Nur Dir Zitate (Seite 20)
Künstlers Abendlied
Ach, daß die innre Schöpfungskraft
Durch meinen Sinn erschölle!
Daß eine Bildung voller Saft
Aus meinen Fingern quölle!
Ich zittre nur, ich stottre nur,
Und kann es doch nicht lassen;
Ich fühl, ich kenne dich, Natur,
Und so muß ich dich fassen.
Bedenk ich dann, wie manches Jahr
Sich schon mein Sinn erschließet,
Wie er, wo dürre Heide war,
Nun Freudenquell genießet;
Wie sehn ich mich, Natur, nach dir,
Dich treu und lieb zu fühlen!
Ein lustger Springbrunn wirst du mir
Aus...
Johann Wolfgang von Goethe
Wahrhaftes Leben
"Wie man nur so leben mag?
Du machst dir gar keinen guten Tag"!
Ein guter Abend kommt heran,
wenn ich den ganzen Tag getan.
Wenn man mich da und dorthin zerrt,
und wo ich nichts vermag,
bin ich von mir selbst nur abgesperrt,
da hab' ich keinen Tag.
Tut sich nun auf, was man bedarf,
und was ich wohl vermag,
da greif ich ein, es geht so scharf,
da hab' ich meinen Tag!
Ich scheine mir an keinem Ort,
auch Zeit ist keine Zeit,
ein geistreich-aufgeschloss'nes Wort
wirkt auf die...
Johann Wolfgang von Goethe
Die Fledermaus
Ein kleines Mäuschen kroch
Stets unzufrieden in sein Loch;
Stet's wünscht' es: Wär' ich doch
Der kleine Vogel nur
Und flög' in freier Luft! Zeus sagte zum
Merkur:
Ich will der Närrin Wunsch gewähren,
Erscheine, Maus! - Sie kam,
den Götterspruch zu hören.
Wohlan, sprach Zeus, zum Zeitvertreib,
Geb' ich dir Flügel an den Leib.
Nun flieg!
Halb Vogel und halb Maus,
Flog sie und hieß die Fledermaus.
Merkur sah sie und lachte;
Nun fliegt sie nur bei Nachte.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Versuch's nur weiter!
Weil dir ein goldener Traum zerronnen,
was hast du drum für herbe Qual?!
Es ist doch nicht das erstemal,
daß dich enttäuscht, was du begonnen!
Den Kopf hoch! Auf! Wozu verzagen
kleingläubig gleich und hoffnungslos?!
Dein Mut schien doch so riesengroß,
das Letzte selber kühn zu wagen!
Versuch's nur weiter! Ohne Bangen!
Und senke schweigend nicht das Haupt!
Wer will und an sein Können glaubt,
wird immer an sein Ziel gelangen.
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Abend wird es wieder
Abend wird es wieder,
über Wald und Feld
legt sich Frieden nieder,
und es ruht die Welt.
Nur der Bach ergießet
sich am Felsen dort,
und er braust und fließet,
immer, immer fort.
Und kein Abend bringet
Frieden ihm und Ruh,
keine Glocke klinget
ihm ein Nachtlied zu.
So in deinem Streben
bist, mein Herz auch du,
Gott nur kann dir geben
wahre Abendruh.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Einsam
So ich jetzt alleine bin,
Und kein Mensch um mich,
Jagt mein rascher Sinn
Zu dir nur hin,
Weiß und fühlt nur dich.
Eine Seele ganz allein
Ist lebendig todt,
Herrlich ist, zu Zwein,
Glückselig sein,
Theilen Brod und Noth!
Als ich deine liebe Hand
Küßte, deinen Mund
Stets zu küssen fand,
War grünes Land
Mir der Wüstengrund.
So ich jetzt alleine bin,
Und kein Mensch um mich,
Fühlt mein öder Sinn
Durch Blumen hin
In den Wüsten sich.
