Nur Zitate (Seite 300)
So übermütig sinken die Flocken
des Schnees und so dicht,
daß sie den Baum verdrängen
und jedes Ding, das in den Weg sich stellt.
O wunderlicher Abgrund,
in den die Welt versinkt
und nicht mehr von sich weiß,
wie sie einst war,
und nur noch fühlt,
wie sie sich wirbelnd
ineinander schlingt,
gestaltlos in sich selbst
ertrinkt.
Carl Peter Fröhling
Daß nur ein Gast ich bin
auf dieser Erde,
es will mir mehr und mehr
zum Troste werden.
Seh ich die Wolke und das Gras, den Wind,
den Busch, den Baum und dich, du Menschenkind,
den Frühling und den Herbst
und aller Dinge Ende,
so seh‘ ich, daß auch meine Frist
schon bald zerronnen ist
und ruhet dann in Deinen Händen.
Carl Peter Fröhling
Rasch welkt das Leben dahin,
gestern noch blühend und stark,
heute schon kraftlos und matt,
morgen tief drunten im Grab
Staub zum Staub sich gesellt.
Nur ein Erinnern noch bleibt
droben für kurze Zeit,
in den Herzen der Freunde ein Licht,
von der modernden Hand vielleicht
auf gilbendem Blatt ein kleines Gedicht.
Carl Peter Fröhling
Staatsvisite
Heut hab ich eine alte Freundin besucht,
Mit der ich einst jung gewesen,
Wir haben des Schicksals Runen gebucht,
In vergilbten Blättern gelesen.
Dann sagten wir weiter – dies und das –
Von dem eigenen und fremden Willen,
Und ich sprach: "Ich sehe nicht ohne Glas!"
So griffen wir dann zu den Brillen!
Das Wiedersehn, glaub ich, das wir begehn
Und das wir soeben gefeiert,
Es ward nicht getrübt, weil schlechter wir sehn:
Nur durch verhaltene Tränen verschleiert!
Alfred Friedmann
Die Welle
Ich bin eine Welle
Mit einem Tal und einem Berg
Mal bin ich riesig
Und mal ein Zwerg
Doch streb' ich nach oben
So folgt ein Tief
Erst stehe ich gerade
Dann hänge ich schief
Von Winden getrieben
Zur Brandung ich eil
Zu sanften Küsten
Zu Felsen steil
Mal ziehe ich ruhig
Auf glattem Meer
Mal begleiten mich Menschen
Ohne Wiederkehr
Ich bin geboren
Durch Naturgewalt
Zwischen Himmel und Erde
Ohne jeglichen Halt
Denn frei will ich leben
Doch das gelingt mir nur schwer
Ich brauch gute...
Volkmar Frank