Mädchen Zitate (Seite 8)
Doch ohne meinen Vater
vielleicht
wärst du manchmal ein bißchen stolz gewesen
möglicherweise
hättest du es lieben können
dieses Kind
mit den fröhlichen Sommersprossen
mit den blonden Haaren
der niemals endenden Liebessehnsucht im Herzen
mit dem vertrauensseligen Lachen
dem unerschütterlichen Glauben an das Leben
bestimmt
hättest du dieses Mädchen
ein bißchen gern haben können
aber du gabst ihm nie eine Chance
sicher auch
aus Angst, es in dein Herz zu schließen
Aber was soll's?!!
Töchter...
Ute Maria Seemann
Das Mädchen
Wie so innig, möcht ich sagen,
Sich der Meine mir ergiebt,
Um zu lindern meine Klagen,
Daß er nicht so innig liebt.
Will ich's sagen, so entschwebt es;
Wären Töne mir verliehen,
Flöß' es hin in Harmonien,
Denn in jenen Tönen lebt es.
Nur die Nachtigall kann sagen,
Wie er innig sich ergiebt,
Um zu lindern meine Klagen,
Daß er nicht so innig liebt.
Friedrich von Schlegel
Komm, sprach das Mädchen, setze dich
Und nimm mich in die Lehre,
Verhöre deine Schülerin,
Da hast du die Grammäre.
Gut, sprach ich, liebe Schülerin,
Allein mir fehlt ein Rütchen;
Wenn du den Lehrer zornig machst,
Wie kühlt er sich das Mütchen?
Er soll, sprach sie, für jedes Wort
Mich an dem Näschen zupfen,
Und wenn er härter strafen will,
Mich an den Härchen rupfen.
Wie? sprach ich, sollen für den Mund
Die armen Härchen büßen?
Für jedes Wort, das du nicht weißt,
Sollst du mich einmal küssen.
Friedrich Rückert
Ich bin zu Hause
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Kinder schläfern, heiß vom Hetzen,
dort wo die Alten sich zu Abend setzen,
und Herde glühn und hellen ihren Raum.
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Abendglocken klar verlangen
und Mädchen, vom Verhallenden befangen,
sich müde stützen auf den Brunnensaum.
Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;
und alle Sommer, welche in ihr schweigen,
rühren sich wieder in den tausend Zweigen
und wachen wieder...
Rainer Maria Rilke
Zwei Frauen
Zwei Frauen gibt es auf der Welt.
Die einen, die wie Dirnen sind
Und, jede Faser lustgeschwellt,
Nach Sünde lechzen toll und blind;
Die immer neue Lüste lehrt
Ihr unersättliches Gefühl – – –
Das sind die Frau'n, die man begehrt
In Sommernächten, kurz und schwül.
Die andern sind wie Mädchen scheu.
Und ob sie zehnmal Mütter sind,
In ihnen wächst mit jedem Kind
Die eigne Kinderseele neu.
Und immer neu jungfräulich gibt
Ihr Leib sich hin, verschämt und bang.
Das sind die Frauen, die...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Verstaatlichung
Beschaut man sich die Schreibenden,
Mit Lyrik handeltreibenden,
Die Frauen, die Romane lesenden,
Die Männer, die Epos hegenden,
Die Mädchen, die Sprache verhunzenden,
Die Knaben, die lüstern grunzenden,
Sich selbst vergötternden,
Und andere zerschmetternden,
Die Menge, die babbelnde,
Parnaß umzappelnde:
Dann schreit sogar der Freigesinnte
Nach der Verstaatlichung der Tinte.
Otto von Leixner
Das verlassene Mädchen
Ich sitze manchen langen Tag
Mit meinem Kind am grünen Hag,
Wo ich an seinem Herzen lag,
Am Herzen lag!
Da nahm er mich in seinen Arm
Und küßte mich so warm, so warm –
Davon mir wurde bittrer Harm,
Ja bittrer Harm.
Sie stießen aus dem Elternhaus
In Nacht und Elend mich hinaus –
Da ging mir wohl das Lachen aus,
Das Lachen aus.
Ich wäre tot schon sicherlich,
Du armes Kind erbarmest mich,
Möcht' fluchen dir und küsse dich,
Und küsse dich!
Otto von Leixner
Halbtraum
Um mich ist tiefe, dunkle Nacht,
Da denke ich der Lieben mein,
Und schau', da treten alle sie
Gar sacht und still zu mir herein.
