Zeit Zitate (Seite 64)
Ich nehm' es leicht,
Ob Schweres auch zu tragen!
Halb ist erreicht
Ein Ziel durch frohes Wagen.
Wer wird erst stehn und zagen,
Die Frische weicht.
Ob Schweres auch zu tragen,
Ich nehm' es leicht!
Ich nehm' es leicht,
Wie auch die Lose fallen!
Die Zeit verstreicht
Zu rasch ja mit uns allen ...
In Hütten wie in Hallen
Die Locke bleicht;
Wie auch die Lose fallen
Ich nehm' es leicht!
August Karl Silberstein
Sind echte Seelen innerlich vereint,
Trennt nichts sie. Der hat lieben nie gelernt,
Der Wechsel findend, wechselt; sich entfernt.
Wenn sich der andre zu entfernen scheint.
Nein, Liebe ist ein festgefügtes Mal,
Von Sturm und Wogen ewig unversehrt;
Irrendem Boot ein Richtstern, dessen Wert
Erhaben über Maß, Begriff und Zahl.
Der Liebende ist nicht der Narr der Zeit,
Wenn süßer Wangen Reiz auch welken mag.
Er wandelt sich nicht mit dem Stundenschlag,
Er lebt im Schicksalslicht der Ewigkeit.
Ist...
William Shakespeare
Was Brot dem Leibe, bist du meiner Seele,
was dürrer Saat der Regen, bist du mir,
der ich um deine Ruh mich rastlos quäle
wie es dem Geizhals geht mit seiner Gier.
Bald möcht' ich prahlend meinen Schatz genießen,
bald zittre ich, daß die Zeit ihn bald mir stiehlt;
bald wünsche ich, ganz mit dir mich einzuschließen,
bald, daß mein Glück sich aller Welt empfiehlt.
Bald schwelgt mein Blick in deiner Schönheit Fülle,
um bald nach deinem Blicke zu verschmachten,
und keine andre Lust bleibt Wunsch...
William Shakespeare
Wenn alles da war, wenn nichts Neues lebt,
So ist der Geist in seiner Hoffnung blind,
Der in den Wehen neuen Schaffens bebt
Und nur nochmals trägt ein vorhandnes Kind.
O, könnten rückwärts meine Augen spähen
Fünfhundert Jahre mit der Sonne Lauf,
Dein Bild in einem alten Buch zu sehen,
Da Schrift zuerst nahm den Gedanken auf;
Gern sähe ich, wie man in alten Tagen
So stolz gefügtes Wunderwerk besang,
Ob jene uns, ob wir sie überragen,
Ob alles gleich blieb in der Zeiten Gang;
Doch sicher weiß...
William Shakespeare
Die Amsel
Wie tönt an Frühlingstagen
so schwermutreich und hold
der Amsel lautes Schlagen
ins stille Abendgold.
Es schimmert an den Zweigen
ein zartverhülltes Grün,
die jungen Säfte steigen
und es beginnt zu blühn.
Doch nicht mit Jubeltönen
begrüßt die Amsel nun
die Tage, jene schönen,
die in der Zukunft ruhn.
Es klingt wie Leides Ahnung,
sie singt im schwarzen Kleid
schon jetzt die trübe Mahnung:
wie kurz die schöne Zeit.
Heinrich Seidel
Ich hab mein Leben lang drauf gewartet,
du warst alles was ich wollte,
ich sah dich an und mein Herz obsiegte.
Die Zeit mit dir war wie im Traum
und sollte nie vergehen.
Doch Träume sind und bleiben nur Träume,
das erkannte ich, als du aus meinem Leben
wieder verschwandest.
Verdammte Liebe. Ich geb's auf!
Jeremy Seaver
Wo ist die Werkstatt, drin die sichere Waffe,
Das Wort, zum Pfeil, zum Schwert, zum Helm und Schild
Geschaffen wird? Nicht wenig liegt daran,
Zu Schutz und Trutz es tüchtig zu besitzen.
Es recht zu schmieden, ist die große Kunst,
Ist unsrer Zeit fast einziges Bestreben;
Denn nicht mehr auf des Degens Spitze nur –
Auch auf der Lippen Schneide ruht die Welt.
Gustav Schwab
Ausflug
Blasse Menschenscheuchen
vögeln im Süden, umfliegen
die Krisengebiete und futtern
was das Zeug hält.
Nachrichtensprecher halten
ihren Schnabel.
Die Matten-Satten liegen schwer
auf warm bezogenen Mulatten.
Die finnrigen Trinker verenden
in ihren Windeln.
In ihren Träumen brüten sie
zur falschen Zeit,
am falschen Ort:
"Kata log, Kata lüg", singen
die Kids und fliegen raus
nach Haus.
Die immerfortwährend-
fächelnden Diener, winken
ihren Haustieren nach.
Stefan Schütz
Die Seele in der Speisekammer
"Ich werde bald wieder auf die Jagd gehen!"
sagte die Seele, als sie einmal wieder mit ihrem
Gedächtnis in der Speisekammer stand.
"Ein paar Vorräte haben sich nicht gehalten,
und überhaupt habe ich in der letzten Zeit so einen
Hunger auf was Unbeschreibliches! –
Kommst Du mit?"
Das dicke Gedächtnis grinste.
"Du willst ja nur, daß ich wieder abnehme!"
Peter-T. (Torsten) Schulz
Memories
Zur Welt gebracht
Zum Narren gemacht
Zum Leben bereit
Ein Zuhause auf Zeit
Die Wurzeln erfragt
Die Antwort versagt
Das ´Heute´geliebt
Die Chancen versiebt
Mißrauen gelehrt
Den Schrei überhört
Die Hunde gehetzt
Die Würde verletzt
Die Fehler gehaßt
Die Freude verpaßt
Zum Zweifel geneigt
Die Zukunft vergeigt
Durch Schläge gequält
Den Willen gezähmt
Die Bildung vermißt
Von der Muse geküßt
Der Freude beraubt
An Wunder geglaubt
Die Nächte durchwacht
An Morgen gedacht
Das Gesagte gemeint
Um...
Jutta Schulte
Bleib du, wie du es immer warst, der Scholle
Getreuer Sohn – wie auch die rasche Welt,
Die wandelbare, ewig unruhvolle,
Ihr Schwert und ihre Siegesfahnen stellt.
Pflüg deine Erde, säe deine Saaten
Und tu das Rechte, grad und ohne Scheu,
Wie es in schwerster Zeit die Väter taten,
Nur ihrem Herrgott und sich selber treu.
Gustav Schüler
Odysseus
Odysseus wollte nur
zum nächsten Kiosk geh'n,
um sich sein Abendbier zu holen.
So, wie er es immer tat.
Sie hatten Streit gehabt;
er und Penelope.
Telemach schlief sanft
in seinem Bette.
Odysseus wollte nur,
wie schon gesagt,
zum nächsten Kiosk geh'n.
Doch, nur der Zeus mag wissen,
wer aus seiner Sippe
an welchem Strange zog.
Die Zeit ging durcheinander;
Es dehnte sich der Raum,
und es vergingen Jahre,
bevor Odysseus
nach Hause wieder kam
und fragte,
wo der Flaschenöffner sei.
Manfred Schröder