Leid Zitate (Seite 23)
Der Schadenfrohe
Ein Dornstrauch stand im Wiesental
An einer Stiege, welche schmal;
Und ging vorüber irgend wer,
Den griff er an und kratzte er.
Ein Lämmlein kam daher gehupft.
Das hat er ebenfalls gerupft.
Es sieht ihn traurig an und spricht:
Du brauchst doch meine Wolle nicht,
Und niemals tat ich dir ein Leid.
Weshalb zerrupfst du denn mein Kleid?
Es tut mir weh und ist auch schad.
Ei, rief der Freche, darum grad.
Wilhelm Busch
So tief verwundet ist dies Herz
So tief verwundet ist dies Herz –
Es möchte sich in Nacht versenken,
Nicht sehen, hören und nicht denken,
Nur fühlen seinen bitt'ren Schmerz!
So kostet' es ihn bis zum Grund,
Es müßte langsam sich verbluten,
Und aus den ausgebrannten Gluthen
Erhöb' es sich vielleicht gesund.
Nun aber wird der laute Tag,
Der ihn geschäftig will zerstören,
Des Herzens Qual nur noch vermehren,
Nicht stark es machen, sondern schwach.
Doch sei's getragen – nach dem Wie
Nicht fragt...
Luise Büchner
Höchstes Leid
Hart ist's an dem Grab zu steh'n
Derer, die du heiß geliebet,
Hart auch, wie am Fels der Zeit
Traum um Traum in Nichts zerstiebet.
Bittrer als des Todes Raub,
Und was kalt die Zeit entwendet,
Ist's, wenn du dein best Gefühl
An Unwürdige verschwendet.
Wie ein Bettler stehst du da,
Der sein Alles hingegeben,
Dem nichts blieb von seinem Schatz,
Als das nackte, arme Leben.
Wie, von roher Hand gestürzt,
Liegt ein Götterbild im Staube,
Also ist ein Trümmerhauf'
Deines Herzens...
Luise Büchner
Lieb und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen,
Nur Verlangen, nie erlangen.
In dem Spiegel all ihr Bilder
Blicket milder, blicket wilder
Jugend kann doch nichts versäumen
Fort zu träumen, fort zu schäumen.
Frühling soll mit süßen Blicken
Sie entzücken und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen,
Reich bewirten, froh umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren,
Zu entbehren, zu begehren,
Und du Winter lehr mich sterben
Mich verderben,...
Clemens Brentano
Kettenlied für den Fasching
Laßt uns den Fasching loben,
Und ihn lobpreisen heut';
Wir haben viele Proben
Von seiner Freundlichkeit:
Er schloß heut' allem Leide
Hienieden unser Herz,
Und öffnet es der Freude
Allein nur und dem Schmerz.
Die Weisheit hüllt nicht immer
In Falten ihr Gesicht,
Der Freude Rosenschimmer
Entstellt ihr Antlitz nicht:
Drum trat an ihre Stelle
Heut' Scherz und froher Mut;
Denn auch die Narrenschelle
Ist oft zum Lachen gut.
Es leb' in unserm Kreise
Die Weisheit, welche...
Johann Aloys Blumauer
Gebet
Liebe Nacht! Auf Berg und Wiese
ruhst du, stille Trösterin.
An dem Saume deines Mantels
leg' ich all mein Wünschen hin.
Liebe Nacht! An deinen Brüsten,
Mutter aller Frömmigkeit,
ruhe meine Unrast, schlafe
all mein Sehnen und mein Leid.
Liebe Nacht! O wiege, wiege
dieses Herzens Drängen ein!
Laß mich still wie du, gelassen
und umfassend laß mich sein!
Otto Julius Bierbaum
Klage nicht
Nie beklage dein Verhängnis!
Seiner Wage Schalen hangen
Keine höher, keine tiefer;
Freude wieget gleich dem Bangen.
Jegliche der Menschenfreuden
Ist getränkt von fremden Zähren,
Wie gepflückte Blumen laben,
Aber bald sich abwärts neigen.
Denke liebreich fremder Freuden,
Will dein Leid zu lang dir dauern;
Denke liebreich, lächelt Glück dir,
Daß ein andrer jetzt muß trauern!
Max Beilhack
Heute ist heut
Was die Welt morgen bringt,
Ob sie mir Sorgen bringt,
Leid oder Freud?
Komme, was kommen mag,
Sonnenschein, Wetterschlag,
Morgen ist auch ein Tag,
Heute ist heut!
Wenn's dem Geschick gefällt,
Sind wir in alle Welt
Morgen zerstreut!
Drum laßt uns lustig sein!
Wirt, roll' das Faß herein!
Madel, schenk ein, schenk ein!
Heute ist heut!
Ob ihren Rosenmund
Morgen schön Hildegund
Anderen beut –
Darnach ich nimmer frag',
Das schafft mir keinen Plag',
Wenn sie mich heut nur mag
Heute...
Rudolf Baumbach
Der Mond
guten Abend, du Rundgesicht,
Hüter der weidenden Sterne,
Nächtlicher Langfinger Arbeitslicht,
Heimlicher Liebe Laterne!
Hast mir so oft zum Stelldichein
Still und verschwiegen geleuchtet,
Sahest mit himmlischer Milde drein,
Wenn ich dir reuig gebeichtet.
Habe an dir in Gram und Leid
Stets einen Tröster gefunden,
Oft auch bist du zur rechten Zeit
Hinter den Wolken verschwunden.
Gälte ich etwas bei dem, der thront
Über den rollenden Welten,
Wollt' ich dir gerne, du treuer Mond,
All'...
Rudolf Baumbach