Das Mütterchen, das treue kommt,
Auf meines Mädchens Arm gelehnt;
Sie fühlten ja, wie sich mein Herz
So schmerzlich heiß nach ihnen sehnt.
Ich halte beider Hände fest,
So froh, wie ein beschenktes Kind,
Bis mir vor lauter, lauter Glück
Die Augen zugefallen sind.
Otto von Leixner
Ein Sehnen.
Sprödes, knospenscheues Mädchen,
Könnt' ich einmal noch dich küssen
Scheu wie einst, da du errötet,
Hab' auch selbst erröten müssen!
Die gesenkte braune Wimper
Hielt den süßen Groll zusammen,
Hielt die zage Glut verborgen,
Deines Busens erste Flammen.
Könnt' ich einmal noch beklommen,
Reinen Herzens so dich schauen,
Da ich reuevoll und bangend
Hing an deinen Augenbrauen!
Was ich gierig je genossen,
Trüben Lebens wilde Lüste,
Gäb' ich hin für jenes Zagen,
Da ich scheu zuerst dich...
Otto Erich Hartleben
Jahr aus, Jahr ein
Ohne Schrittschuh und Schellengeläut'
Ist der Januar ein böses Heut.
Ohne Fastnachtstanz und Mummenspiel
Ist am Februar auch nicht viel.
Willst du den März nicht ganz verlieren,
So laß nicht in April dich führen.
Den ersten April mußt überstehn,
Dann kann dir manches Guts geschehn.
Und weiterhin im Mai, wenn's glückt,
Hat dich wieder ein Mädchen berückt.
Und das beschäftigt dich so sehr,
Zählst Tage, Wochen und Monde nicht mehr.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Deutschen im Auslande
Ihr Deutschen unter fremden Sternen,
In meergeschiedenen weiten Fernen,
Ihr sollt die Sprache nie verlernen.
Die wohllautreiche, starke, milde,
Die schönheitvollen Klanggebilde,
Die in des alten Lands Gefilde
Dereinst zu euch die Mutter sprach;
In euren Herzen tönt sie nach:
Wer sie vergißt – dem Weh und Schmach!
Die Sprache Shakespeares trägt der Britte
Ich lob' ihn drum! – wie seine Sitte
Getreu in fremder Lande Mitte:
Und Schiller soll vergessen sein?
Ihr...
Felix Dahn
Nach Jahren
Die Mutter lehnt am schattigen Thor,
Ihr blondes Töchterchen kniete davor,
Brach Rosen sich und Vergißmeinnicht,
Und küßt sie mit lachendem Angesicht:
»Ei! Mutter, bin ich so groß wie du,
Dann trag' ich dir Alles im Hause zu,
Dann heg' und pfleg' ich dich lieb und fein
Wie die Rosen und die Vergißnichtmein.« –
Und Jahre schwanden, – am schattigen Thor
Ragt höher und voller der Flieder empor!
Ein Mägdlein umfaßt des Geliebten Arm,
Es schlagen ihre Herzen so treu und warm,
Doch...
Adolf Böttger
Das Mädchen von dreizehn
Jung bin ich und unerfahren,
Wie man fangen und bewahren
Und der losen Ränke voll
Weilen nun, dann fliehen soll.
Noch kann ich mich nicht verstellen,
Weiß mit Blicken trüben hellen
Nicht zu spielen; nur der Lust
Schlägt die unentweihte Brust.
Will von euch mich keiner nehmen,
Weil ich gut noch bin und schämen
Des Verrathes noch mich kann?
Sieht mich Arme keiner an?
Wartet ja nicht, bis zu lügen
Ich gelernet und zu trügen!
Für den ersten möcht' ich stehn,
Andre könnt'...
Heinrich Christian Boie
Rosette
An Rosettens Blicken hangend,
Schmachtend, seufzend und verlangend,
Fleh ich mit vergebner Müh:
"Kannst du ewig meine Klagen,
Meinen Tränen dich versagen?
Lohnst du meine Treue nie?"
Aber immer unbeweglich
Hört das kalte Mädchen täglich
Meine Seufzer an und spricht:
"Hoffnung nährt allein die Liebe!
Glaub, ich teilte deine Triebe,
Wünscht ich ihre Dauer nicht!"
Heinrich Christian Boie