Berge Zitate (Seite 6)
Ewig jung ist nur die Sonne
Heute fanden meine Schritte
mein vergeßnes Jugendtal,
Seine Sohle lag verödet,
seine Berge standen kahl.
Meine Bäume, meine Träume,
meine buchendunkeln Höhn –
Ewig jung ist nur die Sonne,
sie allein ist ewig schön.
Drüben dort in schilf'gem Grunde,
wo die müde Lache liegt,
Hat zu meiner Jugendstunde
sich lebend'ge Flut gewiegt,
Durch die Heiden, durch die Weiden
ging ein wandernd Herdgetön –
Ewig jung ist nur die Sonne,
sie allein ist ewig schön.
Conrad Ferdinand Meyer
Das heilige Land
Siehst du die Berge kahl sich legen
fernhin, so weit das Auge reicht?
Ein Schreien ist's um Tau und Regen,
und Gott, der Herr, erhört's vielleicht.
So liegt vor seinem Angesichte
der Orient in heißem Flehn
und fordert von der Weltgeschichte
sein Recht, sein geistig Auferstehn.
Und dieses Recht, es gilt auf Erden;
es werde ihm von uns gebracht:
Sobald wir wahre Christen werden,
ist er mit uns vom Tod erwacht.
Karl May
Das Letzte
Erkenntnis in so reicher Weise
Erringt der Mensch, er dringt mit Muth
Hinauf an des Polarmeers Eise
Und durch der Palmenküste Gluth.
Er sieht der Erde letzte Grenzen,
Klimmt in der Berge tiefsten Schacht,
Und sein Gedanke wird ergänzen,
Was ihm Erfahrung eingebracht.
Die Schwingen seiner Forschung tragen
Ihn kühn bis zu der Sterne Lauf;
Den Tod, den Schlußstein aller Fragen,
Dies Räthsel löst der Tod nur auf.
Hermann Ritter von Lingg
Winterritt
An meines Rosses Brust und Mähne
Gefriert der Hauch zu Duft im Schnee,
In meinem Auge quillt die Träne,
Ich dacht' an dich heut' mehr als je.
Mir klang's heut' früh wie Sonntagsläuten
Durch Berg und Tal in stiller Nacht;
Ich sah dich da mit andern Bräuten,
Die Kirchentür' war aufgemacht.
Die andern trugen Myrtenkrönlein,
Du trugst ein Schleierlein im Haar;
Du hattest auf dem Arm ein Söhnlein,
...
Hermann Ritter von Lingg
Frühlingsankunft
Vom Berg herunter saust der Föhn,
Die kalten Lüfte weichen,
Er donnert durch die Alpenhöh'n
Und macht die Nächte wieder schön
Und rüttelt aus dem Schlaf die Eichen.
Es schlägt der Fink schon tagelang,
Es kann ihn nichts mehr stören.
Es läßt den süßen Klaggesang
Mit Sonnenauf- und Untergang
Die Amsel in den Wipfeln hören.
Begegnet mir ein schönes Kind,
Umweht von Veilchendüften,
So läßt es von dem Frühlingswind
Mit einem Lächeln jetzt geschwind
Ein wenig sich den Schleier lüften.
Hermann Ritter von Lingg
In meine Heimat kam ich wieder,
Es war die alte Heimat noch,
Dieselbe Luft, dieselben alten Lieder,
Und alles war ein andres doch.
Die Welle rauschte wie vorzeiten,
Am Waldweg sprang wie sonst das Reh,
Von Fern erklang ein Abendläuten,
Die Berge glänzten aus dem See.
Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren
Die Mutter stets empfing, dort sah
Ich fremde Menschen, sah ein fremd Gebaren;
Wie weh, wie weh mir da geschah!
Mir war, als rief es aus den Wogen:
Flieh, flieh, und ohne Wiederkehr!
Die...
Hermann Ritter von Lingg
Des Herzens Jugend stirbst nicht ab
Auf längster Lebensreise,
Sie birgt sich nicht im dunkeln Grab,
Sie schlummert höchstens leise.
Und wenn nur in der Jahre Lauf
Das rechte Wort erklungen,
Dann hat sie fröhlich wieder auf
Zu Tage sich geschwungen.
Und strahlet aus den Augen hell
wie Sternenleuchten wieder,
Und weckt der Lieb' und Freude Quell
Und weckt die alten Lieder.
sie läßt die Wangen wieder glüh'n,
Die Herzen höher schlagen,
Und läßt die Rosen wieder blüh'n,
Wie in des Lenzes...
Auguste Kurs
Meine Welt
Gib mir deine Hand,
Denn ich möchte dir etwas zeigen.
Ich zeige dir mein Land
Wo Gefühle niemals schweigen.
Auf einen Berg hinauf wir gehen,
Der nennt sich Zuneigung.
Und was wir darauf sehen,
Ist eine Abzweigung.
Sie führt uns runter in ein Tal.
Sein Name lautet Nähe.
Es zeigt mir nicht nur dieses Mal,
Was ich in uns sehe.
Der Weg führt weiter an einen Fluss
Dort stehen rote Kerzen.
Diese Station ist ein Muss,
Er nennt sich Fluss der Herzen.
Nun kennst du meine Welt ein Stück
Ich...
Frank Korablin
Warten
Wo das Meer die Küste trifft,
Da stehe ich
Und warte auf dich.
Wo verschneite Berge stehen,
Weiß wie Papier,
Will ich dich sehen
Doch du bist nicht hier.
Wo Stürme in Wüsten wehen,
Will ich dich sehen.
Denn Sehnsucht kommt auf,
Sehnsucht nach dir,
Und ich bin einsam und warte hier.
Egal wo du gehst, egal wo du bist,
Du wirst vermisst.
Und ich warte hier, bis alles zerfällt,
Ich warte auf dich bis ans Ende der Welt.
Frank Korablin
Sternenlied
Wir ziehen über Berg und Tal
Und übers weite Meer;
Wir ziehen über Menschenqual
Und Menschenglück daher.
Wir kennen, was in stiller Brust
Sich vor der Welt verhüllt,
Und was mit namenloser Lust
Ein einsam Auge füllt.
Und wenn der Schmerz die Seele quält,
Wir geben ihr die Ruh',
Und wenn die Lieb ihr Glück erzählt,
So hören wir ihr zu.
Wir schau'n auf manches kühle Grab,
An dem ein Mensch sich härmt,
Und schimmern in die Laub' hinab,
In der die Liebe schwärmt.
Ernst Koch
Kriegsweihnacht 1916
Und wenn auch nichts mehr auf Erden wär
Und alles freude- und liebeleer:
Es blieben die Sterne in dunkler Nacht,
Es blieben die Berge in weißer Pracht,
Es blieb' der selige Kindertraum
Vom Gabentisch und vom Tannenbaum,
Es blieb' Weihnachten!
Wollen alle in Demut trachten,
Vor dem schlummernden Jesulein
Stille Kinder der Not zu sein.
Paul Keller