Willen Zitate (Seite 5)
Falls es notwendig ist, wollen wir um des Freundes willen auch harte Opfer bringen! Nicht selten muß man um der Unschuld des Freundes willen Feindseligkeiten oder Grobheiten auf sich nehmen, wenn man widersteht und antwortet, wo der Freund beschuldigt und angeklagt wird. Laß den unschuldig angegriffenen Freund niemals im Stich!
Hl. Ambrosius von Mailand
Reiche Beschäftigung
Abends, wenn ich zur Ruhe geh',
Denk' ich an meine Grete,
Morgens, wenn ich früh aufsteh'
Mach' ich's, wie Abends späte.
Zwischendurch so am Vormittag,
Denk' ich, was sie wohl treiben mag.
Mittags- aber und Vesperzeit
Sind dem Gedanken an sie geweiht.
Sagt mir nun um des Himmels willen,
Wo bleibt mir Zeit, meine Akten zu füllen?
"Ei so setze die Nacht daran,
Nachts man trefflich schaffen kann."
Ja wie sollt' ich die Nacht versäumen?
Muß doch von meiner Grete träumen.
Ernst von Wildenbruch
Der Einsiedler
Er hatte seit Jahren nicht mehr gesät
Verstreut noch reifte ihm das Getreide
Zuletzt ließ er den Hafer ungemäht
Sein Pferd verlor sich auf der Weide.
Er brach eine Zeit noch Beeren vom Ast
Als müßte er einen Hunger stillen
Dann vergaß er auch diese letzte Last
Um seiner tieferen Ruhe willen.
Er saß vor der Hütte bei Tag und Nacht
Die Hütte verfiel in Wind und Regen
Allmählich wuchsen die Gräser sacht
Seinen Füßen und Knien...
Maria Luise Weissmann
Ruhe
(übers. v. Richard Dehmel)
Ein großer schwarzer Traum
legt sich auf mein Leben;
alles wird zu Raum,
alles will entschweben.
Ich kann nichts mehr sehn,
all das Gute, Schlimme;
kann dich nicht verstehn,
o du trübe Stimme.
Eine dunkle Hand
schaukelt meinen Willen;
glättet mein Gewand,
still im Stillen.
Paul Verlaine
Größer werden die Menschen nicht;
Doch unter den Menschen
Größer und größer wächst
Die Welt des Gedankens.
Strengeres fordert jeglicher Tag
Von den Lebenden.
Und so sehen es alle,
Die zu sehen verstehn,
Aus dem seligen Glauben des Kreuzes
bricht ein andrer hervor,
Selbstloser und größer.
Dessen Gebot wird sein:
Edel lebe und schön,
Ohne Hoffnung künftigen Seins
Und ohne Vergeltung,
Nur um der Schönheit des Lebens willen.
Theodor Storm
Memories
Zur Welt gebracht
Zum Narren gemacht
Zum Leben bereit
Ein Zuhause auf Zeit
Die Wurzeln erfragt
Die Antwort versagt
Das ´Heute´geliebt
Die Chancen versiebt
Mißrauen gelehrt
Den Schrei überhört
Die Hunde gehetzt
Die Würde verletzt
Die Fehler gehaßt
Die Freude verpaßt
Zum Zweifel geneigt
Die Zukunft vergeigt
Durch Schläge gequält
Den Willen gezähmt
Die Bildung vermißt
Von der Muse geküßt
Der Freude beraubt
An Wunder geglaubt
Die Nächte durchwacht
An Morgen gedacht
Das Gesagte gemeint
Um...
Jutta Schulte
Das ist der größte Vorteil für die Menschheit,
Daß jeder für die andern alles thue,
Und jeder von den allen es empfange.
Nur wenig bringt der Einzelne dem Ganzen,
Wie viel empfängt der Einzelne von allen!
Wie treu beschützt ist jeder durch die Menschheit.
Wie wenig mehr bedarf es doch zur Eintracht,
Zu Glück und Ruh' zu unkränkbarer Freiheit
Von allen Menschen, als den Willen aller:
Jedwedem mit dem Leben selbst zu dienen!
Mit den geringsten Mitteln will der Gott
Die größte Wirkung – aber...
Leopold Schefer
Jenseits-Dämmerung
Jeden Morgen, wenn ich erwache,
Lern' ich die Sprache der Menschen auf's neu,
Die mir in lichtsatten nächtigen Träumen
Zerstoben, verflogen wie kornblinde Spreu.
Jeden Morgen, wenn ich erwache,
Samml' ich auf's neue mein irdisch Gebein,
Das ich im nächtigen Flug durch die Räume
Abgestreift wie ein lästig Gewand.
Und ungern, voll Mißmuth und widrigem Willen
Erheb ich die fröstelnden Glieder auf's neu,
Drein sich die Seele im innersten Marke
Verkrochen vorm Alltag in...
Ludwig Scharf
Wenn du geliebt, wenn du gehofft,
Wenn du gestrebt, gerungen,
Wenn du mit starkem Willen oft
Dein blutend Herz bezwungen:
Dann fühlst du, wie zu vollem Wert
Erwacht dein ganzes Leben,
Denn jeder Schmerz, der dich beschwert
Wird dich nur höher heben.
Dein Glück, es ist so selten echt,
Und wird dich doch betören:
Der Schmerz verleiht dir erst ein Recht,
Dem Leben zu gehören.
Ob du umfingst in Jugendluft
Die Welt mit Liebesarmen,
Es lehrt dich Leid erst und Verlust
Ein heiligstes Erbarmen.
Otto Roquette
Hielte die Jugend immer Maß
Und verstünden die Philister Spaß,
Geriet' in jedem Jahre der Wein,
Oder tät's Gold vom Himmel schnei'n;
Wären die Weiber durch die Bank
Schön und gefällig und ohne Wank;
Gäb's vor der Wahrheit keine Scheu,
Und keine Torheit und keine Reu;
Könnte man fürder ungeprellt
Über Tag und Herz und Willen schalten,
Wär's in so hochvollkomm'ner Welt
...
Otto Roquette
Das waren Tage Michelangelo's,
von denen ich in fremden Büchern las.
Das war der Mann, der über einem Maß,
gigantengroß,
die Unermeßlichkeit vergaß.
Das war der Mann, der immer wiederkehrt,
wenn eine Zeit noch einmal ihren Wert,
da sie sich enden will, zusammenfaßt.
Da hebt noch einer ihre ganze Last
und wirft sie in den Abgrund seiner Brust.
Die vor ihm hatten Leid und Lust;
er aber fühlt nur noch des Lebens Masse
und daß er Alles wie ein</em> Ding umfasse, –
nur Gott bleibt über seinen...
Rainer Maria Rilke