Mut Zitate (Seite 11)
Die Stunde schlug
Die Stunde schlug, und deine Hand
Liegt zitternd in der meinen,
An meine Lippen streiften schon
Mit scheuem Druck die deinen.
Es zuckten aus dem vollen Kelch
Elektrisch schon die Funken;
O fasse Mut und fliehe nicht,
Bevor wir ganz getrunken!
Die Lippen, die mich so berührt,
Sind nicht mehr deine eignen;
Sie können doch, solang du lebst,
Die meinen nicht verleugnen.
Die Lippen, die sich so berührt,
Sind rettungslos gefangen;
Spät oder früh, sie müssen doch
Sich tödlich...
Theodor Storm
Die Nacht
Es fließt im dunklen Norden
Durch ragende Wälder ein Strom,
Auf seinen felsigen Borden
Steht einsam ein grauer Dom.
Die Lüfte des Friedhofs beben,
Die Seelen entpilgern dem Grab
Und streben zum Dom und schweben
Hier dämmernd auf und ab.
Und lispelnde Nymphen erheben
Sich über die spielende Flut
Und ordnen ein liebliches Leben
Mit leichtbeflügeltem Mut.
Und seinen Gesang läßt rauschen
Ein Barde vom Felsenhang,
Und Nymphen und Geister lauschen
Des Herzens bestürmendem Klang!
Johann Fercher von Steinwand
Entschlossenheit
Nie lügt das Herz, nie sehnt's vergebens,
Nicht ward es aus der Götter Schoß
Geschleudert in die Flut des Lebens,
Zu dulden eines Tantals Los.
Fürwahr, dem inneren Bestreben,
Zu dem kein Friede sich gesellt,
Ihm haben wir nicht Mut gegeben,
Sich zu befruchten mit der Welt.
Drum folge ohne viel Beraten
Dem edlen Wunsche, der dich zieht,
Die Götter wandeln mit den Taten
Und nur die Tat ist ihr Gebiet!
Johann Fercher von Steinwand
"In der Ferne weilt das Glück!"
Mutig bin ich ausgezogen,
um es mutig zu erringen,
Auf des Lebens Sturmeswogen
Hielt ich mich mit kühnen Schwingen,
Und im Kampfe mit dem Leben
War mir nichts zu schwer zu tragen,
Alles hab' ich hingegeben,
Kühner kann kein anderer wagen.
Immer jagte ich dem Glücke
Ruhlos auf der Ferse nach,
Um es, trotz dem Mißgeschicke,
Einzuholen nach und nach.
Eitler Wahn! Verlor'ne Zeit!
All umsonst war mein Bemühen,
Täglich scheint zu meinem Leid
Meilenweit das Glück zu...
Herrmann Starcke
O hätt' ich dich gekannt, ein wildes Ding,
Ein trotzig Mägdelein von sechzehn Jahren,
Eh' noch des Lebens Jammer du erfahren,
Eh' noch geschlossen deines Schicksals Ring!
Als wirr das Haar dir um die Stirne hing,
Die kindlich reine; holde Engelscharen
Die keuschen Bilder deiner Träume waren,
Wenn dich der leichte, ros'ge Schlaf umfing!
O, hätt' ich dich gekannt in jener Zeit!
Ich hätte dich erfaßt mit starken Armen,
Dich mir geraubt für alle Ewigkeit.
Mit meiner Brust, der mut'gen,...
Friedrich Spielhagen
Wenig, wenig begehr' ich im Leben,
Wenig, wenig und doch so viel!
Gütige Götter! wollet mir's geben
Bis an all meiner Tage Ziel!
Rüstige Hand zu jeglichem Werke,
Das die Stunde mich schaffen heißt,
Frischen Mut und freudige Stärke,
Klare Stirne und klaren Geist.
Alle den Meinen, groß und kleine,
Rosige Wang' und ein lachend Aug'!
Feuer am Herde, Brot im Schreine
Und ein Tröpfelein Weins im Schlauch!
Frieden im Haus und im Herzen Frieden,
Und ein klingendes Saitenspiel!
Wenig, wenig begehr'...
Adolf Schults
Steh auf, wenn du am Boden liegst
Ich sah in die tiefsten Tiefen und erreichte schwindelnde Höhen.
Ich spürte Ignoranz und jemand schenkte mir Beachtung.
Ich erfuhr Enttäuschung und jemand machte mir Mut.
Ich erfuhr schlimmste Demütigungen und jemand schenkte mir aufrichtiges Lob.
Ich erlitt Verlust und jemand versuchte den Ausgleich.
Ich empfand große Leere und mein Becher wurde gefüllt.
Ich bekam schmerzhafte Verletzungen und jemand versorgte meine Wunden.
Ich vergoß Tränen und jemand...
Jutta Schulte
Lied
Schaff das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ich's vollende.
Will der rote Morgen tagen,
Hoffnung hohe Freude geben,
Rosenlicht am Himmel schweben,
Kühner Mut die Kräfte wagen,
Muß ich sagen:
Schaff das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ich's vollende.
Senkt sich milde Röte nieder,
Wenn die Ruh' am Bache lauschet,
Abend kühl im Walde rauschet,
Dunkel schlagen ferne Lieder,
Seufz' ich wieder:
Schaff das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ich's vollende.
Friedrich von Schlegel
Wie sprang, von kühnem Mut beflügelt,
Beglückt in seines Traumes Wahn,
Von keiner Sorge noch gezügelt,
Der Jüngling in des Lebens Bahn.
Bis an des Äthers bleichste Sterne
Erhob ihn der Entwürfe Flug;
Nichts war so hoch und nichts so ferne,
Wohin ihr Flügel ihn auch trug.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Nacht, wie bist du lang und bange,
Wenn sich auf den müden Mann nicht
Mit dem Schatten auch der Schlummer
Und der Traum herniedersenkt.
Rastlos graben die Gedanken
In dem Schutte des vergangnen,
Alten Lebens Trümmer wühlen
Sie hervor, doch nirgends fröhlich
Haftet drauf der Blick, er schaut nur
Dunkle, trübgespenst'ge Bilder,
Ihnen fehlt des Tages Sonnlicht.
Unerquickt dann in die Ferne
Schweift der Geist dess', dem der Schlaf fehlt,
Schmiedet Pläne, faßt Entschlüsse,
Baut sich...
Joseph Victor von Scheffel
Mancherlei Sorgen und mancherlei Schmerzen
Quälen uns wahrlich aus eigener Schuld.
Hoffnung ist Labsal dem wundesten Herzen,
Duldende stärket gelassne Geduld.
Wenn euch die Nebel des Trübsinns umgrauten,
Hebt zu den Sternen den sinkenden Mut;
Heget nur männliches, hohes Vertrauen!
Guten ergeht es am Ende doch gut.
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis