Füße Zitate (Seite 40)
Ich lächle ihm zu…
Ich lächle ihm zu, als wollt' ich sagen,
Daß seine Liebe mir gefällt;
Das giebt ihm Mut, den Schritt zu wagen,
Den keiner Sitte Macht mehr hält.
Er nimmt mir meine beiden Hände
Und hält sie fest mit langem Kuß,
Bis ich mich bebend von ihm wende
Und sage, daß er gehen muß.
Da leuchtet tief in seinen Blicken
Der heiße Glanz, der mich erschreckt –
Es wagt sein Auge auszudrücken,
Was ich erschauernd längst entdeckt.
Es zwingt mich dieses stumme Flehen,
Ich geb' mich hin dem...
Thekla Lingen
Zur Dämmerstunde war's
Zur Dämmerstunde war's,
Zur schlimmen Zeit –
Und deine Rosen dufteten im Zimmer,
Ins Fenster brach der letzte Abendschimmer –
Und meine Sehnsucht ging so weit.
Ich suchte dich –
Wie dufteten die Rosen!
Und lechzend barg ich mein Gesicht hinein
Und sog die süßen, süßen Düfte ein –
Wie fühlt' ich deine Wünsche mich umkosen!
O kämst du jetzt,
Wie würde ich dich lieben!…
Ich ging und sperrte weit mein Fenster auf –
O Lust! da kamst die Straße du herauf,
Von gleicher...
Thekla Lingen
Ein Krystall
Gleich einem reinen Bergkrystall
Durchschaut' ich dich,
Der lauter, klar, allüberall
Der Quelle glich,
Die aus dem Schoße der Unendlichkeit
Zu eignem Dasein sehnend sich befreit.
Da plötzlich fällt auf das Gestein
Ein Funke Licht;
Und farbenprächt'ger Widerschein
Sich leuchtend bricht,
Da sich geblendet fast mein Auge schließt
Vor jenem Zauberlicht, das sich ergießt.
Der Funke stirbt, und hell und rein,
Durchsichtig, klar,
Liegt vor mir wieder das Gestein.
Wie wunderbar.
Ob...
Alma Leschivo
Worte zum Sonntag
"Am siebten Tage sollst du ruh'n,
am besten überhaupt nichts tun!"
Wie schön die Worte für mich klingen,
doch wer wird heut das Essen bringen?
Die Katze mahnend sich erhebt,
weil ihr der Magen hungrig bebt,
der Hund will auf die Straße schaun,
um zu benetzen einen Baum.
Die Kinder toben durch das Haus
und wollen ständig was, oh Graus.
Und kein Verständnis von der Meute,
daß einen Ruhetag ich bräuchte.
"Am siebten Tage sollst du ruh'n,
am besten überhaupt nichts tun!"
Nur...
Poldi Lembcke
Kennt ihr der starken Liebe heiße Flammen,
Die in das Herz vom Himmel stürzen nieder,
Zum Himmel auf die Herzen reißen wieder?
Ihr kennt sie nicht und wollt sie doch verdammen!
Was diese Gluten einten, hält zusammen!
Ein Gott, der mit dem Zucken seiner Lider
Die Erde schüttert, kann's nicht trennen wieder,
Denn ewig lohen solcher Liebe Flammen.
Sie trotzt dem kalten Spott der Herzensdamen,
Die nur für sich vermögen zu erwarmen,
Sie schreitet selig auf den trübsten Wegen,
In eigner Brust des...
Otto von Leixner
Meine Lebensart
In der ganzen Stadt ist keine
Hütte kleiner als die meine;
Für mich ist sie groß genug.
Noch viel kleiner ist mein Gärtchen,
Ich nur gehe durch sein Pförtchen;
Doch auch so ist's groß genug.
Zweimal setz' ich mich zu Tische,
Etwas Fleisch, Kohl, Grütze, Fische;
Hungrig ging ich nie zur Ruh.
Ja, im Sommer, eß' ich Beeren:
Him- und Erd- und Heidelbeeren,
Oft kommt eine Birn dazu.
Bisher hatt' ich stets zwei Kleider;
Viele Menschen haben, leider!
Eines nur, und das noch...
Elisabeth Kulmann
Der Frühling
Es kommt der neue Tag aus fernen Höhn herunter,
Der Morgen der erwacht ist aus den Dämmerungen,
Er lacht die Menschheit an, geschmückt und munter,
von Freuden ist die Menschheit sanft durchdrungen.
Ein neues Leben will der Zukunft sich enthüllen,
Mit Blüten scheint, dem Zeichen froher Tage,
Das große Tal, die Erde sich zu füllen,
Entfernt dagegen ist zur Frühlingszeit die Klage.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Besuch
Der Blumentopf am Fenster fehlt.
