Treu-Lieschen
Mein Lieschen, stell' das Weinen ein,
Auf Regen folgt ja Sonnenschein.
Ich kehr' mit Schwalb' und Flieder
Und wohl noch früher wieder.
Der Bursche sprach's. Vom Giebeldach
Sah ihm Treu-Lieschen lange nach,
Bis Hoffnung wiederkehrte
Und ihren Thränen wehrte.
Dei Äuglein wurden wieder klar,
Das Herze jeden Kummers bar,
Sie wußte: mit dem Flieder
Kam ihr der Liebste wieder.
Aktuelle Zitate
Zweite Liebe
Warum auch zweite Liebe
Noch stets mit bangem Muth,
Mit Angst uns füllt und Zweifeln
Wie's kaum die erste thut?
Seht, ein ergrauter Bergmann
Fährt in der Grube Nacht,
Und alle Weg' und Tritte
Kennt er im dunkeln Schacht.
Er, dem wie seine Hütte
Bekannt der Stollen ward,
Bekreuzt sich doch und betet,
Bevor er wagt die Fahrt.
Anastasius Grün
Was die Schreiberei unserer Philosophen so überaus gedankenarm und dadurch marternd langweilig macht, ist zunächst dieses, daß ihr Vortrag sich durchgängig in höchst abstrakten, allgemeinen und überaus weiten Begriffen bewegt, daher auch meistens nur in unbestimmten, schwankenden, verblasenen Ausdrücken einherschreitet. Zu diesem aerobatischen (in der Luft schwebenden) Gange sind sie genötigt, weil sie sich hüten müssen, die Erde zu berühren, als wo sie, auf das Reale, Bestimmte, Einzelne und...
Arthur Schopenhauer