Ende Zitate (Seite 13)
Lieder
Mein ganzes Sein
Ist eine Wunde!
Gedenkst du mein
Zu dieser Stunde?
Fühlst du den Kuß,
Den ich die sende?
Den Abschiedsgruß
Vor nahem Ende?
Und ahnst du, sprich!
Die Glut der Seele,
Mit der ich dich
Dem Herrn empfehle?
Und weißt du auch,
Was ich singe,
Ein Opferhauch,
Den ich dir bringe?
In wilder Pein
Flammt meine Wunde!
Gedenkst du mein
Zu dieser Stunde?
Betty Paoli
Mancherlei sammelt gar Mancher,
Und weiß des Sammelns kein Ende,
Und ob dem Mancherlei, ach!
Sammelt er selber sich nicht.
Hast du alles gesammelt,
Was wird dein Sammeln nützen,
Wenn du die Welt auch gewännst,
So du dich selber zerstreust? –
Die zerstreut waren,
In eine Herde zu sammeln,
Kam vom Himmel herab
Selber des Ewigen Sohn;
Sprach auch deutlich genug:
Wer nicht mit mir sammelt, zerstreut!
Und doch bleibet zerstreut
Sorglos die thörichte Welt! –
Christian Adolf Overbeck
Ohne Deine Nähe
Ohne Deine Nähe kann ich nicht leben –
mit Dir zu leben ist quälend.
Was ist geschehen?
Welche Entscheidung sollen wir treffen,
um uns die Liebe wieder zu geben,
die verloren uns zeigt,
und doch spähend nach Erfüllung schreit?
Besteht Hoffnung, daß wir wieder zusammenfinden?
Oder ist unser gemeinsames Leben zu Ende?
Meine Gedanken kreisen um Dich –
und entfernen sich von Dir.
Dieser Zwiespalt im Herzen,
verbunden durch Liebe – ist ein grausames Spiel –
wenn Du immer einen Weg...
Karin Obendorfer
Dir!
Gleichwie Kinderhände
Alle Blumen nur pflücken,
Um der Mutter am Ende
Sie ans Herz zu drücken –
So empfang und pflück ich
Alle Freuden im Leben,
Nur um dankbar und glücklich
Dir sie wieder zu geben,
Und die bunten Stunden
All meiner Lust
Leg ich, zum Strauß gebunden,
Dir an die Brust.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Weiterleben
Nicht, daß du ihm ein prächtig Denkmal baust,
mit tausend Tränen seine Gruft betaust,
und heimlich hoffst, daß euch der Tod vereint,
nicht dadurch ehrst du den gestorbnen Freund.
Wenn du das Werk, das ihm nicht mehr gelang,
bis an sein Ende führst mit Treu und Dank,
wenn deine Hand die Blütenkrone hegt
des Baumes, den er knospend einst gepflegt,
wenn dem, was er geliebt, dein Herz erglüht,
so daß in dir sein Wesen nochmals blüht,
so daß du lebst und schaffst in seinem Geist:
das...
Clara Müller-Jahnke
Sei's in Jahren, sei's schon morgen,
Daß das Glück sich wende:
Einmal nehmen Leid und Sorgen
Sicherlich ein Ende.
Mensch, vertraue deinem Wollen,
Wirk es aus zu Taten!
Ströme fließen, Wolken rollen,
Frucht entkeimt den Saaten.
Über Nöten und Gefahren
Wird die Freude thronen –
Sei's schon morgen, sei's in Jahren
Oder in Äonen.
Erich Mühsam
Wie heimlicher Weise
Ein Engelein leise
Mit rosigen Füßen
Die Erde betritt,
So nahet der Morgen.
Jauchzt ihm, ihr Frommen,
Ein heilig Willkommen,
Herz, jauchze du mit!
In ihm sei's begonnen,
Der Monde und Sonnen
Am blauen Gezelte
Du Vater, du rate,
Du lenke und Wende!
Herr, die in die Hände
Sei Anfang und Ende,
Sei alles gelegt.
Eduard Mörike