Lange Schöne Zitate
O so Lipp' an Lippe hängen dürfen
eine lange schöne Ewigkeit,
aus des ander'n Atem Süße schlürfen
für die Bitternis der argen Zeit.
Nichts mehr reden, sondern nur noch lauschen,
wie des ander'n Herzschlag schneller geht –
und in allen Gliedern dieses Rauschen,
das Gesang ist und zugleich Gebet.
Alfons Petzold
Mit einem Stück Bernstein
Eine schöne, goldne Mücke,
– Keine schöner, keine goldner,
Hatte jemals Gott geschaffen! –
Schwebte auf den lichten Flügeln
Um der dunklen Tanne Stamm.
Da, aus tiefer Wunde quillend,
Edelharz brach aus der Rinde,
Und ein flüss'ger klarer Tropfen
Schloß die schöne Mücke ein.
Klage nicht, o Mücke! Lange
Wärst du selbst und deine Schöne
Schon verstoben und vergessen:
Doch das Edelharz der Wunde, –
Unvergänglich dich erhalten
Hat es für Jahrtausende.
So mag eines Weibes...
Felix Dahn
Kurz ist der Mai
Herzblatt am Lindenbaum,
Du grüner Maientraum,
Es sang die Nachtigall
Ihren süßen Schall;
Sang Liebe, sang Leide,
Sang Freud und sang Leid,
Lang ist das Leben,
Aber kurz die Maienzeit.
Schöne Zeit ist längst vorbei
Welk ist der grüne Mai,
Nachtigall singt nicht mehr,
Der Lindenbaum steht leer;
Aus Liebe ward Leide,
Aus Liebe ward Leid,
Lang ist das Leben,
Aber kurz die Maienzeit.
Will in den Garten gehn,
Wo die letzten Rosen stehn,
Aber o weh, o weh,
Da liegt der...
Hermann Löns
Vorspielspiele
Wir haben einander
lange genug
etwas vorgespielt:
etwas Schönes, Nettes,
Traumhaftes, Zauberhaftes,
Reizendes und Liebes.
Und ich habe
und du hast
dieses Spiel genossen.
Wenn es aber
ernst werden soll
mit unserer Beziehung,
müssen wir
diese Vorspielspiele
langsam beenden,
damit etwas anfangen kann
zwischen uns,
das länger hält
als das schöne Wetter.
Ernst Ferstl
Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen, grünen Gras
und sende lange meinen Blick nach oben,
von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlaß,
von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Und schöne, weiße Wolken ziehn dahin
durchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume.
mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.
Hermann Ludwig Allmers
Anfang vom Ende
Daß all das Schöne nun längst zu Ende,
wie könntest du's verstehn?
Ich hab ja die lieben, süßen Hände
geküßt beim Kommen und Gehn:
Und hab in deinem dämmrigen Zimmer
mit dir gekost und gelacht –
und hab auch geplaudert mit dir wie immer
bis spät, bis spät in die Nacht.
Im Heimgehn wieder, durch stille Gassen,
schlich's über mich so bang,
wie ich mein armes Mädel verlassen,
so lange schon! ach wie lang!
Doch, daß ich so einsam von dir gegangen,
wie käm's dir denn zu Sinn,
und...
Arthur Schnitzler
Der Sproß
Ein junger Sproß mit Tatendrang
erblickt das Licht der Erde,
er zeigt: "Es geht auch anders lang"
mit stolzester Gebärde.
Er weiß nicht, daß der Apfelbaum,
aus dem er treibt die Blüte,
einst hatte diesen gleichen Traum,
in dem er sich bemühte.
Jetzt ist er alt und voller Moos,
treibt trotzdem schöne Blüten,
er hält es für das schönste Los,
die Sprossen zu behüten.
Klaus Ender
Minnelied
Wohl alle Gedanken
Des Herzens vereine
Ich ohne Wanken
Besorglich auf das eine,
Wie ich bescheine,
Daß ich schon lange
Sie meine, mit Sange
Mit treuem Muthe
Die Reine,
Die Gute.
Euch dank' ich, ihr Sinne,
Die freundliche Lehre,
Daß ich sie minne,
Die Gluth geschäftig nähre
Und Liebchens Ehre
Durch neue Weisen
Zu preisen
Begehre.
Ja ich ersehne
Die Hehre,
Die Schöne.
O sagt, wer die Stunden
Des Heiles beschriebe,
Wenn überwunden
Sie mein aus zartem Triebe,
Mein würde und...
Heinrich von Veldink oder Veldig
Sei nicht dumm
Kurzen Sommer blüht die Blume,
Denn das Schöne währt nicht lang,
Schwach Gedächtnis bleibt vom Ruhme,
Jubel schwindet und Gesang.
Blumen welken, Mädchen altern,
Folgsam ewigem Gesetz,
Jugend bannt man nicht mit Psaltern,
Und die Dauer bleibt Geschwätz.
Deshalb wollen wir zur Neige
Schlürfen jeden Augenblick;
Blau der Himmel, grün die Zweige,
Sei nicht dumm und preis das Glück!
Ferdinand Sauter
Nachklang
(An L.)
Wenn ich dich, du schöne Schwester, sehe
Und betrachte deinen Ernst so gerne,
In den Augen diese klaren Sterne,
Ist's, als wollte weichen all mein Wehe.
Denn da kann ich mir so plötzlich denken,
Dürft' ich wohl in ihre reine Seele
Das Geheimnis, das ich stets verhehle,
Dieses unverdienten Kummers senken?
Daß er wie ein Leichnam sei im Grabe,
Drin sie ihn zurechte würde legen,
Und sie spräche über ihn den Segen,
Ach! auf daß ich fortan Ruhe habe.
Denn so lang ich mag die...
Eduard Mörike
Vom Osten streift ein Frühlingswind
uns wie im Vorübergehen,
daß im Pokal auf dem grünen Wein
winzige Wellen entstehen.
Da sind die Blüten, von Wirbelgewalt
entführt, zu Boden gegangen.
Mein schönes Mädchen ist trunken bald
mit ihren geröteten Wangen.
Am blauen Faden der Pfirsichbaum
weißt du, wie lange er blüht?
Ein zitterndes Leuchten ist es, ein Traum:
Er täuscht uns nur und entflieht.
Komm, auf zum Tanz!
Die Sonne verglüht!
Li-Tai-Po
Unsre Seelen bleiben freilich,
In platonischer Empfindung,
Fest vereinigt, unzerstörbar
Ist die geistige Verbindung.
Ja sogar im Trennungsfalle
Fänden sie doch leicht sich wieder;
Denn die Seelen haben Flügel,
Schnelles Schmetterlingsgefieder;
Und dabei sind sie unsterblich,
Und die Ewigkeit ist lange;
Und wer Zeit hat und wer suchet
Findet, was er auch verlange.
Doch den Leibern, armen Leibern,
Wird die Trennung sehr verderblich,
Haben keine Flügel, haben
Nur zwei Beine, und sind...
Heinrich Heine
Lorelei
Es ist schon spät, es wird schon kalt,
was reitst du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
du schöne Braut! Ich führ dich heim!
»Groß ist der Männer Trug und List,
vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
wohl irrt das Waldhorn her und hin,
o flieh! du weißt nicht, wer ich bin.«
So reich geschmückt ist Roß und Weib,
so wunderschön der junge Leib,
jetzt kenn ich dich – Gott steh mir bei!
Du bist die Hexe Lorelei.
»Du kennst mich wohl – vom hohen Stein
schaut still mein...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Aus der Heimat hinter den Blitzen rot,
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.
Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch und über mir
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner mehr kennt mich auch hier.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
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