Ludwig Eichrodt
Ist mir oft der Wunsch gekommen
Abzuschütteln diese Glieder,
Dieses Herz voll Sturm und Wunden –
Seid mir theuer, bittre Stunden,
Aber kehret niemals wieder!
Kannst du zwischen Zeilen lesen,
Steht es flammend dir geschrieben:
Nur der Wahnsinn flucht dem Leben,
Nur den Thoren macht es beben –
Wers begriffen, wird es lieben.
Ludwig Eichrodt
Abschied
Nur den Abschied schnell genommen,
Nicht gezaudert, nicht geklagt,
Schneller als die Thränen kommen,
Losgerissen, unverzagt.
Aus den Armen losgewunden,
Wie dir's in der Brust auch brennt,
Was im Leben sich gefunden,
Wird im Leben auch getrennt.
Sollst du tragen, mußt du tragen,
Trage nur mit festem Sinn,
Deine Seufzer, deine Klagen
Wehen in die Lüfte hin.
Soll der Schmerz nicht dich bezwingen,
So bezwinge du den Schmerz,
Und verwelkte Blüthen schlingen
Frisch sich um dein wundes Herz.
Johann Ludwig Deinhardstein
Das unschuldige Mädchen
Meine Mutter sagt' mir:
"Deine Lippen gab dir
Zum Sprechen, Tochter, die Natur,
Und zum Sprechen brauch' sie nur."
Warum sind sie so rot?
Oh, ich könnt' auch mit weißen Lippen sprechen,
Und warum gebot
Meine Mutter: nur zum Sprechen?
Wer zeigt mir armen Mädchen an,
Was mein Mund mehr als sprechen kann?
Matthias Claudius
Anselmuccio
Ist gar ein holder Knabe er!
Als ob er's Bild der Liebe wär'.
Sieht freundlich aus und weiß und rot,
Hat große Lust am Butterbrot,
Hat blaue Augen, gelbes Haar,
Und Schelm im Nacken immerdar,
Hat Arm' und Beine rund und voll!
Und alles, wie man's haben soll.
Nur eines fehlt dir, lieber Knabe!
Eins nur: daß ich dich noch nicht habe.
Matthias Claudius
Hab' oft im Kreise der Lieben
Im duftigen Grase geruht
Und mir ein Liedlein gesungen,
Und alles war hübsch und gut.
Hab' einsam auch mich gehärmet
In bangem, düsteren Mut,
Und habe wieder gesungen,
Und alles war wieder gut.
Und manches, was ich erfahren,
Verkocht' ich in stiller Wut,
Und kam ich wieder zu singen,
War alles auch wieder gut.
Sollst nicht uns lange klagen,
Was alles dir wehe thut,
Nur frisch, nur frisch gesungen!
Und alles wird wieder gut.
Adelbert von Chamisso
Mich ärgern höchlich (gekürzt)
Mich ärgern höchlich alle die Versuche,
Die Welt von Ost in West zurückzudrehen,
Ich möcht' hinwiederum es gerne sehen,
Daß man ihr, West in Ost, zu helfen suche.
Du Narr, du Narr! Wie es im großen Buche
Geschrieben stehet, wird es doch geschehen;
Die Welt wird ihren richt'gen Gang schon gehen,
Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.
Nur, hör' ich sie, wie sie im Übermut
Einander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"
Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.
Adelbert von Chamisso
Du
Als ich dein Lächeln das erste Mal sah, spürte ich ganz nah, deine Wärme, deine Liebe, und es traf mich tief ins Herz.
Als ich in deine Augen das erste Mal sah, da strahlten sie und leuchteten wie Diamanten.
Ich konnte mich deiner Sinnlichkeit nicht entziehen und wollte nicht mehr zurück in die Dunkelheit, aus der ich kam.
Als das erste Mal deine zarten Hände meinen Körper berührten, da spürte ich die Kraft der Liebe, und ich gab mich voll und ganz dir hin.
Als sich unsere Lippen das...
by SPODO