Welt Zitate (Seite 9)
Das Kriechtier und der Mann von Welt
Bei der Arbeit Spitzenkraft,
die die andern Kräfte schafft,
in der Kneipe stolzer Feldherr,
nur zu Haus bei Mama fällt er
auf die Knie, um zu kuschen;
dort ein Held und hier in Puschen. –
Ein Kriechtier und ein Mann von Welt,
zwei Seelen treiben den Pantoffelheld.
Michael Marie Jung
Sonnenaufgang
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Von dem Himmel träumt die Welt;
Blümlein vor dem Herrn sich neigen,
Engel geh'n durch Wald und Feld.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen!
Friedensgruß aus lichten Höh'n!
Betend muß mein Herz sich beugen
Vor der Gottheit leisem Weh'n.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Keine Spur vom Kampf der Welt!
Duft'ge Purpurwölkchen steigen
Schimmern auf dem Himmelszelt.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Bald ein Jubel nah' und fern!
Wenn die Gluten...
Marie Ihering
Winter
Du lieber Frühling, wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß,
Längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Barfüßle im Schnee.
Die schwarzen Bäume stehn und frieren,
Im Ofen die Bratäpfel musizieren,
Das Dach hängt voll Eis.
Und doch! Bald kehrst du wieder, ich weiß, ich weiß!
Bald kehrst du wieder,
O, nur ein Weilchen,
Und blaue Lieder
Duften die Veilchen!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Ich versuche zu denken, lebe ich deshalb?
ich versuche zu fühlen, lebe ich deshalb?
ich versuche zu lieben, lebe ich deshalb?
Ja ich würde leben, wenn man an mich denkt.
Ja ich würde leben, wenn man mit mir fühlt.
Ja ich würde leben, wenn man mich liebt.
Viele Menschen leben nicht sie vegetieren.
Denn in einer Welt wo man vorgeschrieben
bekommt, wie man zu denken hat, wie man zu fühlen hat,
wie man zu lieben hat,
in einer solchen Welt kann man nicht leben.
Bernd Hoffmann
O Welt, ich muß dich lassen,
Ich fahr dahin mein Straßen
Ins ewig Vaterland;
Mein Geist will ich aufgeben,
Dazu mein Leib und Leben
Setzen in Gottes Hand.
Mein Zeit ist nun vollendet,
Der Tod das Leben schändet,
Sterben ist mein Gewinn:
Kein Bleiben ist auf Erden
Das Ewig muß mir werden,
Mit Fried fahr ich dahin.
Ob mich gleich hat betrogen
Die Welt, von Gott abgezogen
Durch Schand und Büberei:
Will ich doch nit verzagen,
Sondern mit Glauben sagen,
Daß mir vergeben sei.
Johann Hesse
Sei stark!
Es sprach mein Herz,
Es sang mein Herz:
Sei stark und fröhlich auf der Welt!
Was dir mißglückt,
Was dich bedrückt,
Wirf hinter dich aufs Totenfeld!
An Mute klein
Kann jeder sein,
Was ist denn da Besondres dran?
Das Leben ist
Voll Kampf und List –
Weh dem, der's nicht vertragen kann!
Ein armer Wicht,
Wer gleich verzicht
Und senkt sein Fähnlein in den Staub!
Du denk und dicht
Ins Morgenlicht
Und weißt du nicht wie's geht, so glaub!
Schwarzsehern traun,
Heißt Särge baun,
Sollst...
Karl Henckell
Sorge nie, daß ich verrate
Meine Liebe vor der Welt,
Wenn mein Mund ob deiner Schönheit
Von Metaphern überquellt.
Unter einem Wald von Blumen
Liegt, in still verborgner Hut,
Jenes glühende Geheimnis,
Jene tief geheime Glut.
Sprühn einmal verdächtge Funken
aus den Rosen – sorge nie!
