Welt Zitate (Seite 10)
O Tod, du bist der wahre Fürst der Welt;
Der Priester bist du, der mit reinen Händen
Den Kranz der bleichen Stirn vermag zu spenden,
Und heil'ge Namen schreibt ans Sternenzelt.
Das Linnentuch, zu deinem Dienst bestellt,
Ein Purpur wird's, den keiner wagt zu schänden,
Ein Demantschild, gefeit an allen Enden,
Von dem zurück der Pfeil des Spottes schnellt.
Wohl höhnt die Welt in blödem Frevelmute
Manch großes Herz, das ihr doch alles gab,
Was schön und reich in seiner Tiefe ruhte:
Da schwebst,...
Emanuel Geibel
Es kann die Ehre dieser Welt,
Dir keine Ehre geben;
Was dich in Wahrheit hebt und hält,
Muß in dir selber leben.
Wenn's deinem Innersten gebricht
An echten Stolzes Stütze,
Ob dann die Welt dir Beifall spricht,
Ist all dir wenig nütze.
Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm,
Magst du dem Eitlen gönnen,
Das aber sei dein Heiligtum:
Vor dir bestehen können.
Theodor Fontane
Nur liebend ist dein Herz ein Herz
Was ist die Welt, wenn sie mit dir,
durch Liebe nicht verbunden?
Was ist die Welt, wenn du in ihr,
nicht Liebe hast gefunden?
Verklage nicht in deinem Schmerz
des Herzens schönste Triebe.
Nur liebend ist dein Herz ein Herz,
was wär' es ohne Liebe?
Wenn du die Liebe nicht gewannst,
wie kannst du es ermessen,
ob du ein Glück gewinnen kannst,
ob du ein Glück besessen?
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Nachtlied
Vergangen ist der lichte Tag,
Von ferne kommt der Glocken Schlag;
So reist die Zeit die ganze Nacht,
Nimmt manchen mit, ders nicht gedacht.
Wo ist nun hin die bunte Lust,
Des Freundes Trost und treue Brust,
Des Weibes süßer Augenschein?
Will keiner mit mir munter sein?
Da's nun so stille auf der Welt,
Ziehn Wolken einsam übers Feld,
Und Feld und Baum besprechen sich, –
O Menschenkind! was schauert dich?
Wie weit die falsche Welt auch sei,
Bleibt mir doch Einer nur getreu,
Der mit...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Morgengebet
O wunderbares, tiefes Schweigen,
Wie einsam ist's noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
Als ging der Herr durch's stille Feld.
Ich fühl' mich recht wie neu geschaffen,
Wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt' erschlaffen,
Ich schäm' mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
Will, ein Pilger, frohbereit
Betreten nur wie eine Brücke
Zu dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,
um schnöden...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Du gleichst den tauig frischen Morgen
Du gleichst den tauig frischen Morgen,
Eh' noch die goldne Sonn' erwacht:
Noch ruht die schöne Welt verborgen
Im Silberduft der Frühlingsnacht.
Bald wird im rosigen Lichte glühen
Dein liebes Kindesangesicht -
Und herrlich wird die Welt erblühen
In erster Liebe Sonnenlicht.
Bruno Eelbo
Dir
Mir deucht, so schön war nie die Welt,
So schlugen nie die Nachtigallen.
Nie war so blau das Himmelszelt,
Nie grünten so des Waldes Hallen,
Wie an dem lichten Frühlingstag,
Da staunend dich mein Auge schaute,
Da schneller ging des Herzens Schlag,
Das Eis von meiner Seele taute.
Ich sah empor zu lichten Höhn;
Verstummt war all des Winters Klage.
O Gott, wie war die Welt so schön.
Als wie an jenem Frühlingstage!
Mathilde von Eberhard
Weihnachten bewahren
Das ist Weihnachten bewahren.
Ich beschließe zu vergessen,
was ich für andere getan habe,
und will mich daran erinnern,
was andere für mich taten;
ich will übersehen,
was die Welt mir schuldet,
und daran denken
was ich der Welt schulde.
Ich will erkennen,
daß meine Mitmenschen genauso
wirkliche Wesen sind wie ich,
und will versuchen,
hinter ihren Gesichtern
ihre Herzen zu sehn,
die nach Freude und Frieden hungern.
Ich will das Beschwerdebuch gegen die...
Henry van Dyke
Befreit
Du wirst nicht weinen. Leise, leise
Wirst du lächeln, und wie zur Reise
Geb ich dir Blick und Kuß zurück.
Unsre lieben vier Wände! Du hast sie bereitet,
Ich hab sie dir zur Welt geweitet –
O Glück!
Dann wirst du heiß meine Hände fassen
Und wirst mir deine Seele lassen,
Läßt unsern Kindern mich zurück.
Du schenktest mir dein ganzes Leben,
Ich will es ihnen wiedergeben –
O Glück!
Es wird sehr bald sein, wir wissen's beide.
Wir haben einander befreit vom Leide;
So geb' ich dich der...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Und bin der Ärmste von der Welt
Ach, nur die Lieder unserer Stunden,
Leg ich als den Entgelt dir hin
Für deine Lieb', der täglich wieder
Ich neue Lieder schuldig bin.
Ich bin der Reichste von den Reichen,
So lang es deinem Blut gefällt
Und kann die Schuld doch nie begleichen,
Und bin der Ärmste von der Welt,
Wenn mal mein Tag kein Lied enthält.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Ich bin so reich in deinem Angedenken
Ich bin so reich in deinem Angedenken,
Daß ich mich nimmer kann ganz einsam nennen,
Nur wenn ich ganz mich kann hinein versenken,
Vergeß ich es, daß Tal und Flut uns trennen.
Will mir die Welt die eitlen Freuden schenken,
Ich fliehe sie, und mag sie nimmer kennen,
Welt, Himmel, Lenz und Liebe sind vereint,
Wo mir dein Bild, ein süßer Stern, erscheint.
Helmina von Chézy
Nun hast du mir den ersten Schmerz getan,
Der aber traf.
Du schläfst, du harter, unbarmherz'ger Mann,
Den Todesschlaf.
Es blicket die Verlaßne vor sich hin,
Die Welt ist leer.
Geliebet hab' ich und gelebt, ich bin
Nicht lebend mehr.
Ich zieh mich in mein Innres still zurück,
Der Schleier fällt,
Da hab' ich dich und mein vergangnes Glück,
Du meine Welt!
Adelbert von Chamisso