Mond Zitate (Seite 9)
Was ich dir hier singe,
Ist nur für dich gemacht.
Die violette Syringe,
Der Mond und das Ding der der Dinge
Ist nur für dich gemacht.
Die heimliche Lust der Lüste
Ist nur für dich gemacht,
O gib mir deine Brüste.
Ebbe und Flut unsrer Küste
Sind nur für dich gemacht.
Das breite Bett, ich dächte
Es ist für dich gemacht.
Komm, löse deine Flechte,
Denn diese Nacht der Nächte,
Sie ist für uns gemacht.
Klabund
Und doch, wie traurig wäre das Wandern,
Und doch, wie öde wäre die Welt,
Wie kalt der Mond und alle Gestirne,
Wüßt ich nicht fern auf der kleinen Erde
Irgend ein heimliches Nest mir gebaut,
Ein kleines Nestchen,
Und wüßt' ich im Nestchen ein Herz nicht,
Das in Sehnen mir schlägt
Und des Wandernden denkt;
Und säßen im Nestchen
Die Vögelchen nicht
Aufsperrend die Schnäblein,
Und zwitscherten lustig
Und fragten die Mutter:
Kommt der Vater auch bald
Und bringt uns Futter?
Johann Gottfried Kinkel
Herbstnächtliche Wolken, sie wanken und ziehn
Gleich fieberisch träumenden Kranken dahin:
Auf Bergwald und Seele die Düsternis ruht,
Ob kalt sie auch Luft und Gedanken durchfliehn.
Klarstrahlend jedoch tritt hervor nun der Mond,
Und weithin die Wolken entschwanken um ihn.
Geh auf auch im Herzen mir, lieblicher Stern,
Dem immer die Schatten noch sanken dahin!
Gottfried Keller
Abends
Komm, Liebchen, es neigen
Die Wälder sich dir;
Und alles mit Schweigen
Erwartet dich hier.
Der Himmel, ich bitte,
Von Wölkchen wie leer!
Der Mond in der Mitte,
Die Sternlein umher!
Der Himmel im glatten
Umdämmerten Quell!
Dies Plätzchen im Schatten,
Dies andre so hell!
Im Schatten, der Liebe
Dich lockendes Glück,
Dir flüsternd: es bliebe
Noch vieles zurück.
Es blieben der süßen
Geheimnisse viel;
So festes Umschließen;
So wonniges Spiel!
Da rauscht es! Da wanken
Auf jeglichem...
Johann Georg Jacobi
Schilfgeflüster
Es zieht mich so geheimnisvoll
An's öde Schilfgestade.
Ein matter Strahl vom bleichen Mond
Fällt auf die dunklen Pfade.
Der Nachtgeist flüstert mancherlei
Am schwarzen Schilf im Rohre,
Die Halme hören's, schütteln sich
Und klagen schwer im Chore.
Ich lausche. Weh wird mir zu Muth.
Die Melodie klingt trübe.
Sie ist ein dumpfer Grabgesang
Auf meine todte Liebe.
Johann Jakob Honegger
Phantasus
Hinter blühenden Apfelbaumzweigen
steigt der Mond auf.
Zarte Ranken,
blasse Schatten
zackt sein Schimmer in den Kies.
Lautlos fliegt ein Falter.
Ich wandle wie trunken durch sanftes Licht,
die Fernen flimmern.
Selig silbern blitzt Busch und Gras.
Das Tal verblinkt,
aus weichstem Dunkel,
traumsüß flötend, schluchzend jubelnd,
mein Herz schwillt über,
die Nachtigall!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Freundlich ist deine Stirn, helles Auge der Nacht,
weiß bekleideter Mond, lächelnd ist deine Wang',
der die silberne Fackel schwingt ...
Immer reizest du mich, freundliches Auge der Nacht,
wenn du dem Ost entsteigst, und im roten Gewand
hinter dem Walde hervorgehst,
oder im grauenden Westen sinkst.
