Nacht Zitate (Seite 34)
Schlaf' süß, mein Lieb!
Schlaf' süß, mein Lieb! – ich wache fern
Und bete nun zu Gott dem Herrn
Hinauf für dich um Frieden.
Ach, daß es dir
Nicht geh' wie mir,
Seitdem wir sind geschieden!
Kann ohne dich mich nicht mehr freu'n,
Und Tag und Nacht gedenk' ich dein
Mit ewig neuem Sehnen;
Hab' jede Lust
Der frohen Brust
Schon längst erstickt in Tränen.
Und sollt' ich nie dich wiederseh'n,
Ja, sollt' mir solch' ein Leid gescheh'n,
Es würd' den Tod mir geben.
Du bist mein Herz!
Mein Glück, mein...
Johann Meyer
Wunsch
Wohl sagt man, wenn ein Stern vom Himmel fällt,
Dann soll man wünschen, – und es wird geschehen;
Zwar bin ich arm, doch Güter dieser Welt,
Die werd' ich nie vom Herrn erflehen.
Nun saß ich neulich einsam und allein
Und dachte dein – und sah hinauf zur Ferne
Durch dunkle Nacht zum lichten Silberschein
Der Millionen kleiner Sterne;
Da fiel ein Stern, – und deutlich sah und klar
Mein Auge ihn in seinem Glanz vergehen,
Und alles was ich wünschte, – ach, es war,
Nur einmal, einmal dich zu...
Johann Meyer
Ich kann es nicht.
Wohl seh' ich gern den Himmel brennen
Mit seiner Sterne Flammenpracht;
Doch Schön'res wüßt' ich nicht zu nennen
Als deiner Augen dunkle Nacht.
Dort strahlt mein Glück, ein heller Schimmer,
In deiner Blicke süßem Licht.
O, sage nicht: Leb' wohl auf immer!
Ich kann es nicht!
Wohl mußt' von dir den Schritt ich wenden
Und wandern über Berg und Tal:
Doch tausend Grüße mußt' ich senden
Als Boten meiner Herzensqual.
Du bist die Stütze meiner Freuden,
Die, wenn sie hin, das Herz...
Johann Meyer
Die toten Freunde
Das Boot stößt ab von den Leuchten des Gestad's.
Durch rollende Wellen dreht sich der Schwung des Rads.
Schwarz qualmt des Rohres Rauch ... Heut hab ich schlecht,
das heißt mit lauter jungem Volke gezecht. –
Du, der gestürzt ist mit zerschossener Stirn
und du, verschwunden auf einem Gletscherfirn,
und du, verlodert wie schwüler Blitzesschein,
meine toten Freunde, saget, gedenkt ihr mein?
Wogen zischen um Bott und Räderschlag.
Dazwischen jubelt ein dumpfes Zechgelag.
In den...
Conrad Ferdinand Meyer
In der Nacht, die die Bäume mit Blüten deckt,
Ward ich von süßen Gespenstern erschreckt,
Ein Reigen schwang im Garten sich,
Den ich mit leisem Fuß beschlich;
Wie zarter Elfen Chor im Ring
Ein weißer, lebendiger Schimmer ging.
Die Schemen hab' ich keck befragt:
Wer seid ihr, luftige Wesen? Sagt!
– Ich bin ein Wölkchen, gespiegelt im See. –
– Ich bin eine Reihe von Stapfen im Schnee. –
– Ich bin ein Seufzer gen Himmel empor! –
– Ich bin ein Geheimnis, geflüstert ins Ohr!–
– Ich bin ein...
Conrad Ferdinand Meyer
Und manchmal wissen wir's:
's klopft jemand an,
Der Brüder einer, müder Wandersmann.
Wir wissen, jemand steht in Nacht und Graus,
Und seines Klopfens Hallen ist im Haus.
Sein zagend Flehen dringt zu uns herein:
Im Namen Gottes, Brüder laßt mich ein!
Und hören stumm sein Klopfen, seine Bitte.
Zu Tür und Riegel braucht's nur dreier Schritte,
Nur dreier Worte braucht's: Komm Bruder, du!
Sie bleiben ungesprochen und die Tür bleibt zu.
Und jener Wandrer geht, wie er gekommen. –
Dann horchen wir,...
