Besten Zitate (Seite 4)
Warnung
Die Lober meide!
Sie führen ein Stückchen Kreide
Und schreiben damit aufs Kerbholz an,
Was sie dir Süßes angetan.
Gib acht, gib acht!
Kaum gedacht,
Bricht ihre wahre Natur heraus,
In welcher die Scham nicht eben zu Haus;
Aus dem Pfötchen schlüpfet die Kralle,
Und noch im besten Falle
Sind sie für so viel Lob
Recht grob.
Friedrich Theodor von Vischer
Weltlauf
Man denkt wohl hin und her.
Manches könnt' besser sein; –
Dies zu leicht – das zu schwer –
Groß oder klein.
Manchmal zu still die Welt,
manchmal zu toll –
Nichts geht wie's soll.
Durst und kein Tropfen Wein –
Käs' und kein Brod –
Zahnschmerz und Liebespein –
Überdruß – Noth!
Dieser wird wild darob,
Strampelt und schreit –
Wird wie ein Wüthrich grob –
Schafft sich nur Leid.
Jener, der winselt drum,
Jammer und acht
Weint viele Thränen drum,
Seufzt Tag und Nacht.
Und die Welt, wie sie...
Heinrich Seidel
Klage
Das aber ist das Traurigste: zu sehen,
Wie tief die Menschheit wurzelt im Gemeinen,
Wie Taten, die uns hier die höchsten scheinen,
Zumeist aus niedrem Antrieb nur geschehen.
Wie es die Besten selbst so schwer verstehen,
Daß man nur schöpfen dürfe aus dem Reinen,
Und wie es gibt von Tausenden kaum einen,
Der sich den eignen Vorteil läßt entgehen.
Und so geschiet es, daß in diesem Leben
Ein hoher Sinn gereicht zu Hohn und Schande,
Ward des Erfolges Glanz ihm nicht gegeben.
Und so...
Ferdinand von Saar
An meinen Lehrer
Ich war nicht einer deiner guten Jungen.
An meinem Jugendtrotz ist mancher Rat
Und manches wohlgedachte Wort zersprungen.
Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.
Doch hast du, alter Meister, nicht vergebens
An meinem Bau geformt und dich gemüht.
Du hast die besten Werte meines Lebens
Mit heißen Worten mir ins Herz geglüht.
Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.
Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.
Doch möcht ich dir für deine Lehrertreue
nur einmal...
Joachim Ringelnatz
Verschiedenes Maß
"Sieh dort", so sprach der Optimist,
"In goldner Frühlingssonne Blitzen
Auf einem Häufchen Pferdemist
In Eintracht sieben Spatzen sitzen.
Wie reich ist doch der Schöpfungsplan,
Und alles muß zum Besten taugen;
Was hier ein Großer abgetan,
Das können sieben Kleine brauchen!"
"Sieh dort hin", sprach der Pessimist,
"Und faß solch Bild dir in Gedanken:
Wie sich um dreckigen Pferdemist
Die sieben ruppigen Vögel zanken.
Das ist des Lebens großer Zug,
Von einem bis zum andern...
Rudolf Presber
Wer kann in guten Tagen,
So lang das Glücke mild,
Und es zu Tische gilt,
Von rechter Liebe sagen?
Ob einer ist mein Freund,
Und ob er's treulich meint,
Wird daran nicht erkennet,
Wenn er mich Bruder nennet.
Wenn's Glück einst von mir weichet,
Wer's dann am besten meint,
Und mir die Hände reichet,
Der ist mein rechter Freund.
Adam Olearius
Das Wunderbare
Wir alle warten unsre besten Jahre
Aus das, was niemals kommt: das Wunderbare.
In eines Zaubergartens Heimlichkeit
Ist es verborgen und doch stets bereit,
Uns mit dem Lockton himmlischer Gitarren
In einem ewigen Sehnsuchtstraum zu narren.
Doch niemand hat's, solang der Himmel blaut,
In Wirklichkeit erlebt und angeschaut;
Und doch läßt keiner sich den frommen Glauben,
Daß es doch einmal kommen werde, rauben.
Und also voll Gewalt ist sein Gesang,
Daß jedes Menschenherz sein...
Johannes Öhquist
Nächte
Die Nächte sind an Glut so reich
Und doch so kühl wie kluge Fraun,
Die nicht dem ersten besten gleich
Ihr ganzes heißes Herz vertraun.
Doch wer sie kennt und liebeskühn
Zu Boden rang die stolze Scheu,
Dem geben sie sich selig hin,
Dem sind sie tief verschwiegen treu.
Die Sonne prunkt in frecher Pracht
Mit ihrer Buhlen lautem Schwarm,
Doch lieb und leise legt die Nacht
Um einen stillen Freund den Arm
Und küßt ihn wild und doch so weich
Und läßt ihn süße Wunder schaun,
Und öffnet ihm das...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Das Fingerring System
Du musst nur einen Finger nehmen
und dich furchtbar wichtig geben.
Dann mit viel Effekt,
zeigen auf ein Schaff-Objekt.
Und nun kommt es darauf an,
wer denn was am besten kann.
Schaust die Opfern an und sagst,
du machst dies und du machst das.
Ist dir dieses Ding geglückt,
lehnst du dich entspannt zurück.
Und lässt deine Muskeln schlaffen,
denkst, lass mir, lass mich, lass andre schaffen.
Horst Reiner Menzel
Spruchweisheit
Die süße Näscherei,
Ein lieblich Mündleinkuß
macht zwar niemanden fett,
Stillt aber viel Verdruß.
Hoffnung ist ein fester Stab
Und Geduld ein Reisekleid,
Da man mit durch Welt und Grab
Wandert in die Ewigkeit.
Weißt du, was in dieser Welt
Mir am besten wohlgefällt?
Daß die Zeit sich selbst verzehret
Und die Welt nicht ewig währet.
Friedrich Freiherr von Logau