Immer reizest du mich, wenn du durch das Geweb,
das der Lindenbaum webt, lächelnde Blicke winkst
oder Edelgesteine ...
über die blendende Schneeflur streust.
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Einem, der vorübergeht
Du hast mich an Dinge gemahnet,
Die heimlich in mir sind,
Du warst für die Saiten der Seele
Der nächtige flüsternde Wind
Und wie das rätselhafte,
Das Rufen der atmenden Nacht,
Wenn draußen die Wolken gleiten
Und man aus dem Traum erwacht.
Zu blauer weicher Weite
Die enge Nähe schwillt,
Durch Zweige vor dem Monde
Ein leises Zittern quillt.
Hugo von Hofmannsthal
Siehst du die Stadt?
Siehst du die Stadt, wie sie da drüben ruht,
Sich flüsternd schmieget in das Kleid der Nacht?
Es gießt der Mond der Silberseide Flut
Auf sie herab in zauberischer Pracht.
Der laue Nachtwind weht ihr Atmen her,
So geisterhaft, verlöschend leisen Klang:
Sie weint im Traum, sie atmet tief und schwer,
Sie lispelt, rätselvoll, verlockend bang ...
Die dunkle Stadt, sie schläft im Herzen mein
Mit Glanz und Glut, mit qualvoll bunter Pracht:
Doch schmeichelnd schwebt um dich ihr...
Hugo von Hofmannsthal
Vorgefühl
Das ist der Frühling nicht allein,
Der durch die Bäume dränget
Und wie im Faß der junge Wein
Die Reifen fast zersprenget,
Der Frühling ist ja zart und kühl,
Ein mädchenhaftes Säumen,
Jetzt aber wogt es reif und schwül
Wie Julinächte träumen.
Es blinkt der See, es rauscht die Bucht,
Der Mond zieht laue Kreise,
Der Hauch der Nachtluft füllt die Frucht,
...
Hugo von Hofmannsthal
Dein Antlitz
Dein Antlitz war mit Träumen ganz beladen.
Ich schwieg und sah dich an mit stummem Beben.
Wie stieg das auf! Daß ich mich einmal schon
In frühern Nächten völlig hingegeben
Dem Mond und dem zuviel geliebten Tal,
Wo auf den leeren Hängen auseinander
Die magern Bäume standen und dazwischen
Die niedern kleinen Nebelwolken gingen,
Und durch die Stille hin die immer frischen
Und immer fremden silberweißen Wasser
Der Fluß hinrauschen ließ, wie stieg das auf!
Wie stieg das auf! Denn...
Hugo von Hofmannsthal
Sommer
Für dich
fang ich den Sommer ein,
den Rosenduft,
des Himmels Blau,
und all die bunten Farben.
Das Lied der Amsel
und der Unken Ruf,
das Plätschern auch
des kleinen Bachs,
den hellen Mond,
die laue Nacht
der süßen Worte
mit Sternenglanz
und heißen Küssen,
und auch die warme Sonne.
Wenn später dann
der kalte Wind
weht durch dein Haus,
erinnre dich
an mein Geschenk
und deine Sommerliebe.
Regina Hesse
Müde bin ich, geh' zur Ruh',
Schließe beide Äuglein zu.
Vater laß die Augen dein
Über meinem Bette sein.
Hab ich Unrecht heut getan!
Sieh' es lieber Gott, nicht an!
Deine Gnad' und Jesu Blut
Macht ja allen Schaden gut.
Alle, die mir sind verwandt,
Gott laß ruhn in deiner Hand.
Alle Menschen groß und klein,
Sollen dir befohlen sein.
Kranken Herzen sende Ruh,
Nasse Augen schließe zu,
Laß den Mond am Himmel steh'n
Und die stille Welt beseh'n.
Louise Hensel
Still ist die Nacht, es ruhn die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.
Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht in alter Zeit?
Heinrich Heine