Mensch Sein Zitate (Seite 45)
Wär' einer droben in Wolkenhöh'n
Und würde das Schauspiel mit anseh'n.
Wie mitleidlos, wie teuflisch wild
Tier gegen Tier und Menschenbild,
Mensch gegen Tier und Menschenbild
Wütet mit Zahn, mit Gift und Stahl,
Mit ausgesonnener Folterqual,
Sein Vaterherz würd' es nicht ertragen;
Mit Donnerkeilen würd' er drein schlagen;
Mit tausend heiligen Donnerwettern
Würd' er die Henkersknechte
zerschmettern.
Friedrich Theodor von Vischer
Und als an das blaue Meer ich trat,
Da standen drei Männer drinnen,
Die spielten während des Bades Skat,
Und einer schien zu gewinnen.
Der Skat dabei auf dem Wasser schwamm.
Mich aber dünkte das wundersam.
Und als ich kam auf des Faulhorns Höh',
Wohl über Klippen und Grate,
Da fand ich drei Männer im ewigen Schnee,
Sie saßen schon lange beim Skate.
Der eine gab schon zum hundertsten Mal –
Da floh ich schaudernd hinab ins Thal.
Es sitzen da im geheimen Rath
Drei strenge Richter der Todten.
Sie...
Johannes Trojan
Die Seele wird nicht satt
Ein Bürgersmann, der eine Königstochter geheiratet hatte, umgab sie mit Glanz und Herrlichkeit, jedoch vergebens: alles kam ihr gering vor, nicht der Beachtung wert, weil sie ewig ihre hohe Herkunft im Sinn hatte. So auch die Seele – mag sie der Mensch mit allen irdischen Freuden umgeben, sie wird nicht befriedigt sein, denn sie ist eine Tochter des Himmels.
Talmud
Der Spruch
In einem alten Buche stieß ich auf ein Wort,
Das traf mich wie ein Schlag und brennt durch meine Tage fort:
Und wenn ich mich an trübe Lust vergeb,
Schein, Lug und Trug zu mir anstatt des Wesens hebe,
Wenn ich gefällig mich mit raschem Sinn belüge,
Als wäre Dunkles klar, als wenn nicht Leben tausend wild verschlossne Tor trüge,
Und Worte wieder spreche, deren Weite nie ich ausgefühlt,
Und Dinge fasse, deren Sein mich niemals aufgewühlt,
Wenn mich willkommner Traum mit Sammethänden...
Ernst Maria Richard Stadler
Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht;
Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden,
Wenn unerträglich wird die Last, greift er
Hinauf getrosten Mutes in den Himmel
Und holt herunter seine ew'gen Rechte,
Die droben hangen unveräußerlich
Und unzerbrechlich, wie die Sterne selbst.
Der alte Urstand der Natur kehrt wieder,
Wo Mensch dem Menschen gegenübersteht.
Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr
Verfangen will, ist ihm das Schwert gegeben.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Das Wunder im Park
Ein dumpfer Mensch saß unter Bäumen
und nährte Bitterkeit und Groll,
statt seine Galle fortzuräumen
und froh zu atmen, wie man soll.
Da kam ein Blinder, seltsam leise
hintastend im Bereich des Lichts,
und pfiff den Vögeln, Spatz und Meise,
und stand verzauberten Gesichts.
Wie Sankt Antonius streut' er Krumen,
entrückt und selig ganz und gar;
es schien, er reichte selbst den Blumen
und Baum und Himmel etwas dar.
Da war dem Traurigen, er finde
zum erstenmal des Lebens...
Peter Scher
Lebhafte Winterstraße
Es gehen Menschen vor mir hin
Und gehen mir vorbei, und keiner
Davon ist so, wie ich es bin.
Es blickt ein jedes so nach seiner
Gegebenen Art in seine Welt.
Wer hat die Menschen so entstellt?
Ich sehe sie getrieben treiben.
Warum sie wohl nie stehenbleiben,
Zu sehen, was nach ihnen sieht?
Warum der Mensch vorm Menschen flieht?
Und eine weiße Weite Schnee
Verdreckt sich unter ihren Füßen.
So viele Menschen. Mir ist weh:
Keinen von ihnen darf ich grüßen.
Joachim Ringelnatz
Wann war ein Mensch je so wach
Wie der Morgen von heut?
Nicht nur Blume und Bach,
Auch das Dach ist erfreut.
Selbst sein alternder Rand,
von den Himmeln erhellt, –
wird fühlend: ist Land,
ist Antwort, ist Welt.
Alles atmet und dankt.
O ihr Nöte der Nacht,
wie ihr spurlos versankt.
Aus Scharen von Licht
War ihr Dunkel gemacht,
Das sich rein widerspricht.
Rainer Maria Rilke
Eins soll der Mensch von Grund aus lernen;
In einem Stücke muß er reifen,
Und in der Nähe, in den Fernen
In seiner Kunst das Beste greifen,
Dann kann er dreist mit Fug und Recht,
Sei's Handwerksmann, sei's Acklerknecht,
Sich stellen in der Bürger Reih'n,
Er wird ein Mann und Meister sein.
Fritz Reuter