Er ist wohl eingegangen.
Aber die Marionette hängt noch immer
verquer in ihren Fäden.
Ein paar Bücher, die ich nicht kenne.
Aber dein Lächeln ist das alte.
Ein neuer Teppich,
auf dem du gehst wie früher.
Du kaufst noch immer blaue Zahnbürsten,
holst zu weit aus, wenn du dein Ei aufklopfst,
und sprichst das "e" so komisch aus wie eh und je.
Beim Zahnarzt warst du wohl:
Ja, wenn du lachst, sieht man die neue Plombe.
Aber sonst:
Sogar der Abfalleimer ist...
Peter Hohl
Alle Landschaften haben
Sich mit Blau erfüllt.
Alle Büsche und Bäume des Stromes,
Der weit in den Norden schwillt.
Leichte Geschwader, Wolken,
Weiße Segel dicht,
Die Gestade des Himmels dahinter
Zergehen in Wind und Licht.
Wenn die Abende sinken
Und wir schlafen ein,
Gehen die Träume, die schönen,
Mit leichten Füßen herein.
Zymbeln lassen sie klingen
In den Händen licht.
Manche flüstern und halten
Kerzen vor ihr Gesicht.
Georg Heym
Lebensbrot
Gib es nicht den Vielen,
Sie verstehen's selten:
Flug zu feinsten Zielen
Lassen sie nicht gelten.
Plump ins Auge springen
Muß, wozu sie drängen,
An den Außendingen
Bleibt ihr Wille hängen.
Messen alle Gabe
Nach der Gier der Meisten,
Wähnen, alles trabe
Nach gemeinem Leisten.
Mögen's nie erfassen,
Daß die Himmelskronen
Sich erringen lassen
Nur durch Höllenzonen.
Daß ein köstlich Winken,
Süß wie Frauenkosen,
Mild wie Sternenblinken,
Liegt im Absichtslosen.
Daß die tiefen...
Karl Henckell
Der Asra
Täglich ging die wunderschöne
Sultanstochter auf und nieder
Um die Abendzeit am Springbrunn,
Wo die weißen Wasser plätschern.
Täglich stand der junge Sklave
Um die Abendzeit am Springbrunn,
Wo die weißen Wasser plätschern;
Täglich ward er bleich und bleicher.
Eines Abends trat die Fürstin
Auf ihn zu mit raschen Worten:
Deinen Namen will ich wissen,
Deine Heimat, deine Sippschaft!
Und der Sklave sprach: Ich heiße
Mohamet, ich bin aus Jemen,
Und mein Stamm sind jene Asra,
Welche...
Heinrich Heine
Der Wahrheitsfreund
»Du säest Zähne des Drachen,
Geharnischte Männer erstehn;
Doch, Armer, sie werden nicht für dich,
Sie werden gegen dich gehen!«
Und mögen sie mich auch verwunden
Und senken ins eisige Grab –
Sie sind doch kräftige Kämpen
Der Herrin, der ich mich ergab.
Und mag ich der Herrin nur dienen,
So will ich ja gerne vergehn,
Drum säe ich Zähne des Drachen
Und freue mich, wenn sie erstehn!
Christian Friedrich Hebbel
Das geliebte Herz
Der versteht in Lust die Thränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt' ein Wesen liebgewinnen
O! den tröstet's nicht
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu gebohren:
Jene sind's doch nicht.
Das geliebte, süße Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick.
Dieses Suchen und dies Finden,
Dieses Denken und Empfinden
Giebt...
Karoline von Günderode
Die eine Klage
Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden,
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt, was er verloren,
Lassen muß, was er erkoren,
Das geliebte Herz,
Der versteht in Lust die Tränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt‘ ein Wesen liebgewinnen,
O! den tröstet’s nicht ,
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu...
Karoline von Günderode
Schweigen
Als ich noch jung war,
Liebt' ich zu klagen,
All, was dem Herzen leid,
Vielen zu sagen.
Nun, da ich älter,
Hehl' ich die Pein,
Schließe den Kummer
Im Innersten ein.
Denn ich erfuhr es:
Kalt ist die Welt,
Und nur der Anteil
Lindert, was quält.
Sowie das Vöglein,
Jedermann kennt's,
Das seine Liebe
Flötet im Lenz,
Aber vorüber
Rosen und Brut,
Lautlos in Zweigen
Fürder nun ruht.
So meine Muse,
Also mein Herz;
War doch ihr Lied nur
Sehnsucht und Schmerz.
Franz Grillparzer