Kummer Zitate (Seite 5)
Das ist's
Das ist's, was an der Menschenbrust
Mich oftmals läßt verzagen,
Daß sie den Kummer wie die Lust
Vergißt in wenig Tagen.
Und ist der Schmerz, um den es weint,
Dem Herzen noch so heilig –
Der Vogel singt, die Sonne scheint.
Vergessen ist er eilig.
Und war die Freude noch so süß –
Ein Wölkchen kommt gezogen,
Und vom geträumten Paradies
Ist jede Spur verflogen.
Und fühl ich das, so weiß ich kaum,
Was mir weckt tiefre Schauer,
Daß gar so kurz der Freude Traum,
Oder so kurz die Trauer?
Emanuel Geibel
Die Freuden, die rosigen Tänzerinnen,
Mit Kränzen und Fackeln, mit Spiel und Gesang,
Wie fliehn sie auf schimmernden Sohlen von hinnen!
Aber der Kummer hat schleichenden Gang.
Verhallt ist das Fest und das süße Gelächter
Der schwärmenden Dirnen, ach, eh ich's gedacht;
Nun tappt er um's Haus mir, ein grimmiger Wächter,
Und ruft mir die langsamen Stunden der Nacht.
Emanuel Geibel
O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens,
daß ich Liebe übe, wo man haßt,
daß ich verzeihe, wo man mich beleidigt,
daß ich verbinde, wo Streit ist,
daß ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
daß ich Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
daß ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt,
auch Herr, laß mich trachten, nicht daß ich getröstet werde,
sondern daß ich verstehe,
nicht daß ich geliebt werde, sondern daß ich liebe.
Wer sich selbst vergißt, der findet,
wer vergibt,...
Franz von Assisi
Treu-Lieschen
Mein Lieschen, stell' das Weinen ein,
Auf Regen folgt ja Sonnenschein.
Ich kehr' mit Schwalb' und Flieder
Und wohl noch früher wieder.
Der Bursche sprach's. Vom Giebeldach
Sah ihm Treu-Lieschen lange nach,
Bis Hoffnung wiederkehrte
Und ihren Thränen wehrte.
Dei Äuglein wurden wieder klar,
Das Herze jeden Kummers bar,
Sie wußte: mit dem Flieder
Kam ihr der Liebste wieder.
Theodor Fontane
Es war einmal ein gläubiger König, der die ganze Welt
unter seinem Ring hielt. Er war von vielen Weisen umgeben,
zu denen er eines Tages sagte:
"Im Herzen einen Wunsch ich, seltsam, fand -
doch weiß ich nicht, wieso er dort entstand:
Macht mir doch einen schönen Fingerring,
daß jederzeit, wenn Kummer mich umfing',
ich auf ihn blicke und dann fröhlich werde,
frei von dem Gram, dem grausamen, ich werde;
und wenn ich fröhlich bin und froh, voll Glück:
des Ringes Anblick bring' den Gram...
Ferîd ud din Attâr auch Fariduddin
Das Dunkel geht nicht aus den Dingen heraus
Ein früher Abend schleicht im Haus herum,
Er löscht die Farbe deiner Wangen aus
Und hängt dir seine Blässe um.
Maibäume stehen im Regen gebückt,
Die Berge dampfend voll Wolken wehen,
Deine Brust ist dumpf wie der Abend bedrückt.
Das Dunkel geht nicht aus den Dingen heraus,
Dein Gesicht allein leuchtet weiß hinaus
Und sieht starr wie die Maske des Kummers aus.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Rückkehr
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch
Und wendet euch nicht spöttisch ab!
Ich will kein Geld von euch entlehnen,
Will nicht zurück, was ich euch gab.
Nicht euern Liebsten mehr gefährlich
Bin ich und nimmer eurem Ruhm;
Der Kummer nahm mir meine Schönheit
Und all mein Unglück macht mich dumm.
Ich komm' zu euch, weil fortgetrieben
Vom sichern Strand mein Lebensschiff;
Ganz soll es scheitern, darum lenk' ich's
...
Ada Christen
Nachts
Alles ruht – nur meine Seele
Ist noch ihrem Kummer wach;
Schmerzlicher, weil ich's verhehle,
Drückt sie ihr gepreßtes: Ach!
Schwüle liegt auf meinem Herzen,
Schwerer Ahndung bange Last –
Nie verschwinden diese Schmerzen,
Nur im Grabe wohnet Rast –
Gott! mein Gott! o gieb mir Stille,
Sprich zu meinem Geiste: Ruh!
Bey dir ist des Friedens Fülle,
Wink mir süßen Schlummer zu.
Johanna Sophie Dorothea Albrecht
Ach wir Armen! Die Jünglinge lieben nicht, wie wir lieben:
Wenn Verlangen sie quält, trösten einander sie sich,
Suchen Freunde, vertrauen dem Freunde den Kummer der Seele,
Suchen Zerstreuung, sehn Auen und Menschen und Kunst.
Und wir eingeschlossene, kleinmütige Seelen,
Einsam zehren wir uns liebend und sehnend ins Grab.
Agathias