Conrad Ferdinand Meyer
Unruhige Nacht
Heut ward mir bis zum jungen Tag
Der Schlummer abgebrochen,
Im Herzen ging es Schlag auf Schlag
Mit Hämmern und mit Pochen.
Als trieb' sich eine Bubenschar
Wild um in beiden Kammern;
Gewährt hat, bis es Morgen war,
Das Klopfen und das Hammern.
Nun weist es sich bei Tagesschein,
Was drin geschafft die Rangen:
Sie haben mir im Herzensschrein
Dein Bildnis aufgehangen!
Conrad Ferdinand Meyer
Das tote Kind
Es hat den Garten sich zum Freund gemacht,
Dann welkten es und er im Herbste sacht,
Die Sonne ging und es und er entschlief,
Gehüllt in eine Decke weiß und tief.
Jetzt ist der Garten unversehns erwacht,
Die Kleine schlummert fest in ihrer Nacht.
"Wo steckst du?" summt es dort und summt es hier.
Der ganze Garten frägt nach ihr, nach ihr.
Die blaue Winde klettert schlank empor
Und blickt ins Haus: "Komm hinterm Schrank hervor!
Wo birgst du dich? Du tust dir's selbst zu leid!
Was...
Conrad Ferdinand Meyer
Heut' läßt man Lesben und die Schwulen
um ihresgleichen offen buhlen
und sagt ganz logisch - und auch richtig,
es sei für alle Menschen wichtig,
was die Natur ihnen gegeben,
im ganzen Umfang auszuleben!
Mich selbst hat's nie dorthin getrieben:
Ich bin heterosexuell geblieben
Doch wenn Menschenrechte zählen,
dann soll doch jeder Mensch frei wählen,
wen er zu seinem Partner macht -
im Tagesleben und bei Nacht!
Der Staat hat - sollten wir verbuchen -
in fremden Betten nichts zu...
Willy Meurer
Begegnung
Eine Silberlichterspur folgt dem Kahn
In der stillen Nacht auf seiner Bahn –
So ließ dein Erscheinen eine helle
Spur in meines Lebens dunkler Welle.
Jene Spur, die in den Wassern ruht,
Wird verschwinden mit der nächsten Flut;
Doch die schöne Lichtspur im Gemüte
Tilgt fürs Leben keines Sturms Gewüte.
Alfred Meißner
Tagesscheiden
Nun gehst du hin in Frieden,
du schöner, goldner Tag.
Bist du von uns geschieden,
ich doch nicht trauern mag.
Du kehrst doch morgen wieder;
nicht ewig währt die Nacht;
dann steigst du vom Himmel hernieder
in neuer uns segnender Pracht.
So werd auch ich in Frieden
von hinnen scheiden gehn;
es gibt doch schon hinieden
ein geistig Auferstehn.
Am Firmament geschrieben
steht mein und euer Glück:
Als segnender Engel, ihr Lieben,
kehr täglich zu euch ich zurück.
Karl May
Nur einer?
Es leuchtete in trüber Nacht
vom Himmel einsam mir ein Stern,
und ich, auch trüb, ich hab gedacht,
die andern seien mir so fern.
Da lächelte mit hellem Strahl
er mir die ganze Wahrheit zu
und brachte meines Zweifels Qual
mit seinem Himmelsgruß zur Ruh:
"Es glänzen Millionen hier
ganz in demselben Himmelslicht
und in derselben Liebe dir,
dein Auge aber sieht es nicht!"
Karl May
Sternschnuppe
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht,
aus weiten, unbekannten Fernen.
Ging unter er in dunkle Nacht?
Blieb er am Himmel bei den Sternen?
Ist's eine Welt, die im Entstehn
sich Kraft und Stoff zu holen strebte?
War's eine Welt, die im Vergehn
durchs Leuchten sich zu Ende lebte?
Das werdet ihr vielleicht,
vielleicht eure Rohre noch ergründen,
jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,
kann nur der Glaube euch verkünden.
Karl May
Bald vergehn des Lebens Herrlichkeiten,
Bald entflieht das Traumbild eitler Macht,
Bald versinkt im schnellen Lauf der Zeiten,
Was die Erde trägt in öde Nacht.
Lorbeern, die des Siegers Stirn umkränzen,
Thaten, die in Erz und Marmor glänzen,
Urnen, der Erinnerung geweiht,
Und Gesänge der Unsterblichkeit!
Friedrich von Matthisson