Welt Zitate (Seite 72)
Visionen
Wenn kein Kind
mehr dem Hungertod
ausgeliefert ist,
die Güter dieser Welt
gerecht verteilt sind,
wir nicht mehr auf Kosten
anderer leben und
bedenkenlos unsere Umwelt
vergiften.
Wenn wir anders Gesinnte
nicht mehr als unsere Feinde
betrachten
und wir unserem Mitgefühl
für Menschen,
die vom Leben benachteiligt sind,
Taten folgen lassen,
erst dann ist Weihnachten.
Gudrun Kropp
Man frage nicht, was all die Zeit ich machte.
Ich bleibe stumm;
und sage nicht, warum.
Und Stille gibt es, da die Erde krachte.
Kein Wort, das traf;
man spricht nur aus dem Schlaf.
Und träumt von einer Sonne, welche lachte.
Es geht vorbei;
nachher war's einerlei.
Das Wort entschlief, als jene Welt erwachte.
Karl Kraus
Zu Tod möcht ich mich lieben
Liebster Freund, und kann's denn sein,
Wächst noch immer diese Liebe
Längst war ihr das Herz zu klein
Quillt noch stets von neuem Triebe!
Tag für Tag und Nacht für Nacht,
Füllt sich's fort aus ew'gen Quellen
Und das Herze weint und lacht,
Kann sich gar nicht mehr verstellen.
Süße Krankheit, himmlisch Leid
Und so mag's die Welt denn wissen
Der mich liebt, ist ach, so weit
Und das Herz ist mir zerrissen!
Aber dann im Traum der Nacht,
O wie sind wir da...
Christian Reinhold Köstlin
Die Blumen schwanden, auch die letzten,
Die Mensch und Tier und Flur ergötzten
Mit Blütenduft und Farbengold;
Doch alle keimten, wuchsen, blühten,
Und ehe sie im Herbst verglühten,
Erfüllten sie, was sie gesollt.
Laß meines Lebens Herbst erst kommen,
O Herr, wenn ich zu Nutz und Frommen
Der Welt gewirkt auf meiner Bahn!
Ruf mich zu dir an jenem Tage,
Wo ich mit Zuversicht mir sage:
Was ich gesollt, hab ich gethan!
Ludwig Kossarski
Im Frühling
Morgenduft!
Frühlingsluft!
Glühend Leben,
Mutige Lust,
Freudiges Streben
In freudiger Brust!
Hinauf, hinauf
Auf der lichten Bahn
Dem Frühling entgegen!
Auf allen Fluren
Der Liebe Spuren,
Der Liebe Segen.
Wälderwärts
Zieht mich mein Herz,
Begaus, Bergein,
Frei in die Welt hinein,
Durch des Tages Glut,
Durch nächtlich Grausen.
Jugendmut
Will nicht weilen und hausen.
Wie alle Kräfte gewaltig sich regen,
Mit heißer Sehnsucht spät und früh,
Dem ewigen Morgen der Liebe...
Karl Theodor Körner
Dein Wert
fühle dich nicht minder Wert,
als du wirklich bist.
denn es birgt das Risiko,
dass du eins vergisst.
nichts auf dieser unsrer Welt
kann so sein wie du.
nicht der allergrößte Held
macht etwas wie du.
und es wird immer jemand geben,
dem egal ist, wie du bist.
solange du dein ganzes Leben,
nur eine Sache nicht vergisst.
Dass du nicht minder wert bist als der Rest,
wenn du träumst und lebst und liebst,
denn es wird immer jemand geben,
der das braucht, was du ihm gibst!
Frank Korablin
Warten
Wo das Meer die Küste trifft,
Da stehe ich
Und warte auf dich.
Wo verschneite Berge stehen,
Weiß wie Papier,
Will ich dich sehen
Doch du bist nicht hier.
Wo Stürme in Wüsten wehen,
Will ich dich sehen.
Denn Sehnsucht kommt auf,
Sehnsucht nach dir,
Und ich bin einsam und warte hier.
Egal wo du gehst, egal wo du bist,
Du wirst vermisst.
Und ich warte hier, bis alles zerfällt,
Ich warte auf dich bis ans Ende der Welt.
Frank Korablin
Vom Abend sprachen wir, und daß die goldnen Streifen
Am Horizont nun schon so früh verblassen
Und daß die Dämmerungen mit den blassen
Händen so sicher nach dem Lichte greifen.
Daß all das Sommerblühen und das Reifen
Des bunten Ernteherbstes so gelassen
Des Sterbens harrt und daß die alten Gassen
Mit ihren hellen Fenstern und den steifen
Giebeln so traut ausschaun im Abenddämmern
Und rings die Welt erfüllt sei von dem Schönen.
Dies alles sagten wir – und mehr noch, um das Hämmern
Des heißen...
Cornelia Kopp
Sternenlied
Wir ziehen über Berg und Tal
Und übers weite Meer;
Wir ziehen über Menschenqual
Und Menschenglück daher.
Wir kennen, was in stiller Brust
Sich vor der Welt verhüllt,
Und was mit namenloser Lust
Ein einsam Auge füllt.
Und wenn der Schmerz die Seele quält,
Wir geben ihr die Ruh',
Und wenn die Lieb ihr Glück erzählt,
So hören wir ihr zu.
Wir schau'n auf manches kühle Grab,
An dem ein Mensch sich härmt,
Und schimmern in die Laub' hinab,
In der die Liebe schwärmt.
Ernst Koch
Die Last
Die Last auf meinen Schultern
erdrückt die Leichtigkeit
der wunderzarten Tage
unlängst vergang'ner Zeit.
Die Lust scheint fast verschüttet,
Gefühle unter Kies.
Verzeih mir meine Leere,
ich fühl' mich selbst ganz mies.
Stell bitte nicht in Frage,
was uns zusammenhält.
Der Wind verbläst solch Tage,
und Licht erfüllt die Welt.
Klaus D. Koch