Wort Zitate (Seite 12)
Ein lichtes Wort
Ein lichtes Wort möcht ich euch schenken,
voll Liebe und voll Zuversicht,
ein lichtes Wort, dem's nicht an Freude,
an hoffnungsvollem Sinn gebricht;
ein Wort, das Trost euch bringt
und das euch glücklich macht,
ein Wort, das glättet, aufbaut, hilft,
das wie ein Kind am Morgen lacht;
ein Wort voll Sonnenschein und Segen,
voll Gottvertrauen, Harmonie,
voll Herzenswärme, Innigkeit,
voll tiefer Sympathie.
Ingrid Streicher
Dem fremden Freunde
Es war Dein Wort ein blitzend Schwert,
Das für mich stritt;
Es war Dein Wort der Seele Schrei,
Die für mich litt.
Die herbe Thräne war Dein Wort,
Geweint um mich;
Ein guter Engel war Dein Wort,
Der nimmer wich!
Dein Wort, es gab mir neuen Muth,
Es drang befreiend stolz zu mir;
Du Fremder, sieh mein schlichtes Wort,
Es dankt zu tausend Malen Dir!
Ada Christen
Tausend Worte
(für Katrin)
Tausend Worte habe ich erdacht
in so manch schlafloser Nacht.
Nur für Dich!
Tausend Worte der Liebe ich ersann,
als funkelndes Sternenlicht mich zog in seinen Bann.
Nur für Dich!
Tausend Worte ich erfand,
als der silberne Mond am Himmel stand.
Nur für Dich!
Tausend Worte, geboren ganz allein,
nur um für Dich da zu sein.
So wie ich!
Ferdinand Schmuck
Das böse Wort
Ach was ist das für ein böses Wort,
Das, so oft man's hört und sagt,
Immer wieder brennt und nagt,
Das uns treibt von Ort zu Ort?
Böses Wort, wie tust du weh!
Böses Wort! Ade, ade!
Schicksal, das mich immerzu
Rastlos treibt von Stadt zu Stadt,
Schicksal, ach, wann wirst du's satt?
Leben, ach, wann schenkst du Ruh?
Friedenswort, wann tönst du mir:
Hier die Heimat, bleibe hier?
Ernst von Wildenbruch
Ich will! – das halbe Schicksal liegt im Wort
Der Energie. Sinkst mutlos du zusammen,
Dies Wort wird dich zu neuer Kraft entflammen,
Gewaltsam reißt es dich zum Siege fort.
Sieg oder Tod! Gerungen hier und dort!
Mag auch die Menschheit immer dich verdammen,
Mag auch das Schicksal dir den Weg verrammen.
Ich will! – so braust bewält'gend der Accord.
Ich will! Mit diesem Wort kannst du bezwingen
Dich selbst, den allergrößten deiner Feinde;
Mit diesem Wort vermagst du abzuringen
Dem Schicksal...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Zwiegesang
Urmann:
Am Anfang war die Not
Und die Not schuf das Wort:
Und sieh aus Wort und Not
Wuchs ein mächtiger Trieb,
Breitästig, tiefwurzelnd,
Erkenntnisbaum genannt –
Der rührte mit der Kron'
In den Himmel hinein.
Urweib:
Am Anfang war die Lust
Und die Lust schuf das Wort:
Und sieh aus Wort und Lust
Wuchs ein mächtiger Trieb,
Tiefwurzelnd, breitästig,
Der Lebensbaum genannt:
Dran hingen die Früchte
Der Lieb' und Poesie.
Ludwig Scharf
Ballade vom Wort
Was wollen die großen Worte?
Sie rollen wie ein Kiesel klein
Am Weg, an der Straßenborte
In den Morgen ein.
Sie hängen an manchem Baume
Wie Früchte halbgereift.
Sie haben von manchem Traume
Den zarten Puder gestreift.
Sie schmecken wie Galle so bitter.
So spei sie aus dem Spiel!
Sie sitzen im Fleisch wie Splitter.
Ein Wort ist schon zuviel.
Ein Wort schon ist Mord schon am Himmel.
So schweige und neig dich zum Herd.
Stumm lenkt durch das Sternengewimmel
Der Herr sein ewiges...
Klabund
Amor und Psyche
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,
Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;
Des Herzens Übergang, da leis' und still
Der süße Wort zum Wort nicht werden will,
Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:
Verloren schauen sich zwei Seelen an
Und schöpfen in der Gottheit reinstem Quell
Gedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;
Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,
Der Atem, der den Busen aus sich drängt,
Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,
Der Engel reinste Wollust...
Johann Gottfried von Herder
Heute wird so viel geredet, wie noch nie.
Über die Köpfe der Menschen hinweg
rollt eine Lawine leerer Worte wie noch nie.
Jeder will reden.
Jeder will das Wort.
Jeder will Mitspracherecht.
Aber wenige haben etwas zu sagen.
Weil wenige die Stille und die Spannung
des Denkens aushalten können.
Sei liebevoll mit deinen Worten.
Worte sollen »Licht« sein,
Worte sollen versöhnen,
einander näherbringen,
Frieden stiften.
Phil Bosmans
Von Herz zu Herz
Trösten geschieht vor allem im Reden, im Zusprechen von Worten, die wieder einen Sinn stiften in der Sinnlosigkeit, den jeder Verlust erst einmal verursacht. Aber die Worte dürfen kein bloßes Vertrösten sein. Denn das Vertrösten geht an den Menschen vorbei. Ich sage irgend etwas, von dem ich selbst nicht überzeugt bin. Ich nehme Worte in den Mund, die keinen Halt geben und keinen Sinn stiften.
Trösten aber heißt, Worte finden von Herz zu Herz, Worte, die aus meinem Herzen...
Anselm Grün
Im Frühjahr 1871 blätterte ein junger Mann in einem Buch und las zwanzig Worte, die für seine Zukunft von ausschlaggebender Bedeutung waren. Die zwanzig Worte, die dieser junge Medizinstudent in jenem Frühling las, trugen dazu bei, daß er der bekannteste Arzt seiner Zeit wurde. Sein Name war Sir William Osler. Und hier sind die zwanzig Worte, die er damals las - zwanzig Worte des Historikers Thomas Carlyle, deren Beherzigung ihm half, ein Leben frei von Sorgen zu führen: "Unsere Hauptaufgabe...
Dale Carnegie
Der Spruch
In einem alten Buche stieß ich auf ein Wort,
Das traf mich wie ein Schlag und brennt durch meine Tage fort:
Und wenn ich mich an trübe Lust vergeb,
Schein, Lug und Trug zu mir anstatt des Wesens hebe,
Wenn ich gefällig mich mit raschem Sinn belüge,
Als wäre Dunkles klar, als wenn nicht Leben tausend wild verschlossne Tor trüge,
Und Worte wieder spreche, deren Weite nie ich ausgefühlt,
Und Dinge fasse, deren Sein mich niemals aufgewühlt,
Wenn mich willkommner Traum mit Sammethänden...
Ernst Maria Richard Stadler