Diese Welt glaubt nicht an Flammen
Und sie nimmt's für Poesie.
Heinrich Heine
Liebe
Wir sind zwei Schatten, die aus Welt und Welt
An einem Eschenbaum zusammentrafen.
Wir glitten einsam im entrückten Feld
Und suchten späte Herberg, um zu schlafen.
Und standen einen tiefen Augenblick
Uralt bekannt uns gegenüber
Und grüßten uns und wuchsen bis ans Glück.
Dann sanken wir hinüber und herüber,
Zerfallend in die alte Nacht zurück.
Leo Greiner
Die Welt
Die Welt gleicht einer Opera,
wo jeder der sich fühlt,
nach seiner lieben Leidenschaft,
Freund, eine Rolle spielt.
Der eine steigt die Bühn' hinauf
Mit einem Schäferstab;
Ein andrer mit dem Marschallstab
Sinkt ohne Kopf herab.
Wir armer, guter Pöbel stehn
verachtet, doch in Ruh
vor dieser Bühne, gähnen oft
und sehn der Fratze zu.
Die Kosten freilich zahlen wir
fürs ganze Opernhaus;
doch lachen wir, mißrät das Spiel,
zuletzt die Spieler aus.
Johann Nikolaus Götz
Frech und froh
Mit Mädchen sich vertragen,
Mit Männern 'rumgeschlagen,
Und mehr Kredit als Geld:
So kommt man durch die Welt.
Mit Vielen läßt sich schmausen,
Mit Wenig läßt sich hausen;
Das Wenig Vieles sein,
Schafft nur die Lust herbei.
Will sie sich nicht bequemen,
So müßt ihr's eben nehmen.
Will einer nicht vom Ort,
So jagt ihn grade fort.
Laßt Alle nur mißgönnen,
Was sie nicht nehmen können,
Und seid von Herzen froh!
Das ist das A und O.
So fahret fort zu dichten,
Euch nach der Welt zu...
Johann Wolfgang von Goethe
Der Vater ewig in Ruhe verbleibt,
Er hat der Welt sich einverleibt.
Der Sohn hat Großes unternommen,
Die Welt zu erlösen ist er gekommen;
Hat gut gelehrt und viel ertragen,
Wunder noch heut in unsern Tagen.
Nun aber kommt der heilige Geist,
Er wirkt am Pfingsten allermeist.
Woher er kommt, wohin er weht,
Das hat noch niemand ausgespäht.
Sie geben ihm nur eine kurze Frist,
Da er doch Erst- und Letzter ist.
Johann Wolfgang von Goethe
Daß oft die allerbesten Gaben
Die wenigsten Bewund'rer haben,
Und daß der größte Teil der Welt
Das Schlechte für das Gute hält;
Dies Übel sieht man alle Tage.
Jedoch, wie wehrt man dieser Pest?
Ich zweifle, daß sich diese Plage
Aus unsrer Welt verdrängen läßt.
Ein einzig Mittel ist auf Erden,
Allein es ist unendlich schwer:
Die Narren müssen weise werden;
Und seht! sie werden's nimmermehr.
Nie kennen sie den Wert der Dinge.
Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand:
Sie loben ewig das...
Christian Fürchtegott Gellert
Mahnung
Sieh, das ist es, was auf Erden
Jung dich hält zu jeder Frist,
Daß du ewig bleibst im Werden,
Wie die Welt im Wandeln ist.
Was dich rührt im Herzensgrunde
Einmal kommt's und nimmer so;
Drum ergreife kühn die Stunde,
Heute weine, heut' sei froh!
Gieb dem Glück dich voll und innig,
Trag' es, wenn der Schmerz dich preßt,
Aber nimmer eigensinnig
Ihren Schatten halte fest.
Heiter senke, was vergangen,
In den Abgrund jeder Nacht!
Soll der Tag dich frisch empfangen,
Sei getreu doch neu...
Emanuel Geibel