Nur Zitate (Seite 210)
Jede epische oder dramatische Dichtung stellt das Leben dar: sie schildert aber nie ein Bleibendes, vollendetes Glück, sondern immer nur ein werdendes, angestrebtes: ist das Ziel des Helden erreicht, so muß sie schließen: denn es bliebe ihr nichts übrig als zu zeigen, daß das als Glück aufgestellte Ziel den Helden nur geneckt hat und er eigentlich nicht besser daran ist wie zuvor. Denn ein wirkliches bleibendes Glück ist gar nicht möglich und daher kein Gegenstand der Kunst.
Arthur Schopenhauer
Im Upanischad des Veda wird die natürliche Lebensdauer auf 100 Jahre angegeben. Ich glaube mit Recht, weil ich bemerkt habe, daß nur die. welche das 90. Jahr überschritten haben, der Euthanasie teilhaft werden, d. h. ohne alle Krankheit, auch ohne Apoplexie, ohne Zuckung, ohne Röcheln, ja bisweilen ohne zu erblassen, meistens sitzend, und zwar nach dem Essen, sterben oder vielmehr gar nicht sterben, sondern nur zu leben aufhören. In jedem früheren Alter stirbt man bloß an Krankheiten, also...
Arthur Schopenhauer
Im gleichen ließe sich sagen, daß jeder von ihnen nur ein kleiner Bruch der Idee der Menschheit sei, daher er vieler Ergänzung durch andere bedarf, damit einigermaßen ein volles menschliches Bewußtsein herauskomme. Hingegen wer ein ganzer Mensch ist, ein ausgezeichneter Mensch, der stellt eine Einheit und keinen Bruch dar, hat daher an sich selbst genug. Man kann in diesem Sinne die gewöhnliche Geslleschaft jener russischen Hornmusik vergleichen, bei der jedes Horn nur einen Ton hat und bloß...
Arthur Schopenhauer
Die Ehre ist nicht die Meinung von besonderen, diesem Subjekt allein zukommenden Eigenschaften, sondern nur von den der Regel nach vorauszusetzenden, als welche auch ihm nicht abgehen sollen. Sie besagt daher nur, daß dies Subjekt keine Ausnahme mache, während der Ruhm besagt, daß es eine mache. Ruhm muß daher erst erworben werden, die Ehre hingegen braucht bloß nicht verloren zu gehen.
Arthur Schopenhauer
Der gewöhnliche Mensch, diese Fabrikware der Natur, wie sie solche täglich zu Tausenden hervorbringt, ist, wie gesagt, einer in jedem Sinn völlig uninteressierten Betrachtung, welche die eigentliche Beschaulichkeit ist, wenigstens durchaus nicht anhaltend fähig. Er kann seine Aufmerksamkeit auf die Dinge nur insofern richten, als sie irgendeine wenn auch nur sehr mittelbare Beziehung auf seinen Willen haben.
Arthur Schopenhauer
Wenn du einen Stein ins Wasser schleuderst, siehst du nur die nächsten Kreise zittern, und mit dem Spiel der letzten Wellen glaubst du die Wirkung deines Wurfs erloschen. Oh, wenn du nur bedächtest, daß die Schwingungen sich weiter fortsetzen, immer weiter, ans Ufer, durch das ganze Erdenrund, zu dem Stein, ja bis zu deiner Hand wieder zurück, die ihn schleuderte.
Arthur Schnitzler
Das ist die Vergeltung, die der Genius der Kunst am Dilettanten übt: Wenn dieser schöpferisch zu werden versucht, gerät er unter das eigentliche Niveau nicht nur seines Verstandes, sondern auch seines Charakters, so daß uns das Produkt eines sonst leidlich gescheiten Menschen, dem nur eben das Talent versagt ist, wie das Lallen eines Schwachsinnigen und er selbst, im Leben vielleicht ein ganz anständiger Mensch, durch das Medium seines mißlungenen Werkes als ein höchst fragwürdiges Subjekt...
Arthur Schnitzler