Hölle Zitate (Seite 6)
". . . und es wird ein bißchen aussehen als wäre ich tot, aber das wird nicht wahr sein. Du verstehst. Es ist zu weit. Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer. Aber er wird daliegen wie eine alte, verlassene Hülle. Man soll nicht traurig sein um solche alten Hüllen.
Antoine de Saint-Exupéry
Radbot und Wolfram
Herr Radbot vor der Taufe
sprach: "Heil'ger Gottesmann,
wo weilt der größte Haufe,
der dieser Welt entrann?"
Und Wolfram drauf: "Im Himmel
ist noch für viele Raum,
doch drunten das Gewimmel
umfaßt der Hölle Raum."
Da rief der arge Heide:
"Dein Taufen acht ich klein;
denn ich will, wenn ich scheide,
beim größten Haufen sein."
Julius Karl Reinhold Sturm
Mein Testament
Fällt sie zu anderm Staub' dahin,
Die abgetragne Hülle,
So ist, ihr Freunde, dies mein Wille,
Und bleibt mein unveränderlicher Sinn:
Von aller meiner Habe
Gehöre meine Lust dem Traurigen,
Mein Schmerz dem stillen Grabe,
Mein Gold dem Geizigen,
Mein Mut dem Redlichen, den man gern unterdrückte,
Mein Garten, die Natur,
Wo ich der Freuden viele pflückte,
Und mein Gesang, die Frucht von meinen Frühlingstagen,
Dem frommen Zärtlichen,
Und meine liebste Flur
Der Freundschaft stillen...
Karoline Christiane Louise Rudolphi
Letzte Verse
Komm du, du letzter, den ich anerkenne,
heilloser Schmerz im leiblichen Geweb:
wie ich im Geiste brannte, sieh, ich brenne
in dir; das Holz hat lange widerstrebt,
der Flamme, die du loderst, zuzustimmen,
nun aber nähr ich dich und brenn in dir.
Mein hiesig Mildsein wird in deinem Grimmen
ein Grimm der Hölle nicht von hier.
Ganz rein, ganz planlos frei von Zukunft stieg
ich auf des Leidens wirren Scheiterhaufen,
so sicher nirgend Künftiges zu kaufen
um dieses Herz, darin der...
Rainer Maria Rilke
Der graue Nebel umhüllt die Stadt
es ist noch keine Menschenseele erwacht.
Wie eine leere Hülle erscheint in diesem Moment die Welt,
eine Kerze steckt sie an, damit Licht und Wärme sie erhellt.
Denn kalt ist es auch -
ganz des Novembers Brauch.
Er ist nicht sehr beliebt -
doch die Natur siegt,
bald erwacht sie wieder
und der November ist der Verlierer.
Karin Obendorfer
Die Feder kritzelt: Hölle das!
Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? -
So greif' ich kühn zum Tintenfaß
und schreib' mit dicken Tintenflüssen.
Wie läuft das hin, so voll, so breit!
Wie glückt mir alles, wie ich's treibe!
Zwar fehlt der Schrift die Deutlichkeit -
Was tut's? Wer liest denn, was ich schreibe?
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Tod und Trennung
Gottes Milde mocht es fügen,
Liegt ein Mensch in letzten Zügen,
Stehn am Sterbepfühl die Seinen,
Daß sie müssen weinen, weinen;
Daß sie nicht vor Tränen schauen
Das unnennbar bange Grauen,
Wie der Geist verläßt die Hülle,
Letztes Zucken, tiefe Stille.
Weh dem Tränenlosen, wehe,
Der sich wagt in Sterbens Nähe,
Denn ihm kann durchs ganze Leben
Jenes Grauen heimlich beben.
Doch ein Anblick tiefrer Trauer,
Bänger als des Sterbens Schauer,
War es, könnt ein Aug es...
Nikolaus Lenau