Müde Zitate (Seite 52)
Das, was man sonst den schönsten Teil, die reinsten Freuden des Lebens nennen möchte, eben auch nur, weil es uns aus dem realen Dasein heraushebt, und uns in anteilslose Zuschauer desselben verwandelt, also das reine Erkennen, dem alles Wollen fremd bleibt, der Genuß des Schönen, die echte Freude an der Kunst, dies ist, weil es schon seltene Anlagen erfordert, nur höchst wenigen und auch diesen nur als ein vorübergehender Traum vergönnt.
Arthur Schopenhauer
Jeder Mensch erwartet von den Künsten der Einbildungskraft ein gewisse Befreiung von den Schranken des Wirklichen. Er will sich an dem Möglichen ergötzen und seiner Phantasie Raum geben. Der am wenigsten erwartet, will doch sein Geschäft, sein gemeines Leben, sein Individuum vergessen; er will sich in außerordentlichen Lagen fühlen, sich an den seltsamen Kombinationen des Zufalls weiden. Er will, wenn er von ernsthafter Natur ist, die moralische Weltregierung, die er im wirklichen Leben...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Man hat mit Recht gesagt, daß die Musik es sich zum Ziele setzt, das Gemüt zu erregen. Keine andere Kunst weckt so mächtig das Gefühl im Busen des Menschen auf, keine andere Kunst malt vor den Augen der Seele so holdselig die Zauber der Natur und die Wonnen der Vertiefung in Gedankenwelten und den Geist der Völker und die Stürme ihrer Leidenschaften und die Tiefen ihrer Qualen. Schmerz, Hoffnung, Angst, Entschluß, Begeisterung, Schrecken, Glaube, Verzweiflung, Herrlichkeit und Stille, das...
George Sand
Wir haben, für zwei Weltsekunden, / Mühselig Schrift und Druck erfunden: / 5000 Jahre sah'n wir verstreichen / Seit jenen ersten Bilderzeichen; / 500 seit die Schrift, der Zwerg, / Zum Riesen ward durch Gutenberg; / Und 50, seit die ersten Wellen / Allmacht des Drucks in Frage stellen. / Kein Mensch weiß, wie es künftig werden wird; / Und doch glaub' ich, daß der nicht irrt, / Der, was auch an Gefahren lauer', / Den Sieg des Buchs hofft, auf die Dauer. / Der eignen Bildung hohen Hort: / Das...
Eugen Roth