen das Licht verflackt,
Hat schon die Amsel die Sehnsucht gepackt.
Sie sang, von Inbrunst aufgeweckt,
Mit dem Herz, das ihr heiß in der Kehle steckt.
Sie sang von Lieb', die sich...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Heimkehret fernher, aus den fremden Landen,
In seiner Seele tief beweget der Wanderer;
Er legt von sich den Stab und knieet nieder,
Und feuchtet deinen Schoß mit stillen Tränen,
O deutsche Heimat! – Woll' ihm nicht versagen
Für viele Liebe nur die eine Bitte:
Wann müd' am Abend seine Augen sinken,
Auf deinem Grunde laß den Stein ihn finden,
Darunter er zum Schlaf sein Haupt verberge.
Adelbert von Chamisso
Empfehlung
Du bist nervös. Drum lies doch mal
Das Buch, das man dir empfahl.
Es ist beinah wie eine Reise
Im alten wohlbekannten Gleise.
Der Weg ist grad und flach das Land,
Rechts, links und unten nichts als Sand.
Kein Räderlärm verbittert dich,
Kein harter Stoß erschüttert dich,
Und bald umfängt dich sanft und kühl
Ein Kaumvorhandenseingefühl.
Du bist behaglich eingenickt.
Dann, wenn du angenehm erquickt,
Kehrst du beim »stillen Wirte« ein.
Da gibt es weder Bier noch Wein.
Du schlürfst ein...
Wilhelm Busch
Dichter-Pech
Er schwärmt über Madam Melanie
Und schreibt – um ihre Gunst bemüht –
Ein feurig ›Liebeslied‹ für sie,
Und für den Sohn ein ›Schlummerlied‹.
Der Plan war gut, die Absicht brav,
Und auch die Wirkung war nicht klein:
Den Bengel sang er nicht in Schlaf,
Doch sie schlief bei den Versen ein.
Georg Bötticher
Osterlied
Die Glocken läuten das Ostern ein
In allen Enden und Landen,
Und fromme Herzen jubeln darein:
Der Lenz ist wieder erstanden!
Es atmet der Wald, die Erde treibt
Und kleidet sich lachend in Moose,
Und aus den schönen Augen reibt
Den Schlaf sich erwachend die Rose.
Das schaffende Licht, es flammt und kreist
Und sprengt die fesselnde Hülle;
Und über den Wassern schwebt der Geist
Unendlicher Liebesfülle.
Adolf Böttger
Eifersucht
Eifersucht
auf die Sonne,
sie wärmt deine Haut.
Eifersucht
auf den Mond,
er bewacht deinen Schlaf.
Eifersucht
auf den Wind,
er streichelt dein Gesicht.
Eifersucht
auf den Regen,
er berührt deinen Körper.
Eifersucht
auf die Musik,
sie fließt in dein Herz.
Eifersucht,
weil ich es nicht darf.
Margot S. Baumann
Nacht
Die Nacht senkt ihre weichen Arme,
Über die Welt und sendet Ruh.
Schließt eure Augen, habt Erbarmen.
Die Dunkelheit deckt alles zu.
Für kurze Zeit, wir finden Frieden.
Der Schlaf lockt mit Vergessenheit.
Geschichten, die wir heut‘ geschrieben.
Sind nicht für alle Ewigkeit.
Nur kurz wir auf der Erde weilen
Nicht immer bleibt etwas zurück.
Manch‘ Wunde wird nie wieder heilen.
Nicht alle finden etwas Glück.
Viel Leid manch einer hat gesehen.
Die Unschuld uns schon früh geraubt.
Der Geist,...
Margot S. Baumann